Wie viele Bäume müssen für eine neue B 8 gerodet werden?

Die CDU-Behauptung (KW 2.3.2000), dass für einen Neubau der B 8 "höchstens 600 bis 800 Bäume dem Straßenneubau weichen müssten" hat die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) als sehr amüsant bezeichnet. Hier lege die Königsteiner CDU in Sachen B 8 eine neue Milchmädchenrechnung vor.

Die unabhängige Wählergemeinschaft ALK und Bürgerinitiativen sprechen dagegen von mehreren zehntausend Bäumen. Diese Angaben gehen auf Forstleute zurück. Aber auch der Magistrat der Stadt Königstein hatte in einem Schreiben am 9. Juni 1980 davon gesprochen, dass "30.000 Bäume der Baumaßnahme zum Opfer fallen". Diese Angaben und Schätzungen bezogen sich auf eine vierspurige Straße, für die auch ein Planfeststellungsbeschluss ergangen war. Heute wird zwar davon ausgegangen, dass die neue B 8 zumindest teilweise zweispurig gebaut würde, doch hierfür gibt es keinen Beschluss.

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, vertreten durch Professor Berke, und der seinerzeitige Umweltbeauftragte des Hochtaunuskreises, Forstamtsrat Hermann Hammel wiesen im Januar 1980 darauf hin, dass die geplante Bundesstraße stark in Waldflächen eingreifen würde. Auf Dauer würden mindestens 19 Hektar Wald verloren gehen. Weitere 45 Hektar Wald müssten für den Bau der Straße zunächst eingeschlagen werden, könnten aber später wieder begrünt werden. Auch eine teilweise Neubepflanzung, so das Schreiben, würde die gravierend beeinträchtigte Funktion des Waldes nicht wieder herstellen. Zudem würden die noch nicht kalkulierbaren Folgeschäden für die angrenzenden Waldbestände erheblich sein. Bedeutsamer als den eigentlichen Waldverlust schätzte die Schutzgemeinschaft die Beeinträchtigung aller Waldfunktionen durch die Zerschneidung eines bisher ungestörten Gebietes ein. Nach Erfahrungswerten bedeute der Straßenbau die Entwertung einer zehnfach größeren Waldfläche als für die eigentliche Straße beansprucht würde.

Der frühere Leiter des Forstamtes Königstein, Jörg Freudenstein, erklärte im Januar 1980: "Es ist unerheblich, ob die B 8 zwei- oder vierspurig gebaut wird. Viel entscheidender als der Waldflächenverlust ist der Zerschneidungseffekt der Trasse und die Größenordnung des Landschaftsverbrauchs aus rund 700 Hektar geschlossener Waldfläche an der empfindlichen Nahtstelle zwischen Taunus und Rhein-Main-Siedlungsgebiet. Es ist ein gravierender Fehlschluß zu glauben, man könnte die Abholzung eines in 80 bis 150 Jahren gewachsenen Waldgefüges durch die Pflanzung fuß- und mannshoher Sträucher in siebenfacher Zahl auf den Böschungen auch nur annähernd in allen Funktionen ersetzen." Jeweils 200 Meter Wald auf beiden Seiten der Straße wären als Direkteinflußraum der direkten Einwirkung durch Lärm, Abgase und Winderosion ausgesetzt. Ersatzpflanzungen von buschähnlichen Gewächsen auf den Böschungen der neuen Straße und junge Bäumen sind kein vollwertiger Ersatz. Hinsichtlich der Sauerstoffproduktion, der Sicherung des Grundwassers oder der Reinigung der Luft könnten neu gepflanzte Bäume allenfalls nach vielen Jahrzehnten die bedrohten ausgewachsenen Eichen und Buchen ersetzen. (4.3.2000)

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