Bei der Kommunalwahl am 6. März 2016 hat die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein den größten Erfolg
ihrer bislang 35-jährigen Geschichte erzielt. Mit 35,5 Prozent und 13 Sitzen wurde die ALK erstmals die größte Fraktion
in der Königsteiner Stadtverordnetenversammlung.
ALK-Familienfoto mit Kandidaten, Freunden und Familienangehörigen
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Der Zuwachs gegenüber der Wahl im Jahr 2011 beträgt 3,5 Prozentpunkte und einen Sitz. Bei einer leicht gestiegenen
Wahlbeteiligung von 51,8 % (2011: 50,3 %) wurde die ALK umgerechnet von 2105 Wählern unterstützt, gegenüber 2011 ein Anstieg
um 357 Wähler.
Die bislang stärkste Partei CDU verlor 6,2 Prozentpunkte (jetzt 31,0 %) und zwei ihrer bislang 14 Sitze. In vielen anderen
Städten wie Kronberg (- 4 Sitze) oder Kelkheim gab die CDU bei dieser Wahl deutlich mehr Sitze ab als in Königstein. Die
beiden Sitze der CDU gingen an die FDP, die um 5,6 Prozentpunkte auf 17,4 % wuchs und die Zahl ihrer Sitze um ein Drittel
auf sechs steigerte.
Die SPD verlor 1,6 Prozentpunkte, sackte unter die Zehn-Prozent-Marke auf 9,3 % und büßte einen ihrer bislang vier Sitze
ein (jetzt drei). Die Grünen verloren im Hinblick auf den Fukushima-Effekt mit 0,9 Prozentpunkten auf 6,8 % weniger als
erwartet und halten ihre drei Sitze im Stadtparlament und auch ihren einen Sitz im Magistrat. Im landesweiten Vergleich
haben die Königsteiner Grünen ein Top-Ergebnis erzielt, da fast überall die Grünen sehr deutlich Sitze einbüßten.
Im Magistrat der Stadt Königstein werden auch künftig wie bisher je drei Vertreter von ALK und CDU sowie je ein Mitglied
von FDP, SPD und Grünen sitzen (plus der Bürgermeister).
Von den 12.299 Wahlberechtigten gingen 6.374 Bürger zur Wahl, was eine Wahlbeteiligung von 51,8 % bedeutet. 2,4 % (= 154
Stimmzettel) waren ungültig. Knapp 30 % der Wähler (29,2 %) nutzten die Möglichkeit der Briefwahl.
Während die SPD 184 Wähler pro gewonnenem Sitz im Stadtparlament benötigte, brauchte die FDP 172 pro Sitz, die ALK 162,
die CDU 153 Wähler, und die Grünen benötigten nur 134. Ein Unterschied von bis zu 50 Wählern pro Sitz.
Bei der Zuteilung der beiden letzten Sitze des Stadtparlaments an CDU, FDP, SPD und Grüne war teilweise ein einziger
Stimzettel ausschlaggebend. Die ALK war von einem 14. Sitz nur 18 Wählerstimmen entfernt.
Fünf Kombi-Möglichkeiten in Königstein
Für eine Koalition oder Kooperation gibt es in Königstein fünf Möglichkeiten. Die ALK hätte sowohl mit der CDU (zusammen
25) wie auch mit der FDP (19) eine rechnerische Mehrheit (absolute Mehrheit bei 37 Sitzen = 19). Alle anderen Kombinationen
sind schwierigere Dreier-Konstellationen. Reichen würde es stimmenmäßig für ALK/SPD/Grüne (19), CDU/FDP/SPD (21), CDU/FDP/Grüne
(21) oder als sechste Variante das Vierer-Bündnis CDU/FDP/SPD/Grüne mit 24 Sitzen. Ein solches Vierer-Treffen ohne ALK fand
kurz nach der Wahl statt. In den vergangenen zehn Jahren gab es in Königstein wechselnde Mehrheiten ohne feste Koalition.
AfD auch in Königstein stark
Die AfD war in Königstein nicht angetreten. Hätte sie kandidiert, wären auf sie wohl etliche Prozente und Mandate entfallen.
Bei der zeitgleichen Wahl zum Kreistag Hochtaunus erzielte die AfD in Königstein genau 10,0 Prozent. Die anderen Parteien: CDU
38,2 (-9,2), FDP 19,3 (+6,3), SPD 12,4 (-0,9), Grüne 13,3 (-5,2), Linke 2,3 (+0,8), FWG 4,3 (+1,0) und Reps 0,2 (-0,7).
ALK gewinnt fast überall in der Kernstadt
Die ALK ist jetzt die mit Abstand stärkste politische Gruppierung in Königstein. In der Kernstadt siegte sie in fünf von
sechs Wahlbezirken sowie in Schneidhain in beiden Wahlbezirken mit teilweise deutlichem Vorsprung vor der CDU. Bei der Briefwahl
hatte die ALK die Nase leicht vorn. Die CDU ist weiterhin in Falkenstein und Mammolshain die deutlich stärkste Partei.
Ihre Hochburg hatte und hat die ALK im Wahlbezirk Siedlung (43,8 gegenüber der CDU mit 25,4 %). Die Siedlung hatte auch bei
früheren Wahlen noch vor der Debatte um die Flüchtlingsunterkunft am Forellenweg die besten ALK-Ergebnisse gebracht. Bei den
ALK-Hochburgen folgt Schneidhain Süd-Ost mit 41,0 (CDU 28,3) wohl wegen der Sportplatz-Bebauung). Im anderen Schneidhainer
Bezirk Nord-West ging es dagegen knapper zu: ALK: 34,6 %, CDU 29,5 %. Weitere ALK-Hochburgen sind Königstein Süd-Ost (40,2 %),
Königstein Süd (39,8 %), Königstein Nord-West mit Ölmühlweg und Grüner Weg (39,1 %), Stadtmitte (37,8 %) und die Altstadt (34,8 %).
Die schwächsten Ergebnisse gab es für die ALK in Mammolshain (30,3 %) sowie in Falkenstein Süd (30,2 %) und Falkenstein Nord (26,8 %).
CDU in der Kernstadt fast überall unter 30 Prozent
In der Kernstadt Königstein kam die CDU nur in der Altstadt über 30 Prozent (33,4 %), ihr schlechtestes Resultat erzielte sie
in der Stadtmitte mit 21,7 %. Dort holte die SPD ihr bestes Kernstadt-Ergebnis mit 11,7 %. Die SPD-Hochburgen sind Schneidhain
Nord-West mit 14,6 und Mammolshain mit 12,5 Prozent.
Die drittstärkste politische Kraft Königsteins, die FDP, schwankte zwischen 13,4 und 26,7 Prozent, ihre besten Ergebnisse über
der Zwanziger-Marke fuhr sie in Falkenstein Süd (wo die ALK mit 30,2 % relativ schwach abschnitt) mit 26,7 % sowie in Königstein
Nord-West (Ölmühlweg/Grüner Weg) mit 22,6 Prozent ein. Die Grünen hatten ihre besten Ergebnisse in Königstein Stadtmitte (10,5 %)
und Süd (9,9 %). Mit 4,1 % lagen sie in Königstein Süd-Ost und Nord-West (4,5 %) ganz unten. Im Gebiet Nord-Ost überboten sie aber
immerhin noch die SPD, die dort bei 4,3 Prozent landete.
Sechs ALK'ler in der Top Ten der Stimmenkönige
Bei den kumulierten Stimmen vereinte ALK-Spitzenkandidat Robert Rohr mit 3367 die meisten Stimmen auf sich, gefolgt von dem
CDU-Spitzenkandidaten Alexander Hees mit 3294 Stimmen und dem ALK-Stadtverordneten Manfred Colloseus mit 3119. Auf Platz vier
steht FDP-Spitzenkandidat Alexander von Bethmann, der auf 3081 kommt, einen Teil dieser Stimmen allerdings dem Umstand der
kürzeren FDP-Liste verdankt, da bei FDP-Listenstimmen die ersten zehn Kandidaten automatisch jeweils zwei Kreuzchen erhielten.
Auf Platz fünf steht ALK-Kandidat Thomas Goepel (2830), der von den Wählern um 14 Plätze nach oben katapultiert wurde. Auf Platz
sechs folgt ALK-Vertreterin Nadja Majchrzak (2633) und auf sieben die CDU-Stadtverordnete und in vielen Vereinen aktive Katja
Metz (2593), die CDU-intern einen Sprung von sechs Plätzen schaffte. Platz acht nimmt die im Burgverein und im BUND aktive
ALK-Stadträtin Gaby Terhorst (2567) ein. Auf neun, lediglich eine Stimme zurück, folgt Burgvereinspräsidentin Birgit Becker mit
2566 Stimmen, die allerdings auch Doppelstimmen wegen der kürzeren FDP-Liste bekam. Platz zehn der Stimmenkönige schaffte
Parlamentsneuling Dr. Michael Hesse mit 2519 Stimmen. Unter den Top Ten der Wähler stehen somit insgesamt sechs ALK-Vertreter.
In der Top Ten finden sich zudem gleich vier Mitglieder des Präsidiums des Burgvereins. Und dass Robert Rohr die meisten
Stimmen bekam, liegt wohl auch mit daran, dass er der Vater von Burgfräulein Nora I. ist und beim letztjährigen Festzug des
Burgfestes in einer Kutsche mitfuhr.
Die größten Sprünge auf den Kandidatenlisten schafften drei ALK-Kandidaten: Um gleich 17 Plätze (von 36 auf 19) arbeitete
sich ALK-Kandidat Dr. Peter Haug vor, die ALK-Fraktionsvorsitzende Dr. Hedwig Schlachter kletterte um 16 Plätze von Platz 37
auf 21 und Thomas Goepel machte 14 Plätze gut (17 auf 3). Ein Plus von 13 Plätzen verzeichnete auf der SPD-Liste der ehemalige
Schneidhainer CDU-Ortsvorsteher Bach.
In Falkenstein legt nur die ALK zu
Bei der Wahl zum Ortsbeirat Falkenstein verloren alle im Ortsbeirat vertretenen Gruppierungen außer der ALK. Die CDU büßte
ihre absolute Mehrheit ein und sank um 5,9 Prozentpunkte auf 45,5 % (ein Sitz weniger auf vier Sitze). Die ALK hielt ihre zwei
Sitze und legte fünf Prozentpunkte auf 24,5 % zu. Die FDP gewann trotz eines Minus von einem Prozentpunkt mit 16,2 % einen Sitz
von der CDU und hat jetzt zwei Mandate. Die Grünen hielten bei einem Minus von 3,2 Prozentpunkten auf 8,8 % ihren einen Sitz.
Nach einer mehrjährigen Pause schaffte die SPD auch im neuen Anlauf nicht den Sprung in den Ortsbeirat und scheiterte mit 5,0 %.
Erstmals drei Sitze in Mammolshain
Im Ortsbeirat Mammolshain gewann die ALK einen Sitz hinzu und stellt jetzt drei Vertreter. Diesen Zuwachs verdankt die ALK
einem Plus von 3,0 Prozentpunkten auf 26,8 %. Erstmals sind Mutter und Sohn für eine Fraktion (ALK) im Ortsbeirat vertreten.
Stärkste Partei bleibt mit drei Sitzen (wie die ALK) die CDU trotz eines Rückgangs von 2,8 Prozentpunkten auf jetzt 37,3 % und
dem Verlust eines Sitzes. In ihrer Hochburg Mammolshain erzielte die SPD bei einem Minus von 2,4 Prozentpunkten 12,5 %. Ebenso
wie FDP und Grüne stellen die Sozialdemokraten wie bisher je einen Vertreter im Ortsbeirat. Die FDP verbessert sich um 3,9
Prozentpunkte auf 13,8 %, die Grünen sinken um 1,8 Prozentpunkte auf 7,4 Prozent.
ALK jetzt stärkste Kraft in Schneidhain
Erstmals ist die ALK die stärkste politische Gruppierung in Schneidhain. Die Wählergemeinschaft verlor zwar 0,6 Prozentpunkte
auf 34,7 Prozent, die CDU büßte aber 6,8 Prozentpunkten ein und hat jetzt 29,7 %. ALK und CDU halten ihre drei Mandate. Jeweils
einen Sitz behalten die drei übrigen Parteien: Die SPD legt mit dem ehemaligen CDU-Ortsvorsteher Bach auf ihrer Liste 0,9
Prozentpunkte auf 15,2 Prozent zu. Die bisherige Vertreterin der SPD im Ortsbeirat, die SPD-Stadtverbandsvorsitzende Dr. Seewald,
wird von dem auf Listenplatz zwei postierten ehemaligen CDU-Ortsvorsteher Bach mit einem Vorsprung von 60 Stimmen überholt.
Die FDP wächst um 5,5 Prozentpunkte auf 14,1 % und die Grünen legen einen Prozentpunkt auf jetzt 6,3 % zu.
Abweichendes Wahlverhalten zwischen Ortsbeirat und Stadtparlament
Bei dem Wahlverhalten gab es einige Unterschiede zwischen Ortsbeirat und Stadtparlament. Besonders ausgeprägt war dies in
Falkenstein: Im Bezirk Süd verzeichnet die CDU eine Differenz von über zehn Prozentpunkten (10,5). Während ihre Ortsbeiratskandidaten
43,9 % erhielten, unterstützten nur 33,4 Prozent der Wähler die CDU-Liste für das Stadtparlament. Ähnlich, wenn auch nicht ganz
so ausgeprägt, sah es im Bezirk Nord aus: Dort betrug die Differenz 4,9 Prozentpunkte: für den Ortsbeirat erhielt die CDU 45,8 %,
dagegen für das Stadtparlament nur 40,9 %. Bei der FDP hatte die Liste für das Stadtparlament dagegen 6,3 Prozentpunkte (Nord) und
3,3 Prozentpunkte (Süd) mehr als die für den Ortsbeirat. Die ALK erzielte im Bezirk Süd mit 30,2 % insgesamt 4,1 Prozentpunkte mehr
für das Stadtparlament als für den Ortsbeirat, im Bezirk Nord waren es bei 26,8 % für das Stadtparlament 2,8 Prozentpunkte mehr
als für den Ortsbeirat (23,9 %).
In Schneidhain und Mammolshain waren die Abweichungen zwischen Ortsbeirat und Stadtparlament nicht so stark wie in Falkenstein.
In Mammolshain schnitt die CDU im Ortsbeirat um 3,1 Prozentpunkte besser ab als für das Stadtparlament, desgleichen die SPD mit
1,8 Prozentpunkten mehr. Umgekehrt war es bei ALK (3,8 Prozentpunkte mehr für das Stadtparlament) und Grünen mit einem Plus von
1,2 Prozentpunkten für das Stadtparlament. Bei der FDP betrug die Abweichung lediglich 0,1 Prozentpunkte.
In Schneidhain hatte die SPD wohl Dank des Bach-Effekts im Bezirk Süd-Ost 3,5 Prozentpunkte mehr für den Ortsbeirat und im Bezirk
Nordwest ein Plus von 2,5 Prozentpunkten. Die CDU hatte in beiden Bezirken jeweils ein leichtes Plus zugunsten des Ortsbeirats mit
0,4 und 1,4 Prozentpunkten. Umgekehrt in Richtung Stadtparlament lief es bei den drei übrigen Gruppierungen: Bei den Grünen betrug
die Differenz zugunsten des Stadtparlaments 0,2 und 0,6, bei der FDP 2,1 und 2,0 sowie bei der ALK 1,3 und 1,5 Prozentpunkte.
Verschenkte Stimmen
Interessant ist noch, dass die wählenden Königsteiner über 11.000 Stimmen verschenkt haben: 6.374 Wähler gab es, davon ab 154
ungültige Wahlzettel, verbleiben also 6.220 gültige Stimmzettel. 6.220 * 37 Stimmen macht summa summarum 230.140 Stimmen - dagegen
gab es aber nur 219.114 gültige Stimmen. Somit wurden genau 11.026 Stimmen von den gültig Wählenden verschenkt. Dies entspricht
exakt 298 Wählern (mit jeweils 37 Stimmkreuzchen). So gab es Stimmzettel, auf denen nur ein einziger Kandidat angekreuzt war.
(24.3.2016)