30 Jahre ALK - Ein Zaunkönig für die ALK

Mit rund 200 Gästen hat die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) am Sonntag, den 6. Februar 2011, im Katholischen Gemeindezentrum ihren 30. Geburtstag gefeiert. Neben etlichen Vertretern der politischen Konkurrenz waren Bürger und auch ALK-Mitglieder der ersten Stunde gekommen.

Robert Rohr, Bürgermeister Helm, Dr. Hedwig Schlachter
Ausgestopfter Zaunkönig mit einer Krone als Nest

Die weiteste Anreise hatte mit Berchtesgaden der Arzt Christoph Köhl, der zur ersten ALK-Stadtverordnetenfraktion im Jahr 1981 gehört hatte. In Anspielung auf das gestiegene Alter der Aktiven meinte er, mit seinerzeit drei Ärzten in der Fraktion habe ALK damals „Arzt-Liste Königstein bedeutet. Heute heiße es wohl eher „Alte Liste Königstein“, da sich die einst jungen Aktiven der ersten Stunde den 60 näherten. Dies spreche aber auch für eine hohe Kontinuität und viel gesammelte Erfahrung, ergänzte der ALK-Vorsitzende Robert Rohr. Und auch heute noch stünden fünf Ärzte auf der 104-köpfigen Kandidatenliste, allerdings nicht so weit vorne wie einst.

"aus bestem Holz geschnitzt"

Die Gäste kamen nicht mit leeren Händen: Die Schneidhainerin Runa Hammerschmitt überreichte der unabhängigen Wählergemeinschaft einen ausgestopften Zaunkönig, der das Symboltier der ALK ist. Dieser sitzt passend für Königstein in einem aus einer Krone gestalteten Nest. Ein weiteres besonderes Geschenk hatte ein Mammolshainer Gartenbaubetrieb im Gepäck: eine Castanea sativa, zu deutsch: eine hochstämmige Edelkastanie – allerdings in Form eines Gutscheins. „Nur wer aus bestem Holz geschnitzt ist, kann so eine lange Zeit bestehen“, waren die begleitenden Worte. Jetzt ist es an der ALK, einen geeigneten Standort im Stadtgebiet ausfindig zu machen und diesen Baum zu pflanzen, freute sich die ALK-Fraktionsvorsitzende Dr. Hedwig Schlachter. Und da auch andere mit der Langlebigkeit der ALK rechnen, gab es als Geschenk auch einen Gutschein für drei Saalmieten – eine pro Jahrzehnt des Bestehens.

Buttons mit der Aufschrift „Rettet den Bangert“

Nach der Kronberg-Falkensteiner Gruppe Musikgruppe „Crownhiller“ eröffnete Wolf-Dietloff von Bernuth den Reigen der Grußworte. Der frühere Chef der Bürgerinitiative „Rettet den Bangert“ und ALK-Mitbegründer erinnerte an die einst von der Hoechst AG geplante Splittersiedlung und den Widerstand der Bevölkerung und hob den Anteil der ALK an der Verhinderung des Projekts hervor. Im Gepäck hatte er einen Karton mit den einst weit verbreiteten grünen Buttons mit der Aufschrift „Rettet den Bangert“. Auch Dieter Arnold ließ das Engagement vieler Königsteiner gegen die ursprünglich von allen früher im Stadtparlament vertretenen Parteien beschlossene Bangert-Bebauung aufleben. Der erste ALK-Spitzenkandidat Dr. Christof Loch sprach die Farben des Kurbads an, über die sich einst viele Bürger empört und an die man sich heute zwangsläufig fast gewöhnt habe. Der frühere Stadtrat Dr. Richard Grimm, Professor Dr. Michael Peppel und die seinerzeit mit 22 Jahren jüngste Stadtverordnete Katie Fertsch-Röver ließen noch einmal die Vorbehalte aufleben, die der ALK 1981 und in den Folgejahren von den „etablierten“ Parteien entgegenschlugen.

Und der frühere ALK-Stadtrat Hajo Endriss erinnerte daran, welche Schwierigkeiten die junge Wählergemeinschaft hatte, die von ihr im darauffolgenden Winter für 22 Prozent der Wählerstimmen gespendeten 22 Tonnen Splitt (für die Bürger zum Streuen der Gehwege und zur Vermeidung von Streusalz) auf einem geeigneten Platz abzulagern, weil die Stadtverwaltung mauerte. Thema war auch die unerwartete Langlebigkeit der Wählergemeinschaft. In dem verlesenen Schreiben einer älteren Königsteinerin heißt es „auch ich hätte es nie für möglich gehalten, dass sich die ALK in Königstein so fest etablieren würde. Ich wünsche euch, dass Ihr mit Eurer Arbeit so manches Gute fördern, weniger Gutes bremsen und so für das Allgemeinwohl Königsteins und seiner Bürger stets das Beste erreichen möget“, hieß es weiter.

Feuerzeug mit eingraviertem Zaunkönig

Zu den Gratulanten gehörte auch Brigitte Mayr, die sich für die Unterstützung der Kinderkunstwerkstatt durch die ALK vor 20 Jahren bedankte. „Wir bauen darauf, dass ihr auch in Zukunft noch vielen anderen guten Ideen helft, Realität zu werden“, lautete die durchaus angebrachte Erwartung an die Adresse der unabhängigen Wählergemeinschaft. Ein originelles Geschenk steuerte der Schneidhainer Herbert Hufschmidt bei: Ein Feuerzeug mit eingraviertem Zaunkönig und dem Hinweis auf 30 Jahre ALK. Dieses könne auch zum Entzünden von Lichterketten genutzt werden. Der ALK-Vorsitzende erinnerte daran, dass in den ersten Jahren der ALK Feuerzeuge nicht nur zum Entzünden von Kerzen benutzt wurden. In den achtziger Jahren seien die teilweise bis ein Uhr früh dauernden Fraktionssitzungen total verräuchert gewesen – heute kaum noch vorstellbar. Als Kompromiss zwischen Rauchern und Nichtrauchern wurde dann beschlossen, die erste Stunde der Fraktionssitzungen rauchfrei zu gestalten. Doch dies hatte zur Folge, dass man nach wie vor genauso verräuchert war und einige Raucher später kamen oder während der ersten Stunde zeitweise die Beratungen verließen, um ihrem Laster zu frönen. Heute sind die ALK-Fraktionssitzungen rauchfrei und enden in der Regel zwischen 22 und 23 Uhr. Beibehalten habe die ALK aber das Prinzip, dass es keinen Fraktionszwang gibt. Jeder habe das Recht, im Stadtparlament so abzustimmen, wie er es für richtig halte. Das habe anfangs die politische Konkurrenz etwas verwundert, aber inzwischen komme dies gelegentlich auch bei anderen Fraktionen vor, sagte Rohr.

Gratulanten aller Fraktionen

In seiner kurzen Begrüßung hatte der ALK-Vorsitzende Rohr darauf hingewiesen, dass man an diesem Tag den Geburtstag feiern und den Wahltermin 27.3. eher ignorieren wolle. Zu den Kollegen aus der Kommunalpolitik, die sich ins Katholische Gemeindezentrum begeben hatten, gehörten auch 1. Stadtrat Walter Krimmel (CDU), Stadtrat Karl-Gustav Schramm (FDP), der eine Flasche Falkensteiner Wein mitbrachte sowie die früheren CDU-Fraktionsvorsitzenden Renate Radizi und Dr. Philipp Wiesehöfer sowie der SPD-Stadtverordnete Stefan Kilb. Verbunden mit einem Buchpräsent schrieb die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Renate Herberholz: „Wer hätte bei Gründung der ALK gedacht, dass sie je die Volljährigkeit erreichen würde. Und nun steht sie in einem Lebensalter, in dem sich Erfahrung und Tatkraft im menschlichen Leben optimal verbinden.“ Auch der aktuelle CDU-Fraktionsvorsitzende Alexander Hees hatte nette Worte zur politischen Konkurrenz im Gepäck und sprach die verbesserte Zusammenarbeit an. Als seinerzeit noch richtige Eiszeit zwischen CDU und ALK herrschte und man sich sogar vor Gericht traf, war Hees erst drei Jahre alt und habe an diese Zeit „natürlich nicht so viele Erinnerungen mehr“. Seine zwei Redebeiträge nutzte der CDU-Vorsitzende Andreas Noack auch zu einer Einladung zu einem CDU-Empfang und zur Wiederbelebung eines alten Streits über Plakate. Die kritischsten Worte unter den Festrednern fand der FDP-Vorsitzende und –Spitzenkandidat Alexander von Bethmann. Er hielt der Wählergemeinschaft Opportunismus und die Unterstützung des Hauses der Begegnung vor. Wesentlich freundlicher fiel dann das Grußwort von Bürgermeister Leonhard Helm aus. Dieser hob die gute Zusammenarbeit mit der ALK hervor. Daran ändere auch nichts, dass man in dem einen oder anderen Punkt unterschiedlicher Meinung sei.

Bereit, mit allen Parteien zusammenzuarbeiten

Auch der Grüne Dietmar Hemmerle fand freundliche Worte über die Zusammenarbeit mit der ALK und forderte diese auf, mit ihrer Manpower die Grünen auf überregionaler Ebene zu unterstützen. Diesem Wunsch erteilte der ALK-Vorsitzende freundlich aber bestimmt eine klare Absage. In Königstein gebe es noch genug zu tun, Parteitage und Parteiarbeit seien nicht Sache der ALK. Zu den wenigen Grundprinzipien der Wählergemeinschaft gehöre der Verzicht auf Bundes- und Landespolitik. Und damit sei man bisher sehr gut gefahren. Bei überregionalen Wahlen würden die ALK-Aktiven ihre Kreuzchen sicher bei ganz unterschiedlichen Parteien machen – wer es wo mache, das wisse man nicht und wolle es auch gar nicht wissen, denn für die Arbeit in Königstein sei dies völlig unerheblich, unterstrich Rohr. Das lasse ihn zuversichtlich in die kommenden Jahre blicken. Die ALK sei bereit, für Königstein mit allen Parteien zusammenzuarbeiten, die dies wollten. (9.2.2011)

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