Die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein feiert am Sonntag, den
24. Januar ihren 35. Geburtstag. Dazu lädt die unabhängige Wählergemeinschaft alle interessierten Mitbürger in das
Katholische Gemeindezentrum in der Georg-Pingler-Straße 26 für die Zeit zwischen 11 und 16 Uhr ein.
In der Einladung heißt es: "Es gibt Prickelwasser und Häppchen, Erinnerungen, Gespräche, Nostalgie,
Visionen sowie natürlich ein Wiedersehen mit einst und jetzt Aktiven. Und ein paar Grußworte. Umrahmt
wird der Geburtstag von zwei Auftritten der jungen Königsteiner Musikgruppe 'Memphis Strike'“.
In eben diesem Katholischen Gemeindezentrum war die ALK am 22. Januar 1981 mit einer
Informationsveranstaltung erstmals an das Licht der Königsteiner Öffentlichkeit getreten. Ebenfalls
im Katholischen Gemeindezentrum war am 27. Januar die erste ALK-Kandidatenliste für die Kommunalwahl
beschlossen worden, die aufsehenerregende 75 Namen umfasste. Eigentlich waren es 77 Kandidaten gewesen,
aber ein SPD-Mitglied hatte noch Bedenken bekommen und seine Kandidatur nach einer Nacht des Überschlafens
wieder zurückgezogen genauso wie eine spätere CDU-Kandidatin.
Offensichtlich hatte Königstein angesichts der hundertprozentigen Parlamentsmehrheiten von CDU, SPD
und FDP für Bangertbebauung oder neue B 8 nur auf ein frisches politisches Angebot wie die ALK gewartet.
Mit über 300 Besuchern platzte der Veranstaltungssaal am 22. Januar aus allen Nähten und der seinerzeitige
CDU-Vorsitzende lieferte sein tolles Bonmot, in dem er davon sprach, dass „die CDU in Königstein eine
gottgegebene absolute Mehrheit hat“. Damit hatte er zwar die Lacher auf seiner Seite, mit dieser absoluten
Mehrheit war es dann allerdings am 22. März 1981 vorbei, als die ALK mit sensationellen 22 Prozent und acht
(von 37 Stadtverordneten) ins Stadtparlament einzog.
„ALK stürzt die CDU“ lautete die Schlagzeile der Taunus-Zeitung und die Frankfurter Rundschau schrieb
„lange Gesichter gab es bei allen bislang im Königsteiner Parlament vertretenen Parteien“. „In Königstein
geschah die Sensation der Hochtaunus-Wahlen“ schrieb ein Kommentator.
„Die ALK war und ist keine gewöhnliche Wählergemeinschaft“, resümiert ihr heutiger Vorsitzender Robert
Rohr. Engagierte Bürger, von denen viele zuvor in Bürgerinitiativen aktiv waren, hätten ihre Angelegenheiten
selbst in die Hand genommen und nicht mehr den Parteien überlassen. Die einen kamen von der Bürgerinitiative
„Rettet den Bangert“, andere von der „Bürgerinitiative Umweltschutz“, die sich unter anderem vermeintlich
chancenlos gegen die neue B 8 engagierte, andere kritisierten die Farbgebung des Kurbads oder wollten mehr
Spielplätze und Fahrradwege in Königstein. Entgegen allen Erwartungen hielt diese Verbindung von „linken
Jugendlichen und betuchten Hausbesitzern“, wie der „Spiegel“ seinerzeit schrieb, bis zum heutigen Tag. „Es
bleibt ein großes Fragezeichen – wie lange hält die ALK zusammen“, fragte damals ein Zeitungskommentator.
Politische Beobachter und Vertreter konkurrierender Parteien gaben seinerzeit dem „zusammengewürfelten
Haufen“ eine Lebensdauer von weniger als zwei Jahren, die Aktiven selbst rechneten mit vier Jahren. Dass
es ganz anders kommen sollte, lag und liegt auch am Umgang der aktiven ALK’ler miteinander, schätzt Rohr
ein.
Man habe die überregionale Politik ausgeklammert und für Königstein habe es lokalpolitisch immer ein
sehr hohes Maß an Übereinstimmung gegeben. Die gemeinsame Vision einer überschaubaren Kleinstadt ohne
Bausünden, dafür mit hohem Lebenswert in einer intakten Umwelt habe die politischen Neulinge geeint. Zudem
habe schon damals zu den wenigen Festlegungen gehört, dass es keinen Fraktionszwang gibt. Seit jeher konnten
ALK-Stadtverordnete so abstimmen, wie sie es für richtig hielten – und davon haben sie im Lauf der Jahre auch
zur Verwunderung der politischen Konkurrenz ausgiebig Gebrauch gemacht. Richtig zusammengeschweißt hat die
bunte Truppe der Polit-Neulinge allerdings die heftige Ablehnung, die den „ungebetenen Gästen“ damals von den
etablierten Parteien entgegenschlug, die allesamt Parlamentssitze an die „Neuen“ verloren hatten. Es sollte
dann etliche Jahre wenn nicht gar Jahrzehnte dauern, bis die ALK als kommunalpolitische Kraft akzeptiert wurde.
Heute stellt sie sogar den Stadtverordnetenvorsteher und zwei der drei Ausschussvorsitzenden des Stadtparlaments.
Die ALK, bei der Wahl im Jahr 2011 vom Wähler mit 32 Prozent und zwölf Sitzen im Stadtparlament ausgestattet,
ist nach wie vor die zweitstärkste politische Kraft in Königstein. Auch in der Zukunft wolle die ALK den Bürgern
im Stadtparlament Gehör verschaffen. Wie seither setze die ALK als „Frühwarnsystem“ auf Bürgernähe, Transparenz
und Umweltschutz, unterstrich der ALK-Vorsitzende. Von einem vermeintlich zusammen gewürfelten Haufen habe sich
die ALK zu einer stabilen und respektierten kommunalpolitischen Kraft entwickelt. (14.01.2016)