Trotz Berechtigung wird die Stadt Königstein keine fristgemäße Stellungnahme zum ROV zum Neubau einer B 8 bei Königstein
abgegeben.
Das Stadtparlament von Kelkheim hat sich für die Variante 2.1 ausgesprochen, die Gemeindevertretung von Glashütten
dagegen.
Von Königstein kommt nun quasi eine Enthaltung zu dem geplanten Straßenbau.
Diese Stellungnahmen der drei am direktesten von einer neuen B 8 betroffenen Kommunen sind u.E. keine Basis, die einen
derart starken Eingriff in ortsnahe Naturräume rechtfertigen würde.
In der Haltung zur neuen B 8 sind Bevölkerung und Stadtparlament quasi gespalten. Zwei fast gleich starke Gruppen stehen
einander gegenüber – dies rechtfertigt nicht den Bau dieser Straße mit ihren großen Auswirkungen auf die Lebens- und
Wohnqualität vieler Bürger in den betroffenen Orten. Aber auch Erholungssuchende wären betroffen, deren Refugium stark in
Mitleidenschaft gezogen würde.
Zum Hintergrund des Königsteiner Verhaltens:
Die B-8-Planung wurde von dem früheren Bürgermeister Fricke und der früheren CDU/FDP-Koalition vorangetrieben. Königstein
aber ist in der Frage der B 8 gespalten: Bei der Kommunalwahl kamen CDU und FDP, die die B 8 allgemein befürworten, auf eine
knappe Mehrheit von 19 Stimmen. Die B-8-kritischen Fraktionen ALK, SPD und Grüne erzielten 18 Stimmen. Lediglich 42 Stimmen
gaben den Ausschlag für das 19. Mandat. Hätten diese 42 Bürger statt der CDU die ALK gewählt, wären die Mehrheitsverhältnisse
im Stadtparlament umgekehrt, da dann CDU und ALK gleichermaßen über jeweils 13 Mandate verfügt hätten. Insbesondere der
starke Zuwachs der unabhängigen Wählergemeinschaft ALK auf 33,2 Prozent und 12 Sitze (+3) symbolisiert, dass viele Bürger
in einer neuen B8 nicht mehr die alleinige Lösung der Verkehrsprobleme sehen.
In den Wahlkämpfen für das Bürgermeisteramt und zur Kommunalwahl am 26. März hat sich die CDU zur B 8 sehr differenziert
und in Teilbereichen auch skeptisch geäußert. In der neuen CDU-Fraktion soll es inzwischen auch Kritiker der Variante 2.1
geben.
Auf jeden Fall gibt es auch innerhalb der CDU Kritik an der achtseitigen Stellungnahme der Stadtverwaltung zur
Variante 2.1 der B 8. Es wäre möglich gewesen, dass die von der Verwaltung ausgearbeitete Pro-B-8-Stellungnahme im
Stadtparlament am 22. Juni 2006 keine Mehrheit bekommen hätte. Gegenstimmen hätte es aus grundsätzlichen Erwägungen aber
auch wegen Teilproblemen gegeben. Durch die Absetzung des Tagesordnungspunktes von der Sitzung des Stadtparlaments wurde
möglicherweise ein negatives Votum zur neuen B8 vermieden. Ein Antrag der ALK im Bauausschuss, das ROV auf Grundlage der
Trassenvariante 2.1. einzustellen, wurde erst gar nicht inhaltlich behandelt sondern mit knapper 7:6-Mehrheit wieder von
der Tagesordnung abgesetzt. Auch eine Möglichkeit für die politische Mehrheit, in einer schwierigen Frage eine
Stellungnahme zu vermeiden.
Wir sind der Überzeugung, dass die für Königstein durch eine neue B 8 zu erwartende Entlastung vom Durchgangsverkehr
gering sein und in keinem zu rechtfertigenden Verhältnis zu den gravierenden ökologischen Belastungen stehen würde. Dazu
gehören die Zerschneidung von beliebten Naherholungsgebieten, die Beeinträchtigung der Kaltluftströme und die Gefährdung
der Wassergewinnung insbesondere im Gebiet Steinkopf/Naturfreundehaus/Rombach.
Die Variante 2.1. rückt eine neue B 8 viel zu dicht an Königsteiner Wohngebiete heran. Im Interesse Kelkheims wird
dadurch Königstein stärker belastet.
Das gewaltige Brückenbauwerk in der Nähe des Naturfreundehauses wäre ein zusätzlicher Schaden für das Landschaftsbild.
Dies gilt auch für die monströse Brücke nahe der Roten Mühle. Diese wäre sowohl vom Königsteiner Forellenweg, als auch -
wesentlich gravierender - von der Burg aus zu sehen.
Außerdem würden weite Teile Königsteins und Schneidhains von zusätzlichem Lärm einer neuen B 8 betroffen.
Vor weiteren Planungen sollten die Auswirkungen des derzeit laufenden Königsteiner Kreiselumbaus abgewartet werden. Auch
sind mögliche Tunnelvarianten unseres Erachtens nicht ausreichend geprüft worden.
Zudem wurde inzwischen bekannt, dass die Verkehrsprognose offensichtlich auf einem schweren Fehler basiert und damit
sehr fraglich geworden ist. An der innerörtlichen B 8 in Höhe des Königsteiner Friedhofs registriert eine vollautomatisierte
Zählstelle seit drei Jahren äußerst zuverlässig über Induktionsschleifen jedes Kraftfahrzeug und differenziert zwischen Lkw
und Pkw. An dieser Stelle werden täglich im Durchschnitt 14.400 Kfz gezählt. Die Abweichung zu den Ausgangszahlen der
Verkehrsprognose B 8 ist derart gravierend, dass damit diese Grundlage für die Planung der B 8 hinterfragt werden muss.
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass frühere Stellungnahmen der Stadt Königstein (mit klaren Mehrheiten für die B 8)
seit der Kommunalwahl im März 2006 überholt und obsolet sind. Außerdem gibt es keine positive Stellungnahme von
Stadtparlament oder Magistrat für die aktuelle Trassenvariante 2.1. Wir bitten Sie, die Nichtäußerung der Stadt Königstein
so zu werten, wie es den Tatsachen entspricht und keinesfalls auf überholte Stellungnahmen zurückzugreifen. Derzeit gibt es
weder im Stadtparlament noch in der Bevölkerung eine klare Mehrheit für die B8-Variante 2.1. Dies sollten Sie zur Kenntnis
nehmen und zu der Einschätzung gelangen, dass angesichts dieser Situation ohne eindeutige Mehrheiten in der am direktesten
von einer neuen B 8 betroffenen Stadt Königstein die Variante 2.1. nicht weiter verfolgt werden sollte.
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