Frist für B-8-Einsprüche läuft am 19. Mai 2006 ab

Die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein hat darauf hingewiesen, dass Einsprüche und Anregungen zum Raumordnungsverfahren für eine neue B 8 zwischen Kelkheim, Schneidhain und Königstein Richtung Naturfreundehaus nur noch bis zum 19. Mai an den Regierungspräsidenten in Darmstadt (Luisenplatz 2, 64283 Darmstadt) geschickt werden können.



Informationsbroschüre Aufgew8! (3 Seiten pdf. 1,3 MB)

Außerdem erinnerte die unabhängige Wählergemeinschaft an den Jahrestag der Dammbesetzung am 5. Mai, der sich am Freitag zum 27. Mal jährt. Seinerzeit hatten junge Umweltschützer im Liederbachtal in der Nähe der Roten Mühle ein Naturdorf errichtet und dort zwei Jahre lang ausgeharrt, um auf die Probleme durch die geplante autobahnähnliche Straße hinzuweisen.

Der ALK-Vorsitzende Robert Rohr kritisierte die kurze Auslegungsfrist der Unterlagen zum Raumordnungsverfahren in den Rathäusern von Königstein und drei anderen Orten. Wegen der zweiwöchigen Osterferien hätten viele Bürger keine oder nur unzureichend Zeit gefunden, die umfangreichen und komplizierten Unterlagen durchzuarbeiten. Diese Straße werde seit über vierzig Jahren geplant, da dürfe es eigentlich nicht auf eine um zwei Wochen verlängerte Auslegung ankommen, meinte er. Ein entsprechender Widerspruch der ALK war vom Regierungspräsidenten zurückgewiesen worden.

Viele Bürger im Taunus seien überzeugt, dass die Nachteile einer neuen B 8 deren erhoffte Vorteile weit überwögen, erklärte Rohr in einem Schreiben an den Regierungspräsidenten. Da die Entlastung in Königstein relativ gering und die zusätzliche Belastung für Glashütten hoch sein werde, seien der zu erwartende gravierende Eingriff in die Natur in direkter Umgebung Königsteins und die hohen finanziellen Aufwendungen aus Mitteln der Steuerzahler nicht vertretbar.

In ihrem Schreiben nahm die Wählergemeinschaft zu einigen Aspekten Stellung. So werde die Straße wesentlich teurer als heute eingeräumt. Es gebe in Deutschland viele Straßenprojekte, die dringlicher, stärker entlastend, ökologisch vertretbarer und zudem noch preisgünstiger seien.

Die ALK schlug vor, die Validität der Verkehrsprognosen am Beispiel Königsteiner Kreisel zu überprüfen. Deshalb solle abgewartet werden, ob der Kreisel-Umbau tatsächlich die von den Gutachtern errechnete Entlastung erbringe.

Trotz der in den vergangenen Jahrzehnten vorgenommenen Umplanungen würde die neue B 8 einen katastrophalen Eingriff in die Natur bedeuten. Dies hätten auch die Planer eingeräumt: "Ein komplizierter Raum", ein "insgesamt ökologisch kritisches Gebiet", hatten sie zugegeben. Auch die ausgewählte Trasse ist nach Meinung der ALK nicht umweltverträglich - diese sei allenfalls von mehreren schlimmen Varianten die für die Umwelt ein klein wenig unschädlichere Variante.

Da es die Aufgabe der Planer gewesen sei, die Strecke zu finden, die die Schutzgüter Mensch, Natur, Kosten am wenigsten beeinträchtige, hätten sie nach dem UVP-Gesetz gar nicht zu dem Ergebnis kommen können, dass die Null-Variante, also der Verzicht auf das gesamte Straßenprojekt, die insgesamt beste Variante wäre. Aber dieses Ergebnis habe es nicht geben können, weil dies nicht Auftrag der Planer gewesen sei.

Aus Sicht der Königsteiner sei besonders kritisch, dass die B 8 ein Stück näher als ursprünglich vorgesehen an Königstein heran gerückt werden solle, um ökologisch besonders wertvolle Natur zu schonen. Leidtragende seien die Anwohner, die durch Lärm und/oder Verkehr noch stärker belastet würden.

In der Debatte um die Zukunft Königstein werde häufig die Stadt als Klinikstandort herausgestellt. Doch die Klinik Dr. Brandt werde über den Ölmühlweg als B-8-Zubringer wesentlich mehr Verkehr vor die Haustür bekommen. Stark betroffen wäre auch das Schulungszentrum KTC, gleichzeitig das größte Hotel Königsteins, das an zwei Seiten von einer neuen B8 flankiert würde.

Die umgebenden Wälder mit ihrer Natur, den Erholungsgebieten und Spazierwegen, sind das Kapital Königsteins. Naherholungsgebiete in fußläufiger Entfernung würden durch eine neue B 8 zerstört/zerschnitten/beeinträchtigt: Rote Mühle, Rettershof, Steinkopf, Naturfreundehaus, Braubachtal, Liederbachtal, usw.

Das Landschaftsbild würde zerstört durch große Straßendämme und zwei gewaltige Brückenbauwerke. Naturschönheiten wie das Rombachtal, einst das sauerstoffreichste Tal Deutschlands, würden zerstört. Auf das Stoltze-Plätzi im Braubachtal konnten künftig Autofahrer von der geplanten gewaltigen B-8-Brücke herunter spucken.

Tausende gesunder Bäume, auch Jahrzehnte alte Buchen und Eichen, würden gefällt. Der Zerschneidungseffekt beeinträchtige einen wesentlich größeren Anteil des Waldes als nur die Straßenfläche und die Dämme. Viele Bäume müssten gefällt werden, um die Baustelle zu erreichen und dort arbeiten zu können.

Der Straßenbau würde auch erhebliche Beeinträchtigungen für die Tierwelt, auch durch Zerschneidungseffekte, mit sich bringen. Dämme seien kaum überwindbare Barrieren.

Die neue B 8 tangiere u.a. Feuchtgebiete bei Schneidhain und verlaufe direkt durch das Königsteiner Wassereinzugsgebiet am Stollen Rombach.

Der Wind, die für das Rhein-Main-Gebiet so wichtigen Kaltluftströme, weht an 75% der Tage von Nordwest. Dieser Wind weht auch den Lärm in Richtung Königstein. Neue Wohngebiete würden beschallt, ohne dass gleichzeitig andere Gebiete grundlegend entlastet würden.

Die neue B8 wäre nach Ansicht der ALK für Königstein ein schlechtes Geschäft: Um Natur zu schonen, wurde die Straße näher an Königstein herangerückt: Von Lärm künftig zusätzlich betroffen wären u.a. Erdbeerstein, Kohlweg, Ölmühlweg, Grüner Weg, Rombergweg, Wiesbadener Straße und Teile des Johanniswalds.

Das Motiv für den Straßenbau war, Königstein und die Anwohner von Verkehr zu entlasten. Ein edles Motiv, das, wenn die Stadt schon so viele Lasten auf sich nehme. Auch tatsächlich erreicht werden sollte - aber nach den Verkejrsprognosen nicht annähernd erreicht werde. Für Kelkheim seien die Vorteile größer.

An den täglich zahlreichen Staus im dicht besiedelten Rhein-Main-Gebiet wird nach Überzeugung der Umweltschützer auch eine neue B8 nicht viel ändern. Auch nach einem B-8-Bau werde Königstein keine Oase ohne Verkehr, viele Autofahrten hätten Königstein als Ziel und Ausgangspunkt.

Einige Straßen in Königstein werden laut Gutachten entlastet, die einen mehr, die anderen weniger. Am stärksten entlastet wird die Strecke am Friedhof: Künftig "nur" noch 16.000 Kfz, was einem Minus von 6.600 entspricht. Davon fahren aber 800, bzw. 2.200 auf den Ölmühlweg, um zur neuen Auffahrt am KTC zu kommen.

Neue Verkehrsströme in West/Ost (Ziel Ffm/OF A3 über Feldbergzubringer/OU/A661)und Nord/Süd würden durch eine neue B 8 angezogen. Die günstige Straßenführung würde Mautflüchtlinge und Abkürzer der Strecke Köln-Frankfurt anziehen und damit zusätzlichen Verkehr in die Region ziehen. Staus würden z.B. an das Main-Taunus-Zentrum verlagert. Maut-Flüchtlinge und Autobahn-Abkürzer könnten von der Abfahrt Camberg bis zur Auffahrt MTZ oder über den Feldbergzubringer in Richtung Offenbach einige Minuten und Sprit sparen.

Wer Straßen gut ausbaut, zieht Autos an: Dorthin, wo früher höchstens der Förster in seinem Auto unterwegs war, würden nach dem Verkehrsgutachten knapp 22.000 Kfz in der Nähe Erdbeerstein und 23.000 am Bangert/Steinkopf/KTC fahren.

Die Effekte eine neuen B 8 wären nach Einschätzung der Umweltschützer: Kelkheim würde entlastet. Die Pendler aus dem Hintertaunus würden Zeit auf dem Weg nach Frankfurt sparen. Dies würde mittelfristig zu neuen Baugebieten im Hintertaunus und Limburger Land führen. In Königstein würden zwar einige Straßen von Verkehr entlastet, aber dafür würden andere Straßen zusätzlich belastet. Insgesamt käme mehr Verkehr in die Region und es gäbe mehr Lärm für einige Teile Königsteins.

Wer einen Strich unter Belastung und Entlastung ziehe, müsse zu dem Ergebnis kommen: Die Entlastung für Königstein ist gering, der Schaden für andere Königsteiner und die Natur ist hoch. Die Pro-Argumente reichen nach Ansicht der ALK nicht aus, sind eine zu schmale Basis für einen derart gravierenden Einschnitt in die Lebensqualität vieler Menschen und in die Natur. (2.5.2006)

Ausführliche Informationen und Mustereinwendungen:
BUND Ortsverband Königstein-Glashütten

Einwendung des Königsteiner Bürgers und ALK-Mitglieds Richard Grimm (15 Seiten pdf. 110 KB)

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