Die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein hat dem alten und neuen Königsteiner Bürgermeister zur
Wiederwahl gratuliert. Leonhard Helms Fleiß und allgegenwärtige Präsenz hätten sich für ihn ausgezahlt, erklärte die
ALK-Fraktionsvorsitzende Dr. Hedwig Schlachter. Sie bot Helm eine faire Zusammenarbeit an, auch wenn sich in jüngster Zeit
die zwischen Bürgermeister und Wählergemeinschaft kontroversen Themen deutlich erhöht hätten.
So klar das Ergebnis scheine, so gebe es auf den zweiten Blick doch einige Besonderheiten.
Ungewöhnlich hohe Zahl ungültiger Stimmen
Schlachter gratulierte auch dem Gegenkandidaten Michael Binder, der trotz eines äußerst sparsamen Wahlkampfs ohne Plakate
und Zeitungsanzeigen als bislang politischer Nobody ein überraschend gutes Ergebnis eingefahren habe. Dies müsse dem Sieger
zu denken geben, sagte Schlachter, da wohl einige Stimmen für den Gegenkandidaten eher als Nein zum Amtsinhaber zu werten
seien, meinte sie. Hinzu komme die mit fünf Prozent ungewöhnlich hohe Quote ungültiger Stimmen. 71,7 Prozent der gültigen
Stimmen für Helm klingen zwar eindrucksvoll, auf die Gesamtzahl der 11.848 wahlberechtigten Königsteiner bezogen seien auf
Helm aber (nur) 25,4 Prozent entfallen. Schlachter lobte die von Helm nach der Wahl geäußerte Erkenntnis, dass die hohe Zahl
der ungültigen Stimmen ein Signal sei, das bei ihm angekommen sei.
Schlachter vermutet Wähler, die sich bei der Kommunalwahl 2011 für die unabhängige Wählergemeinschaft ALK entschieden,
sowohl unter Binder- wie auch Helm-Wählern, aber auch bei den bewusst ungültigen Stimmen sowie unter den Nichtwählern. Sie
sei überzeugt, dass auch etliche Wähler, die mit einigen politischen Punkten Helms nicht einverstanden seien, diesem
trotzdem ihre Stimme gegeben hätten, da sie ihn menschlich schätzten und ihn im Vergleich mit dem Gegenkandidaten für das
sogenannte „kleinere Übel“ gehalten und die Verwaltungserfahrung und die Präsenz Helms honoriert hätten. Nach Ansicht der
ALK könne man das Wahlergebnis nicht unbedingt als Votum für ein „weiter so“ interpretieren.
Bestes Ergebnis für Gegenkandidat Binder in Falkenstein
Etwas rätselhaft sei das Wahlergebnis in Falkenstein. Obwohl dieser Stadtteil normalerweise eine CDU-Hochburg ist,
erzielte Gegenkandidat Binder dort in einem der beiden Wahlbezirke sein bestes Ergebnis mit 36,8 Prozent. Lag dies nun am
Thema Feuerwehrgerätehaus oder an dem Umstand, dass viele Falkensteiner CDU-Aktive noch vor sechs Jahren zu den
engagiertesten Gegnern des CDU-Mitglieds Helm gehörten, der seinerzeit gegen die offizielle CDU-Kandidatin Karin Weikamp
antrat und mit 68,8 Prozent siegte, fragte Schlachter. Da im Jahr 2012 die CDU nun offiziell Helms Kandidatur unterstützte,
dürfte offensichtlich sein, dass Helm viele einstige Weikamp-Wähler übernommen habe und er andererseits dafür etliche seiner
früheren Wähler verloren habe. So fehlten ihm im Vergleich zur seinerzeitigen Stichwahl nicht nur knapp 750 Wähler, sondern
es habe auch ein erheblicher Stimmenaustausch stattgefunden.
Sein zweitbestes Ergebnis mit 36,4 Prozent habe Binder im Umfeld des Schneidhainer Sportplatzes erzielt. In diesem
Wahlbezirk habe es die höchste Wahlbeteiligung in Königstein und die mit Abstand meisten ungültigen Stimmen gegeben. Ein
besseres Ergebnis für Binder hätten möglicherweise der CDU-Ortsvorsteher Bach und seine Mitstreiter verhindert, indem sie
kurz vor der Wahl mit etwas weniger abschreckenden, allerdings unverbindlichen Zahlen über die Höhe der geplanten Neubauten
auf dem Sportplatz an die Öffentlichkeit getreten seien.
Die Wahlbeteiligung von 37,2 Prozent findet Schlachter zwar bedauerlich, sie sei aber auch nicht so ungewöhnlich, wie
diese in den vergangenen Tagen in den Medien hingestellt worden sei. Zum einen sei der Rückgang ein allgemeiner Trend, da in
Deutschland in den vergangenen Jahren die Wahlbeteiligung in der Regel deutlich rückläufig gewesen sei. Zudem seien bei der
Bürgermeister Stichwahl im Jahr 2006 (Helm gegen Weikamp) mit 46,8 gerade mal zehn Prozent mehr zu den Wahlurnen gegangen.
Und bei der Wahl des Jahres 2000 Fricke (CDU) gegen Klemke (SPD) seien es mit 38,3 Prozent Wählern ähnlich wenige wie jetzt
gewesen. Eine höhere Wahlbeteiligung werde eben eher erreicht, wenn es zwischen den kandidierenden Personen und deren
Programmen deutliche Unterschiede gebe wie seinerzeit im Jahr 1996 bei der ersten Bürgermeister-Direktwahl, als der
Wahlkampf zwischen dem CDU-Amtsinhaber Bertram Huke und dem ALK-Vorsitzenden Robert Rohr 56,6 Prozent der Wahlberechtigten
zur Wahl schreiten ließ.
ALK hat sich vor dem Wahltermin neutral verhalten
Die unabhängige Wählergemeinschaft hatte wie auch bei der früheren Bürgermeisterwahl ohne ALK-Beteiligung nicht zur Wahl
eines bestimmten Kandidaten aufgerufen. Zudem habe sich die ALK in den Wochen vor dem Wahltermin absolut neutral verhalten.
Die Wählergemeinschaft habe keine Pressemitteilungen veröffentlicht, aus denen man Kritik an einem der Kandidaten
herauslesen oder die Empfehlung für einen der beiden hätte hineininterpretieren können, unterstrich Schlachter. (29.1.2012)