Die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein ist mit der Auskunftspolitik von Bürgermeister Leonhard Helm
unzufrieden. Dabei geht es um eine Entgrünungsaktion am Königsteiner Wahrzeichen. Ehrenamtliche Helfer hatten im August
in einer konzertierten Aktion wucherndem Bewuchs von den Burgmauern entfernt.
„Das ehrenamtliche Engagement des Vereins für Denkmalpflege schätzen wir sehr“, erklärte ALK-Fraktionsvorsitzende
Nadja Majchrzak, „denn Pflege und Erhaltung der Burgruine sind sehr wichtig für Königstein“. Deswegen habe die unabhängige
Wählergemeinschaft ALK auch zusätzlich 150.000 Euro für Sanierungsmaßnahmen der Burg in den Haushalt 2017 einstellen
wollen, habe dafür aber keine Mehrheit gefunden.
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz nicht gestattet
In Sachen Burg hat sich die Fraktionsvorsitzende in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung mit einer einfachen
Frage frei nach dem Motto „wer nicht fragt, bleibt dumm“ an Bürgermeister Leonhard Helm gewandt. Sie wollte erfahren,
ob die Entgrünungsaktion im August mit Genehmigung der Stadt oder der Unteren Naturschutzbehörde stattfand. Wie allgemein
bekannt sein sollte, sind derartige Rückschnitte nach dem Bundesnaturschutzgesetz (§39 BNatSchG) in der Zeit vom 1. März
bis 30. September nicht gestattet, es sei denn, es liegen behördliche Genehmigungen vor. Grund hierfür ist der Schutz von
wild lebenden Tieren in naturnahen Gebüschen und anderen Gehölzen während der Brut- und Setzzeit.
Antwort vor dem Stadtparlament verweigert
Auf diese Frage sei der Bürgermeister in der Sitzung allerdings die Antwort schuldig geblieben, bedauerte Majchrzak.
Er hätte zwar die Antwort gewusst, habe diese aber offenbar aus prinzipiellen Gründen vor dem Stadtparlament verweigert,
so die ALK-Sprecherin. Trotz Nachfragens sei er hartnäckig bei seiner Auffassung geblieben, dass er diese Frage nicht
beantworten müsse, da diese bereits in einem der Ausschüsse im Vorfeld der Stadtverordnetenversammlung gestellt und von
ihm beantwortet worden sei. Unabhängig davon, ob dies zutreffe, so betonte die Stadtverordnete, sei der Vertreter des
Magistrats verpflichtet, im Stadtparlament, dem obersten Organ der Stadt, Fragen zu beantworten, die unter dem
Tagesordnungspunkt „Anfragen“ gestellt werden. Die Geschäftsordnung sehe keine Ausnahmeregelungen für eventuell in
ähnlicher Form in anderen Gremien der Stadt gestellte Fragen vor. Es sei das gute Recht eines jeden Stadtverordneten,
sich im Stadtparlament mit Anfragen an den Magistrat zu wenden.
Zudem wies die ALK noch in der Sitzung darauf hin, dass diese Frage bislang in keinem Ausschuss gestellt worden sei.
Im Bau- und Umweltausschusses sei nicht nach der Entgrünungsaktion vom August gefragt worden. Die dort gestellte Anfrage
habe sich auf die noch nicht erfolgte Beantwortung einer im Juni gestellten schriftlichen Anfrage zu den baulichen
Sanierungsmaßnahmen auf der Burg in den vergangenen Jahren bezogen, wie auch dem Protokoll der Sitzung zu entnehmen sei.
Bürgermeister räumt in der Presse seinen Irrtum ein
Zwischenzeitlich habe der Bürgermeister offenbar seinen Irrtum erkannt – gegenüber einer Lokalzeitung habe er später
freimütig eingeräumt, dass die ALK-Frage zuvor in einem Ausschuss weder gestellt noch beantwortet worden sei. Die
tatsächliche Antwort auf die ALK-Frage durften die Parlamentarier dann der Presse entnehmen: Es gab keine behördliche
Genehmigung für grundlegende Arbeiten auf der Burg, lediglich Aufräumen und Saubermachen seien gestattet worden, so Helm,
Einschnitte ins Grün seien ausdrücklich untersagt worden. Auch wenn er das Engagement des Vereins für die Burg schätze,
hätte er sich ein anderes Vorgehen gewünscht, sagte der Bürgermeister laut Presse.
Niemand erwarte von Bürgermeister Helm, dass er alle Anfragen aus dem Stegreif beantworten könne, so Majchrzak. Es
irritiere aber, wenn der Bürgermeister die Antwort kenne, diese aber vor dem Stadtparlament verweigere.
Wann liegt das lange versprochene Pflegekonzept vor?
Im Zusammenhang mit der Burg fragt sich die stärkste Fraktion des Stadtparlaments, wann das lange versprochene Konzept
vorliegen wird, das endlich Klarheit schaffen soll, wie das Königsteiner Wahrzeichen unter Gesichtspunkten des Denkmalschutzes
und der Ökologie gepflegt werden soll. (5.10.2016)