CDU - alle Mann von Bord

Als äußerst ungewöhnlich hat die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) den Rückzug der kompletten Spitze des Königsteiner CDU-Ortsvorstandes bewertet. Nicht nur der Vorsitzende sondern auch dessen beide Stellvertreter und der Kassierer hätten den Abschied aus ihren bisherigen Funktionen angekündigt.

Natürlich habe jeder der bisherigen Funktionäre vordergründig einleuchtende und nachvollziehbare Begründungen wie Alter, Ämterhäufung oder Beruf mitgeliefert, so die ALK-Fraktionsvorsitzende Dr. Hedwig Schlachter. Das geballte Auftreten dieser Rückzugsbewegung mache aber sehr nachdenklich.

Denn nicht nur der CDU-Vorsitzende werde jetzt nicht mehr für diesen Posten antreten, auch die CDU-Spitzenkandidatin bei der Kommunalwahl im März, die seinerzeitige CDU-Fraktionsvorsitzende Radizi, habe vor einigen Wochen ihre Funktion aufgegeben. Zudem sei auch die FDP-Vorsitzende Kampf zurückgetreten. Damit sind drei von vier Spitzenleuten der neuen Koalitionspartner CDU und FDP innerhalb weniger Monate von ihren Positionen abgetreten. Eine solche Rücktrittswelle der Verantwortlichen, so Schlachter, sei eher bei Wahlniederlagen, nicht aber nach Wahlsiegen üblich. Fast dränge sich der Eindruck auf, als habe im Regierungslager jemand die Parole "Alle Mann von Bord" ausgegeben.

In Bezug auf den vorgesehenen neuen CDU-Kommandeur Georgi hat die ALK keinerlei Hoffnung, dass sich das Klima in der Kommunalpolitik verbessern werde. Dieser Waffenbruder des Bürgermeisters sei bislang eher als peinlicher Zwischenrufer denn als konstruktiver Debattenredner aufgefallen. Sogar von der eigenen CDU-Wählerschaft sei Georgi bei der Kommunalwahl im März durch das Kumulieren deutlich abgestraft worden: Er wurde von den Königsteiner CDU-Wählern von seinem prominenten Listenplatz sechs auf den dreizehnten Platz herabgestuft. Möglicherweise brauche die CDU in den anstehenden Wahlkämpfen einen "harten Hund" für die Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner, meinte Schlachter.

Bei der jüngsten Kommunalwahl habe Georgi seine strategischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt, indem er beim Aufstellen der CDU-Wahlplakate alle anderen Parteien und Wählergemeinschaften ausmanövrierte. Während sich alle anderen an den genehmigten Termin für die Plakatierung hielten, besetzte Georgi mit seinen CDU-Plakaten bereits durch einen Frühstart am Vortag die besten Plätze für seine Partei. Offensichtlich findet der neue CDU-Spitzenmann kleine Regelverletzungen ganz in Ordnung, wenn sie der eigenen Truppe von Nutzen sind. (25.11.2001)

Nachtrag: Am 28. März 2002 trat der neu gewählte CDU-Vorsitzende Peter Georgi von seinem Amt zurück und legte sein Stadtverordnetenmandat nieder. Die Königsteiner CDU wird jetzt kommissarisch von Dr. Friedrich Hug geführt. (30.3.2002)

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