Am 2. März 2013 ist im Haus der Begegnung vor rund 600 Gästen mit einem Festakt das Jubiläum der Verleihung der
Stadtrechte an Königstein im Taunus vor 700 Jahren, am 27. Februar 1313, gefeiert worden.
Festakt anlässlich der Verleihung der Stadtrechte an Königstein vor 700 Jahren
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„Wir Johannes, von Gottes Gnaden König zu Böhmen und Polen, erweisen Philipp diese besondere Gnade, dass sein Burgflecken,
genannt Königstein, dieselben Rechte und Freiheiten genießen und gebrauchen soll, welche die Stadt Frankfurt genießt“ – so
lautet der Text der Urkunde vom 27. Februar 1313, die Königstein fast auf den gleichen Rang wie Frankfurt hob.
Königstein ist die älteste Stadt mit Stadtrechten im heutigen Hochtaunuskreis. Die erste urkundliche Erwähnung Königsteins
war im Jahre 1215. In den Kreis der historischen Städte aus dem Mittelalter gehört auch die Nachbarstadt Kronberg, das 1330
eingeschränkte Stadtrechte und 1367 dann auch Marktrechte erhielt.
Nachfolgend Auszüge aus der Moderation von Bürgermeister Leonhard Helm und Stadtverordnetenvorsteher Robert Rohr, die
durch den Abend führten.
Die Texte basieren auf Informationen von
Stadtarchivarin Beate Großmann-Hofmann.
Einen Bürgermeister hat Königstein noch gar nicht all zu lange – gemessen an ihrem Bestehen. Die Umwälzungen des Jahres
1848 machten auch vor Königstein nicht halt. Zuvor wurde die Stadt von einem Schultheiß geleitet, der von der Obrigkeit
eingesetzt war. Am 3. März 1848 wurde dann Schultheiß Georg Eigner abgesetzt und der Konditor Jakob Hees zum „Bürgermeister“
gewählt. Der Begriff „Schultheiß“ verschwand, dafür kam „Bürgermeister“ – ursprünglich war dies die Bezeichnung für den
Stadtrechner, der für die Finanzen zuständig war. Für die Finanzen der Stadt ist auch heute noch der Bürgermeister zuständig.
1893 kam die neue Städteverordnung, seitdem hat Königstein nicht mehr einen Gemeinderat, sondern einen Magistrat. Die
erste Stadtverordnetenversammlung fand am 5. April 1895 statt
„Es wird beschlossen, dem Herrn Regierungspräsidenten auf
seine Anfrage zu berichten, daß hier die Magistratsverfassung eingeführt und 12 Stadtverordnete gewählt werden sollen.“
Die nächste Stadtverordnetensitzung fand am 12. September 1895 statt, der - erste überhaupt - Stadtverordnetenvorsteher
war Wilhelm Fischer, der zuvor zweimal Bürgermeister der Stadt Königstein gewesen war (1855-1869, 1881-1893).
Strategisch günstige Lage
Wie das Leben ganz zu Anfang in Königstein war und wann die Burg errichtet wurde, wissen wir nicht genau. Die Burg hat
eine herausragende strategische Lage, heute würde man sagen, sie ist „verkehrsgünstig“ gelegen. Sie blickt auf die wichtige
Handelsstraße Frankfurt – Köln. Das zog natürlich Menschen an. Hier an der Taunushöhe, rund eine Tagesreise von Frankfurt
entfernt, wurde übernachtet und gegessen, hier wurden Pferde und Zugtiere gewechselt und die Karren repariert. Das waren die
Anfänge. Später in der Eppsteiner Zeit (1418-1535) und unter den Stolbergern (1535-1581) war Königstein Residenzschloss und
unsere kleine Stadt ein Residenzort. Und hier fand höfisches Leben statt, so gab es zum Beispiel den Minnesänger Erhard
Wameshaft, der für die Tochter Eberhards III. von Eppstein aus Dankbarkeit für die Pflege während einer Krankheit, ein Lied
schrieb.
Unter den Mainzern Ausbau zur Landesfestung
In den Jahren 1581 bis 1803 befand sich Königstein unter der Herrschaft des Kurfürstentums Mainz. Da war es aus mit der
mehr herrschaftlichen Residenz: Die Kurfürsten bauten das „Schloss“ sukzessive zur Landesfestung und zum Staatsgefängnis aus.
Unter den vielen Gefangenen ist heute vor allem die „Muse der Romantik“, Caroline Schlegel-Schelling, in Erinnerung. Der
letzte Reifenberger Ritter hingegen, Philipp Ludwig, Domherr von Mainz, Halberstadt und Trier, verbrachte mehrere Jahre als
Gefangener in der Festung und verstarb im Kerker, wahnsinnig geworden, im Jahr 1685.
Als Landesfestung und als Verwaltungsmittelpunkt kam Königstein unter den Mainzern jedoch eine große Bedeutung zu.
Zerstörung der Burg im Jahr 1796
Ab 1792 wurde Königstein wegen der günstigen Lage und der Festung in die Kriegshandlungen mit einbezogen. Im Dezember
1792, die Festung war von französischen Truppen besetzt, erlebte Königstein einen furchtbaren durch preußischen Beschuss
verursachten Brand, der die Stadt weitgehend zerstörte. 1796 sprengten französische Soldaten die Festung. Seitdem überragen
die Ruinen die Stadt. Fast 20 Jahre lang, bis zu den Befreiungskriegen 1813-1815, hatte Königstein mit seinen knapp 1000
Einwohnern unter den Kriegsbelastungen zu leiden. Zerstörungen, Fourageleistungen und Krankheiten belasteten die Stadt so
stark, dass ein Vierzeiler die Situation wie folgt beschrieb: „Hat wer ein Loch im Ärmel, sei groß er oder klein, so heißt
es Gott erbärme, der ist von Königstein"
Besetzung durch Franzosen und Briten
Königstein, an der alten „Hohen Straße“ gelegen, hatte durch diese Lage immer viele Kontakte nach „draußen“: Schweden,
Franzosen, Kosaken waren hier oder zogen durch – leider oftmals im Zusammenhang mit kriegerischen Auseinandersetzungen. Nach
dem Ende des Ersten Weltkriegs (1918) war Königstein elf Jahre lang von zunächst Franzosen und dann Briten besetzt.
In der Zeit von 1919 bis 1928 war der Bürgermeister von Königstein zugleich der Landrat des „Hilfskreises Königstein“.
Aufschwung durch Kur und Touristen
Nach Königstein kamen auch Gäste ohne Uniform – Touristen und Kurgäste vor allem, als Königstein sich einen Namen als
Kurort gemacht hatte.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde Königstein durch die Königsteiner Anstalten zu einem bedeutenden kirchlichen Zentrum, dessen
große Kongresse Gäste aus aller Welt hierher führten, die dann den Namen Königstein wiederum in alle Welt hinaustrugen.
Der Kurbetrieb hat Königstein zu wirtschaftlichem Aufschwung ab 1851 verholfen. In Hotels und Sanatorien fanden Konzerte
und Tanztees statt. Prominente, Künstler und Intellektuelle waren gern gesehene Gäste in Königstein: Da waren die Mitglieder
des europäischen Hochadels, die auch kamen, um den Herzog von Nassau, Adolph, und seine Gemahlin Adelheid Marie, in deren Sommerresidenz zu besuchen. Ihnen hat Königstein so manche Wohltat zu verdanken. Es kamen auch der Frankfurter Poet und Journalist Friedrich Stoltze, der Dirigent Otto Klemperer, der Komponist Paul Hindemith, der Schriftsteller Carl Sternheim, der Maler Ernst Ludwig Kirchner und der Schriftsteller Gerdt von Bassewitz.
Mit fünf renommierten Kliniken spielt die Kur im heilklimatischen Kurort Königstein nach wie vor eine große Rolle.
Wichtiger Konferenzort nach dem 2. Weltkrieg
Nach 1945 spielte Königstein eine wichtige Rolle als Tagungsort. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen hochrangige Politiker
im „Haus der Länder“ (Sonnenhof/Villa Rothschild) ein und aus. Unter den wichtigen Konferenzen hat die
Ministerpräsidentenkonferenz am 24. März 1949 eine besondere Bedeutung - bei dieser wurde der Weg geebnet für die
zwei Monate später erfolgte Verabschiedung des Grundgesetzes. Und wäre Frankfurt Bundeshauptstadt geworden und nicht Bonn,
dann wäre der Sonnenhof der Sitz des Bundesrates geworden.
Vor hundert Jahren im Jahr 1913 konnte die Stadt Königstein das runde Jubiläum 600 Jahre Stadtrechte nicht gebührend
feiern, da nicht genügend Bares in der Stadtkasse war. Daran hat sich innerhalb von 100 Jahren zwar nicht viel geändert,
aber in diesem Jahr wird gefeiert. 700 Jahre Stadtrechte werden in diesem Jahr mit vielen unterschiedlichen Veranstaltungen
gefeiert, für jeden dürfte etwas dabei sein. Das Engagement der Bürgerinnen und Bürger wird die liebens- und lebenswerten
Seiten dieser kleinen Stadt auch in nicht immer so einfachen Zeiten aufzeigen.
„Eine kleine Stadt unter unzähligen anderen?“
Den Festvortrag „Eine kleine Stadt unter unzähligen anderen? Königstein am 27. Februar 1313!“ hielt bei dem Festakt am
2. März Dr. Felicitas Schmieder, Professorin für Geschichte und Gegenwart Alteuropas an der Fernuniversität Hagen. Sie wurde
in Frankfurt geboren und wuchs in Kelkheim auf. Sie ging in Königstein zur Schule und machte an der Taunusschule ihr Abitur.
Ihre Promotion hatte das Thema „Europa und die Fremden. Die Mongolen im Urteil des Abendlandes vom 13. bis in das
15. Jahrhundert“.
Im Jahr 2000 habilitierte sich Frau Schmieder mit einem ganz anderen Thema, das ihre Vielseitigkeit aufzeigt: „Frankfurt
am Main im Mittelalter. Eine kirchliche Stadtgeschichte“ Hinzu kamen Lehrtätigkeiten in Frankfurt, Konstanz, Gießen, Prag
und als Gastprofessorin in Budapest.
Die Anzahl ihrer wissenschaftlichen Veröffentlichungen nähert sich mittlerweile der Marke Hundert. Besonders
erwähnenswert die 2012 bereits in 3. Auflage erschienene Monografie „Die mittelalterliche Stadt“. Und dass Frau Schmieder
mit der Geschichte ihrer Heimat vertraut ist, belegt ihr Beitrag im Burgfestbuch von 1994 mit dem Titel „Die Herren von
Falkenstein auf Burg Königstein. Unfreie in der Führung des Reiches“.
Untermalt wurde der weitere Abend von der Gruppe Spîlfroîde. Diese besteht aus vier Mitgliedern unserer Königsteiner
Ritter. Sie sorgten für ein stimmungsvolles mittelalterliches Ambiente mit Harfe, Tenor- und Altblockflöte, Garklein,
Sopranblockflöte, Rahmentrommel sowie Drehleier und Psalterium.
Am 27. Februar 1313 erhielt Königstein die Stadtrechte verliehen
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