ALK für Tempo 30 in Wohngebieten

In Königsteiner Wohngebieten wird nach wie vor zu schnell gefahren. Das berichtete der ALK-Vorsitzende Robert Rohr nach der Auswertung der ersten Messungen, die mit dem neuen Geschwindigkeitsanzeigegerät (GAG) vorgenommen wurden. Spitzenreiter war ein Autofahrer, der mit 88 Sachen in einer Tempo 30 Zone unterwegs war. In einer anderen Straße hielt sich in einem verkehrsberuhigten Bereich kaum ein Autofahrer an die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit.

Das "GAG" der ALK.

Die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) hatte das Gerät im vergangenen Jahr gekauft und der Stadt zur Verfügung gestellt. Die Kosten von 3.400 Euro waren durch Spenden von ALK-Mitgliedern aufgebracht worden. Das GAG hängt jeweils zwei Wochen an einem Standort. Wer Vorschläge hat, wo das GAG in Königstein eingesetzt werden soll, kann sich an den ALK-Vorsitzenden Robert Rohr (Telefon oder Fax jeweils 21863) wenden oder mailen an robertrohr@t-online.de oder über den Kommentarlink zu diesem Text

Das Gerät registriert die Anzahl der Fahrzeuge in beide Richtungen und deren Tempo und zeigt den Autofahrern mit großen Ziffern, wie schnell sie unterwegs sind. Bei ihren Bemühungen um mehr Verkehrssicherheit in Königstein habe sich die ALK bewusst für den mahnenden Zeigefinger entschieden. Durch die angezeigte Geschwindigkeit solle den Autofahrern ins Bewusstsein gerufen werden, dass sie zu schnell seien und dadurch Mitmenschen gefährden könnten. Die unabhängige Wählergemeinschaft hofft, dass dies dazu beiträgt, dass Autofahrer insbesondere in den Wohngebieten die zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht überschreiten. Die ALK setzt auf Vernunft und Einsicht der Autofahrer, ohne dass gleich Knöllchen mit Bußgeldern und eventuell Punkten verteilt werden.

Die Ergebnisse im Einzelnen: In dem verkehrsberuhigten Bereich "Am Wäldchen" in Schneidhain hielten sich nur 76 der 487 registrierten Fahrzeuge an die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit. Dies entspricht einer Quote von 16 Prozent. Oder anders herum: In dieser Wohnstraße waren 84 Prozent aller Autos zu schnell unterwegs. Selbst wenn in dieser Straße Tempo 30 statthaft wäre (was es aber nicht ist), so wären immer noch 20 % der Verkehrsteilnehmer zu schnell gefahren. Dies sei nicht akzeptabel, erklärte Rohr. In verkehrsberuhigten Bereichen seien alle Verkehrsteilnehmer, also auch Fußgänger, gleichberechtigt. Die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit solle auch dazu dienen, Fußgänger und insbesondere Kinder zu schützen. Anlass für die Messung in der Straße war ein Unfall, bei dem ein Kind angefahren worden war. Betroffene Eltern hatten die ALK gebeten, in der Straße die Geschwindigkeit zu testen, damit sie handfeste Fakten für ihr weiteres Vorgehen in die Hand bekommen. Zu den möglichen Maßnahmen könne beispielsweise gehören, die Tempo-Regelung deutlicher auszuschildern und verkehrsberuhigende Maßnahmen einzurichten. Aber auch der Einsatz des städtischen Blitz-Autos mit dem im Amtsdeutsch genannten "Geschwindigkeitsüberwachungsgerät" sei eine Maßnahme. Der feine Unterschied bei den beiden Geräten, so Rohr, liege in der Unterscheidung "anzeigen" oder "überwachen". Fahrern, die mit dem städtischen Überwachungsgerät geblitzt werden, drohen Geldbußen und Punkte bis hin zum Fahrverbot.

Messungen im Hainerbergweg ergaben, dass dort bei erlaubten 30 Stundenkilometern die schnellsten mit 53 km/h unterwegs waren. Insgesamt überschritten 21 % der Autofahrer die erlaubte Höchstgeschwindigkeit. An den beiden Testtagen hatte das GAG in dieser Straße innerhalb von 24 Stunden an einem Mittwoch 812 Fahrzeuge und an einem Freitag 958 registriert.

Wesentlich mehr Fahrzeuge sind auf dem Mammolshainer Weg zwischen Kreisel und Mammolshain unterwegs: Dort sind es im Durchschnitt täglich 3.300 Fahrzeuge. Nur vier Prozent fahren dort schneller als die erlaubten 50 Kilometer, was aber vielen Anwohnern bereits viel zu schnell und gefährlich ist. Die ALK unterstützt deren Forderung, auch in dieser Straße Tempo 30 einzuführen. Die Messungen ergaben, dass im Mammolshainer Weg 70 % der Autos mehr als 35 Stundenkilometer fahren.

Im Ölmühlweg (zwischen Grünem Weg und Kohnstamm-Weg) werden dagegen ganz andere Geschwindigkeiten gefahren. Dort fielen an den Testtagen gleich drei Rennfahrer mit 88 Spitze auf. Zwei von ihnen fuhren dieses Tempo stadtauswärts bei erlaubten 50 km/h. Der dritte Raser war dreimal so schnell wie erlaubt: es schaffte es, die stadteinwärts zulässigen 30 Stundenkilometer noch um 58 Kilometer zu überschreiten. Wäre an diesem Tag das GÜG und nicht das GAG im Einsatz gewesen, er wäre wohl seinen Führerschein für eine Weile los geworden.

Aber auch unabhängig von den unrühmlichen Spitzenfahrern ist die Geschwindigkeitsbilanz im Ölmühlweg nicht positiv: Unter der erlaubten Höchstgeschwindigkeit in Richtung Stadtmitte von Tempo 30 blieben lediglich sieben Prozent der Autofahrer, 93 % waren zu schnell. Aber auch wenn dort nicht 30 sondern 50 Stundenkilometer zulässig wären, dann wären an den drei Testtagen noch immer 18 Prozent der Autofahrer zu schnell gewesen. Dies bestärkt die ALK in ihrer Forderung nach einem generellen Tempo 30 für Wohnstraßen. Dann bestehe zumindest die Hoffnung, dass die Autofahrer dann nicht schneller als 50 fahren würden. Denn wenn 50 km/h erlaubt seien, dann werde auch diese Grenze überschritten. Dies wird im Ölmühlweg auch in der Gegenrichtung stadtauswärts belegt: Dort sind ab dem Grünen Weg 50 Stundenkilometer erlaubt, aber auch dieses Tempo wird von jedem dritten Fahrzeug zum Teil deutlich überschritten. An den drei Testtagen waren von den 3.287 stadtauswärts fahrenden Autos insgesamt 1.143 zu schnell. Davon fuhren 17 sogar noch schneller als 75.

Im Ölmühlweg sind an Werktagen im Schnitt 2.500 Fahrzeuge unterwegs, am Samstag ohne Berufsverkehr aus Richtung Schloßborn und Ruppertshain sind es 1.840 Autos. (27.4.2004)

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