Die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein hat die erneute Kandidatur von Bürgermeister
Leonhard Helm nicht überrascht. Es habe sich schon seit langer Zeit abgezeichnet, dass Helm eine dritte
Amtszeit anstrebt, erklärte die stellvertretende ALK-Vorsitzende Dr. Hedwig Schlachter. Überrascht habe
lediglich das Etikett „unabhängig“, das ihm die Königsteiner CDU anheften wolle.
Zwar habe die CDU-Vorsitzende Annette Hogh offenherzig als Motiv genannt, dass unabhängige Kandidaten
„aller Erfahrung nach meist sehr viel erfolgreicher als parteigebundene“ seien, doch diese taktische
Finesse rechtfertige eine Einstufung Helms als unabhängig noch lange nicht.
Gehört dem CDU-Vorstand seit 2015 wieder an
Er sei seit 30 Jahren CDU-Mitglied, er gehöre dem CDU-Vorstand seit 2015 wieder an und er dominiere
wie man höre fast jede Sitzung der CDU-Fraktion, fasste Schlachter zusammen. Wie könne ein solcher Kandidat
ernsthaft als „unabhängig“ bezeichnet werden, wollte sie wissen. Man könnte meinen, Helm segle unter falscher
Flagge in den Wahlkampf.
Bürgermeister, die tatsächlich parteiunabhängig sind, haben in Hessen die Vereinigung „Parteiunabhängige
Bürgermeister (PUB)“ gegründet. Diese sind nach eigener Definition parteilos oder gehören Freien
Wählervereinigungen an.
Die Königsteiner CDU habe möglicherweise eine neue Kampfkandidatur Helms gegen einen anderen CDU-Kandidaten
gescheut. In Erinnerung an den Bürgermeister-Wahlkampf 2006, als Helm gegen die offizielle CDU-Kandidatin Weikamp
antrat und siegte, habe die heutige CDU-Vorsitzende Hogh bemerkenswert offen eingeräumt, dass seinerzeit der
CDU-Stadtverband gespalten war und dass man später die Gräben habe zuschütten müssen. Eine erneute Spaltung habe
die CDU nicht riskieren wollen. Anders herum ausgedrückt könne man sagen, die CDU habe sich der Entscheidung Helms
für eine erneute Kandidatur gebeugt. Ist der Verzicht der CDU auf einen eigenen Kandidaten vor allem eine
vorbeugende Schadensbegrenzung, fragte Schlachter.
Bei Themen wie Kurbad und Kindergarten elf Jahre lang Zeit gehabt
Schwach findet die ALK-Vertreterin das Argument der CDU-Spitze für die erneute Kandidatur Helms, dass dieser
angepackte Themen wie Kurbad und Kindergarten gut zu Ende bringen müsse. Hierfür habe Helm elf Jahre lang Zeit
gehabt, ohne dass man wirklich vorangekommen sei. Dies sei umso schwerwiegender, da es für diese beiden Projekte
immer große Mehrheiten in der Stadtverordnetenversammlung gegeben habe.
Als erstaunlich bewertete die ALK das Engagement der CDU-Mitglieder bei der Entscheidung über eine erneute
Kandidatur Helms. Zu der entscheidenden CDU-Jahreshauptversammlung, die hauptsächlich zur Unterstützung der
Kandidatur Helms einberufen wurde, seien gerade mal kaum mehr als 20 Parteimitglieder und drei Journalisten
erschienen. Begeisterung sehe anders aus, meinte die ALK-Sprecherin, Überzeugung spreche eine andere Sprache.
Bemerkenswert sei auch, dass offen darüber abgestimmt wurde, Helm zu unterstützen. Dabei habe ein Mitglied mit
Nein gestimmt. Es sei müßig zu spekulieren, ob bei einer geheimen Abstimmung das Bild anders ausgesehen hätte.
Zudem wisse niemand, ob die vielen ferngebliebenen CDU-Mitglieder dadurch ihre Zufriedenheit mit Helm ausdrücken
oder aber eine Gegenstimme bei offener Abstimmung vermeiden wollten. (18.7.2017)