Wasserpreis ist kein Schreckgespenst

In der Debatte um eine mögliche Schließung des Kurbads gehört der Wasserpreis zu den gerne benutzten Argumenten der Befürworter einer mindestens zehn Millionen Euro teuren Sanierung. Doch wie stichhaltig ist dieses Argument überhaupt? Das hat nun die ALK hinterfragt.

Königsteiner Wasserwek im Billtal

In der Antwort des Magistrats auf eine Anfrage des ALK-Stadtverordneten Andreas Colloseus kam nebenbei auch heraus, dass der Großabnehmer Kurbad einen ordentlichen Rabatt von den städtischen Stadtwerken erhält.

Kurbad erhält beim Abwasser 50 Prozent Rabatt

Bei der Antwort von Bürgermeister Leonard Helm in der jüngsten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung wurde erstmals ein für das Kurbad beim Abwasser gewährter Rabatt von 50 Prozent öffentlich erwähnt. Niemand wisse mehr, warum diese Regelung bestehe, hatte der Bürgermeister hinzugefügt. Während die Bürger im Jahr 2015 für den Kubikmeter Abwasser 2,80 Euro zahlten, wurde das Kurbad lediglich mit dem halben Betrag von 1,40 Euro zur Kasse gebeten.

Auf das Jahr 2015 bezogen waren es nach Angaben des Bürgermeisters exakt 44.909 Kubikmeter Abwasser, die vom Kurbad abgeleitet wurden. Damit habe die zuständige Kur GmbH insgesamt 62.872,60 Euro gespart, errechnete die unabhängige Wählergemeinschaft ALK. Dieser Betrag müsse dem jährlichen städtischen Zuschuss für das Bad von über 700.000 Euro hinzugerechnet werden, so Colloseus. Unklar sei, wie lange dieser Rabatt bereits gewährt werde. Falls das Kurbad von Anfang an nur die halbe Gebühr für Abwasser gezahlt habe, so sei in den vergangenen 39 Jahren nach heutigen Preisen wohl eine Millionensumme zusammengekommen.

Bei diesem Vorzugspreis legen die Stadtwerke drauf

Ärgerlich sei zudem, dass bei diesem Vorzugspreis die Stadtwerke und damit die Königsteiner Bürger noch drauflegten, kritisierte der ALK-Stadtverordnete. Schließlich zahle Königstein dem Abwasserzweckverband Main-Taunus pro Kubikmeter 2,04 Euro bei einer Einnahme von lediglich 1,40 Euro und unterstütze dabei das Kurbad pro Kubikmeter mit 64 Cent. Diese verdeckte Subvention habe allein im Jahr 2015 insgesamt 28.741,76 Euro betragen. Von der im Jahr 2015 registrierten Menge an Abwasser von 926.968 Kubikmetern entfielen 44.909 auf das blauorange Bad. Falls knapp 45.000 Kubikmeter Abwasser bei einer Schließung des Bades nicht mehr mit 64 Cent pro Kubikmeter subventioniert würden, verbillige sich die Gebühr für alle Abnehmer um drei Cent.

„Der Wasserpreis würde steigen, falls der Großabnehmer Kurbad wegfällt“

„Der Wasserpreis für alle Königsteiner wird steigen, falls der Großabnehmer Kurbad wegfällt“, lautet das wiederholt geäußerte Schreckensszenario. Schließlich laufen Jahr für Jahr durch Becken und Duschen des Kurbads knapp 45.000 Kubikmeter Trinkwasser. Bezogen auf das Jahr 2015 entsprachen die exakt 44.909 Kubikmeter. Knapp fünf Prozent der gesamten Königsteiner Trinkwassermenge von 961.513 Kubikmetern, berichtete Andreas Colloseus, der diese Angaben vom Magistrat erhalten hatte. Wenn das Kurbad als Großabnehmer wegfiele, müssten die bislang gezahlten Wassergebühren auf die übrigen Gebührenzahler, sprich die Königsteiner Bürger umgelegt werden, so die Befürworter der Sanierung. Schließlich, so deren Argumentation, handele es sich bei den meisten Kosten, die den Wasserpreis definieren, um feste Kosten der Stadtwerke, die unabhängig von der verkauften Wassermenge zu Buche schlagen. Dieses Argument sei auf den ersten Blick einleuchtend, räumte der ALK-Stadtverordnete ein. Doch wenn man sich die zugrundeliegenden Zahlen genau betrachte, schrumpfe das Argument zum Scheinriesen, der sich beim besten Willen nicht als Schreckgespenst eigne.

Unter dem Strich Erhöhung um knapp zwei Prozent

Mit der guten alten Dreisatz-Rechnung komme man zur Erkenntnis, dass im Falle eines Falles der Preis für Wasser zwar um 12 Cent pro Kubikmeter steige, das Abwasser aber um drei Cent billiger werde. Unter dem Strich steige die Gebühr pro Kubikmeter Wasser/Abwasser somit um insgesamt neun Cent. Dies entspreche einer Erhöhung um knapp zwei Prozent (exakt 1,69 %), so Colloseus.

Senkung um 23 Cent überwiegt Mehrkosten von neun Cent

Vollends in sich zusammen breche das Schreckensszenario, wenn man berücksichtige, dass die Stadtverordnetenversammlung den Gesamtpreis für Wasser und Abwasser von bislang insgesamt 5,31 ab dem Jahreswechsel auf 5,08 Euro gesenkt hat. Diese Senkung um 23 Cent überwiege deutlich jene Mehrkosten von neun Cent, die bei einem Wegfall des Wasser-Großkunden Kurbad anfielen. Für eine Familie mit einem Wasserverbrauch von jährlich hundert Kubikmetern hätte sich im Jahr 2015 die zu zahlende Gebühr von 531 Euro um neun Euro auf 540 Euro erhöht. Im aktuellen Jahr 2017 würde diese Familie nach der veränderten Gebühr bei einem etwaigen Wegfall des Großkunden Kurbad 517 Euro und damit 14 Euro weniger als im Vorjahr zahlen müssen. (31.1.2017)



Kurbad Außenbecken
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