Als „moderat“ hat der Ex-Kurbad-Geschäftsführer Rainer Kowald in der lokalen Presse die Zuschüsse für das Königsteiner
Kurbad bezeichnet. Der Betriebskostenzuschuss läge im Moment bei jährlich 300.000 Euro. Um auf diese Zahl zu kommen, werde
hierbei allerdings tief in die Trickkiste gegriffen und deutsches Bilanzrecht einfach außer Kraft gesetzt, kritisierte die
ALK.
Kurbad Königstein
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Anstatt Aufwendungen und Erträge darzustellen und einen Verlust, beziehungsweise Gewinn auszuweisen, ziehe Kowald vom
Jahresfehlbetrag einfach den sogenannten Kapitaldienst ab. Anscheinend ohne zu wissen, dass vom Kapitaldienst lediglich die
Zinsaufwendungen eine Komponente in der Gewinn- und Verlustrechnung sind, jedwede Tilgungsleistung aber außen vor bleibt und
stattdessen als Verminderung der Verbindlichkeiten in der Bilanz dargestellt wird. Offenbar rechne Kowald frei nach dem
Motto "was kümmert mich geltendes Bilanzrecht, Hauptsache es kommt eine 'moderate' Zahl so um die 300.000 Euro als
Jahresfehlbetrag heraus", meinte der ALK-Finanzexperte Berthold Malter.
Laut Haushaltsplan Zuschuss von 873.000 Euro
Fakt ist, die Zahlen der Kur GmbH sind rot. Im Jahr 2012 lag der Fehlbetrag bei 705.000 Euro, in den Jahren zuvor bei
647.000 und 799.000 Euro, informierte der Stadtverordnete der unabhängigen Wählergemeinschaft. Für das Jahr 2013 ist laut
Haushaltsplan der Stadt Königstein ein Zuschuss von 873.000 Euro geplant.
Die Verluste der Kur GmbH werden von der Stadt Königstein durch den jährlich im Haushalt eingeplanten Zuschuss von
356.000 Euro sowie die nachträgliche Begleichung des Differenzbetrages zum tatsächlichen Fehlbetrag ausgeglichen. Nach
Auffassung der ALK wird sich an den hohen städtischen Zuschüssen der Stadt für das Kurbad nicht viel ändern. Diese Zuschüsse
werden mit Geld bezahlt, das der finanzschwachen Stadt Königstein an anderen Ecken fehlt, so Malter.
Die jüngste Wortmeldung von Rainer Kowald hat weitere Fragen aufgeworfen. So rätselt die zweitstärkste Fraktion des
Stadtparlaments, wie Kowald bei seinen Berechnungen auf die Höhe des Kapitaldienstes der Kur GmbH für das Jahr 2013 kommen
konnte. Tatsache ist, dass die Kur GmbH selbst im Jahr 2012 rund 55.000 Euro an Zinsen zahlte, Tendenz sinkend. Unklar ist
auch, wie Kowald auf jährlich rund 180.000 Besucher im Kurbad kommt. Im Jahr 2012 waren es jedenfalls noch knapp 169.600.
Seit 2007 wurde die Marke von 180.000 Besuchern lediglich im Jahr 2009 leicht übertroffen. Die stolzen 234.000 Besucher von
2001 gehören leider schon lange der Vergangenheit an.
Wenn diese Zahlen falsch seien, so liege das auch am Bürgermeister
Die ALK wies auch den Vorwurf von Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) zurück, einige der von der ALK angeführten Summen
seien "schlichtweg falsch". Wenn diese Zahlen falsch seien, so liege das auch am Bürgermeister, denn die ALK habe nur Zahlen
verwendet, die aus Papieren des Bürgermeisters und des Magistrats oder anderen offiziellen Quellen stammen. So stand auf
Seite 5 im "Haushaltssicherungskonzept", das der Magistrat auf Vorlage des Bürgermeisters beschlossen hat, die
Angabe, dass bei der möglichen Variante zur Verbesserung des Haushalts bei der "Reduzierung Zuschüsse auf 0 Euro" die Stadt
Königstein für das Kurbad jährlich 873.000 Euro weniger zahlen müsse. Und exakt diese Zahl findet sich auch als "Zuschuss
Kurbad" auf Seite 354 des städtischen Haushalts, den CDU, FDP und SPD für das laufende Jahr beschlossen haben. Im
Haushaltssicherungskonzept, das beim Landrat eingereicht wurde, steht mit keinem Wort, welche Kosten bei einer Schließung
des Bads auf Königstein zukämen, wie sie Rainer Kowald vorgerechnet habe.
"... eine Freundschaft wird das nie"
Herr Kowald schrieb "ALK und Kurbad - eine Freundschaft wird das nie!" - Man könnte aber wohl eher formulieren "Kowald
und ALK - eine Freundschaft wird das nie", denn schon zu Zeiten Kowalds als Kurbad-Geschäftsführer hatten ihn Vertreter der
ALK im Aufsichtsrat immer wieder wegen dessen Finanzpolitik kritisiert - und in dieser Zeit waren die Verluste der Kur GmbH
auch schon mal deutlich höher als nach dem Ende der Ära Kowald. (3.9.2013)