Baugebiet am Kurbad: 18 Meter sind zu hoch

„Vergessen wir mal das Kurbad samt Defizit und fragen nur, ob wir uns daneben ein Baugebiet mit insgesamt neun bis zu 18 Meter hohen Häusern vorstellen können“, sagte die ALK-Fraktionsvorsitzende Dr. Hedwig Schlachter nach der jüngsten Kontroverse im Stadtparlament. Nach Ansicht der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) ist die Gretchenfrage, ob die von einem Investor geplanten vier- und sechsgeschossigen Wohnhäuser, die zum Teil das Kurbad deutlich überragen würden, ins Stadtbild passen.

Perspektivische Visualisierung der Bebauung mit einer Genauigkeit von plus/minus einem Meter. Erstellt vom Architekturbüro Engel & Haehnel im Auftrag der ALK

(Bild anklicken für Vollbild)

Der Investor und die parlamentarischen Unterstützer dieses Projekts bezeichnen die anvisierten Wohnblöcke verniedlichend als „Villen“, doch die Gebäude mit insgesamt 86 Wohnungen seien alles andere als das, was man sich üblicherweise unter dem Begriff „Villa“ vorstelle. Hinzu komme der ökologische Aspekt, da das 22.000 Quadratmeter große parkähnliche Grundstück einer Erbengemeinschaft, das das Kernstück der Bebauung bildet, eher ein Wald sei und für eine Bebauung zahlreiche Bäume gefällt werden müssten.

Die ALK-Fraktionsvorsitzende dankte CDU und SPD, dass diese nicht erneut den Versuch unternommen hätten, die Bebauung dieses Areals unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu behandeln. Lange genug sei hinter verschlossenen Türen in den Aufsichtsräten von Kur und Grundstücks GmbH über die Verwertung des knapp 5.800 Quadratmeter großen städtischen Grundstücks „Wiesengrund“ und die geplante Bebauung gesprochen worden. Umso überraschter seien jetzt etliche Bürger gewesen, als sie unlängst erfahren hätten, welch intensive Bebauung neben dem Kurbad angestrebt werde. Staffelgeschosse und die architektonische Einbindung von villenartigen Stilmitteln würden den Anblick aber wohl kaum mildern.

3D-Simulation von CDU, FDP und SPD abgelehnt

Viele Bürger könnten sich nicht unbedingt vorstellen, wie sich die geplanten Häuser vor der Kulisse des Falkensteiner Burgbergs ausnehmen würden, und wie das Neubaugebiet von der Stadt oder von der Königsteiner Burg aus auf den Betrachter wirken werde, meinte Schlachter. Deshalb habe die unabhängige Wählergemeinschaft auch beantragt, eine 3D-Simulation zu erstellen, um die Dimension der Gebäude und deren Einpassung in die Landschaft besser erfahrbar zu machen. Leider sei der entsprechende Vorstoß im Stadtparlament von CDU, FDP und SPD abgelehnt worden, bedauerte die Fraktionsvorsitzende. Nur umfassend informierte Bürger könnten aber das Vorhaben in seiner gesamten Dimension bewerten.

Unter allen Umständen müsse eine Bebauung vermieden werden, bei der hinterher etliche Kommunalpolitiker sich von den Ausmaßen distanzierten, so wie dies beispielsweise immer wieder beim Baugebiet Neuenhainer Wald geschehen sei, auch wieder in der jüngsten Debatte des Stadtparlaments. Viele hätten sich seinerzeit nicht vorstellen können, wie das Gebiet nach Umsetzung des Bebauungsplans aussehen würde, erinnerte Schlachter. Dies dürfe nicht erneut geschehen. Alle Entscheidungsträger sollten anhand einer 3D-Simulation plastisch nachvollziehen können, was auf die Stadt zukomme.

Wie zwei Hörner vor dem Falkensteiner Burghain

Die ALK meldete erneut Bedenken gegen die Höhe insbesondere der beiden hinteren Gebäude an. Diese würden wie Hörner vor dem Falkensteiner Burghain stehen. 18 Meter seien viel zu hoch. Zudem werde die optische Wirkung unangenehm verstärkt, da die Topographie ansteige und die höchsten Häuser an der höchsten Stelle nach hinten errichtet werden sollen. Die Bewohner der obersten Geschosse könnten dann fast die Falkensteiner Burg sehen.

„Gated Community“ in Vorstellung des Investors

Die unabhängige Wählerschaft ALK bedauerte, dass im Stadtparlament ihr Antrag mit einem Votum gegen eine sogenannte „Gated Community“ nach amerikanischem Vorbild keine Mehrheit fand. Eine solch abgeschottete Wohnsiedlung sei kein an die Wand gemaltes „Schreckgespenst“, wie FDP-Chef Otto in der Debatte meinte, sondern durchaus im Bereich des Möglichen. Schließlich habe der Investor genau dieses Konzept bei einer Vorstellung des Projekts vor Kommunalpolitikern vertreten.

Die Frage sei ohnehin, was sich die Stadt Königstein in den nächsten Jahren noch leisten könne. Es gehe nicht mehr darum, was man sich leisten wolle, sondern leisten könne. Nach dem HdB mit aus dem Ruder gelaufenen Sanierungskosten sowie jährlichem Betriebskostenzuschuss würden die Sanierung des Kurbads samt jährlichem Zuschuss, das Krankenhaus, die Sanierung des Altenwohnheims, Sanierung oder Neubau des städtischen Kindergartens, die Ausweitung der U3-Betreuung, ein neuer Hort, usw. kommen. Wie das die Stadt mit geringen Einnahmen und bereits vorhandenen städtischen Schulden von über 60 Millionen Euro stemmen könne, sei absolut unklar. (20.2.2012)

Planskizze des interessierten Investors
Kommentar senden Zur Startseite