Perspektivische Visualisierung der Bebauung mit einer Genauigkeit von plus/minus einem Meter.
Erstellt vom Architekturbüro Engel & Haehnel im Auftrag der ALK
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„Einfach nur erschreckend! Noch viel schlimmer als ich es mir vorgestellt habe.“ Mit diesen Worten kommentierte eine
langjährige ALK-Stadtverordnete die Visualisierung der neben dem Kurbad geplanten Bebauung durch ein Architekturbüro.
„Das ist noch wuchtiger als in den schlimmsten Vorstellungen“, erklärte eine andere Stadtverordnete. Und wieder ein anderer
meinte, bei Betrachtung des visualisierten Baugebiets dränge sich die Bezeichnung "Palazzo Prozzo hoch 5" auf. Diese
Reaktionen von Stadtverordneten, die in ihrer langjährigen kommunalpolitischen Tätigkeit schon mit vielen Bebauungsplänen zu
tun hatten, wirft nach Ansicht der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) ein bezeichnendes Licht auf das
geplante Baugebiet.
86 Wohnungen in verniedlichend als „Stadtvillen“ bezeichneten Bauwerken
Auf dem Wiesengrund und einem privaten Grundstück will ein Investor auf einer Fläche von rund 28.000 Quadratmetern sieben
viergeschossige sowie zwei sechsgeschossige Gebäude errichten. In diesen verniedlichend als „Stadtvillen“ bezeichneten
Bauwerken sollen insgesamt 86 Wohnungen untergebracht werden, erläuterte der ALK-Stadtverordnete Andreas Colloseus. Zudem
müssten zahlreiche stattliche und teilweise sehr alte Bäume gefällt werden. Zudem sei ein ökologisch wertvolles Biotop
unterhalb des Höhenbachs bedroht. Der Preis, der für die Sanierung des Kurbads durch das Neubaugebiet gezahlt werden solle,
sei zu hoch.
CDU, FDP und SPD hatten im Stadtparlament 3D-Simulation abgelehnt
Viele Bürger könnten sich nicht unbedingt vorstellen, wie sich die geplanten Häuser vor der Kulisse des Falkensteiner
Burghains ausnehmen werden, und wie das Neubaugebiet von der Stadt oder von der Königsteiner Burg aus auf den Betrachter
wirken werde, meinte die ALK-Stadtverordnete Christiane Winterstein. Nachdem CDU, FDP und SPD im Stadtparlament die
ALK-Forderung nach einer 3D-Simulation abgelehnt hatten, habe sich die unabhängige Wählergemeinschaft nicht entmutigen
lassen, sondern selbst eine perspektivische Visualisierung der Bebauung bei dem Architekturbüro Engel & Haehnel aus Münster
in Auftrag geben, das auf das sogenannte Rendering, das heißt die Visualisierung geplanter Bauwerke, spezialisiert sei.
Dazu trug die ALK Grundrisse, Angaben über die Gebäudekörper wie Höhe, Anzahl der Geschosse, Geschosshöhen, Lageplan und
fotografische Aufnahmen vom Plangebiet zusammen. Ein Teil der Daten stammt von dem interessierten Bauträger. Dazu wurde die
Topographie des Geländes von einem Architekturbüro mit einem GPS-Gerät mit einer Genauigkeit von plus/minus einem Meter
aufgenommen.
Nur informierte Bürger können das Vorhaben in seiner Dimension bewerten
Die Fraktionsmitglieder der unabhängigen Wählergemeinschaft ALK hätten zusammengelegt und das fällige Honorar aus eigener
Tasche bezahlt, berichtete Colloseus. Die Visualisierung sei ihr Geld wert, da sie der objektiven Information der Bürger
diene, so Colloseus. Nur informierte Bürger könnten das Vorhaben in seiner gesamten Dimension bewerten, sagte Winterstein,
die seit einem Jahr die unabhängige Wählergemeinschaft im Bauausschuss vertritt.
Unter allen Umständen müsse eine Bebauung vermieden werden, die nicht zum Charakter Königsteins passe. Die
Entscheidungsträger und alle interessierten Bürger sollten anhand dieser Visualisierung plastisch nachvollziehen können, was
auf die Stadt zukomme. Kommunalpolitiker und Bürger könnten sich dann besser vorstellen, wie im Wald neben dem Kurbad,
insbesondere bei der ansteigenden Topographie und der Anordnung der höchsten Häuser in Richtung Falkensteiner Burghain das
Baugebiet einmal aussehen könne.„Da soll noch einmal jemand sagen, wir würden von Horrorszenarien reden, das ist ein
Horrorszenario“, meinte eine ALK-Stadtverordnete im Hinblick auf Vorhaltungen eines FDP-Kollegen. Manchmal sei die
Wirklichkeit schlimmer, als so mancher wohlmeinende Stadtverordnete bei seinen Entscheidungen annehme.
Kritik von Architekturprofessor Alfred Jacoby
Auch aus der Fachwelt kommt deutliche Kritik an dem geplanten Baugebiet. So schrieb der Frankfurter Architekt Professor
Alfred Jacoby nach Begutachtung der vorgelegten Unterlagen, dass vom Stadtbild her die einzelnen Baumassen zu mächtig seien.
„Sie dominieren das Stadtpanorama. In Königstein ist es aber der Burgblick oder in Köln der Blick auf den Dom, welche die
Silhouette einer Stadt bestimmen.“ Führe man hier nun eine so große neue Masse in das Stadtbild ein, so veränderten sich die
Gewichtungen im Panorama der Stadt. „Bauwerke als großes Ensemble sind immer auch ein neues Statement über das Ganze und
sagen immer etwas aus über den Ort“, so Jacoby weiter.
Es sei nicht beliebig, was man auf Planzeichnungen mit großem Maßstab betrachte, in einen Ort hineinzustellen. Hier
müssten Regeln wie Maßstab, Proportion, Stadtgrundriss beachtet und als Ausdruck von "Eigenheit" oder "Identität" des Ortes
verstanden werden.
Bebauung für Königstein unangemessen
Ein Ort wie Königstein sollte beachten, dass Maßstab und Proportion als Regeln für eine Baumasse immer auch als
Regulierung einer Geldmasse missverstanden werden könnten. Eine derartige Bebauung sei für Königstein unangemessen, da hier
zwar hochwertiges Klientel wohnt, welches aber nicht die baulich ausgedrückte Geldschwemme, sondern Ruhe, Natur und
Ausgewogenheit suche, die die Kleinstadt Königstein in besonderem Maß zu bieten habe. „Damit - und nicht mit der Maximierung
von baulichen Ausnutzungen - identifizieren sich die meisten Bewohner dieser Stadt und das macht für sie den
Wiedererkennungswert des Ortes aus“, resümierte der renommierte Architekturprofessor. (17.4.2012)
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Aktuelle Ansicht des Plangebiets
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Planskizze des interessierten Investors
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