Die Geschichte vom großen Krötenschlucken und den verlorenen 450.000 Euro
Es ist schon erstaunlich, wie leichtfertig die Stadt Königstein mit ihren Finanzen
und somit mit dem Geld der Steuerzahler umgeht. Im Dezember 2015 beschloss die Stadtverordnetenversammlung einstimmig,
auf dem Gelände am Kaltenborn eine Unterkunft für 100 Flüchtlinge zu bauen. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise
war dies die richtige Entscheidung. Der Bürgermeister erläuterte damals, er habe ein Unternehmen ausfindig gemacht,
das eine solche Unterkunft zu einem Festpreis von zwei Millionen Euro innerhalb von sechs Wochen erstellen könne.
Schon Ende Januar 2016, so hieß es damals, könnten die ersten Bewohner einziehen. Dies
sollte sich als Trugschluss erweisen. Der Generalübernehmervertrag wurde dann erst im März 2016 geschlossen. In der
Zwischenzeit hatte sich der Festpreis bereits auf 2,3 Millionen erhöht.
1,5 Millionen Euro mehr als das ursprüngliche Angebot
Unter einem Generalübernehmervertrag versteht man grundsätzlich einen Vertrag, in dem der
Generalübernehmer sich verpflichtet, alle Planungs- und Ingenieurleistungen sowie alle Ausführungs-, und Bauzwischen- und
Finanzierungsleistungen für ein Bauvorhaben zu erbringen. Es ist daher unverständlich, warum der FDP-Fraktionsvorsitzende
in seinem Redebeitrag am 9. November 2017 meint, die Beschlussvorlage von 2015 sei nicht optimal gewesen, der Vertrag habe
Tücken und Fallstricke aufgewiesen. Der Vertrag wurde erst drei Monate nach der Beschlussvorlage geschlossen, zu einem
Zeitpunkt also, zu dem die Unterkunft eigentlich längst hätte fertig gestellt sein müssen.
Doch damit nicht genug. Statt endlich mit dem Bau zu beginnen, legte der Generalübernehmer
ein Nachtragsangebot von rund 900.000 Euro vor. Schließlich wurde im September 2016 – mit dem Bau war immer noch nicht
begonnen worden – ein neues Pauschalangebot von jetzt insgesamt 3,52 Millionen vorgelegt, also rund 1,5 Millionen Euro
mehr als das ursprüngliche Angebot aus dem Jahr 2015. Die Stadt hatte in dieser Zeit bereits 580.000 Euro für Planungs-
oder sonstige Leistungen an den Generalübernehmer gezahlt. In der Zwischenzeit war der Höhepunkt der Flüchtlingskrise
verklungen. Ein privater Investor hatte längst eine Baugenehmigung für eine Flüchtlingsunterkunft für 99 Personen am
Forellenweg erhalten und mit dem Bau begonnen. Diese ist jetzt fertigstellt.
450.000 Euro wurden völlig nutzlos verpulvert
Es kam dann zum Streit zwischen der Stadt und dem Generalunternehmer. Nach dem nunmehr
angenommenen Vergleich soll die Stadt 130.000 Euro zurückerhalten von den einst 580.000 Euro, die sie an den Generalübernehmer
gezahlt hat. Hierfür erhält die Stadt Königstein die Pläne für eine Flüchtlingsunterkunft, die keiner mehr braucht.
450.000 Euro wurden also völlig nutzlos verpulvert. Dies ist ein Fall, der dem Bund für Steuerzahler als Beispiel gemeldet
werden sollte, wie unverantwortlich mit öffentlichen Geldern umgegangen wird.
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