KURBAD-SANIERUNG – SCHAFFEN DIE DAS?
Das Kurbad Königstein feiert in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag. Das entspricht ungefähr der Lebensdauer
eines Hallenbades aus dieser Zeit. Wenn man sich in der näheren und weiteren Umgebung umsieht, stellt man fest,
dass viele Bäder, die während des Hallenbad-Baubooms der 70er Jahre errichtet wurden, entweder ihren Betrieb
wegen Verschleiß eingestellt oder von Grund auf erneuert wurden. Das Kurbad in Königstein wurde ohne jeden Zweifel
mit viel Herz und Verstand vorbildlich gepflegt und kann daher noch immer genutzt werden. Aber schon vor 11 Jahren,
als Bürgermeister Helm sein Amt antrat, setzte sich die damalige CDU-Fraktion unter ihrem Vorsitzenden Dr. Wiesehöfer
eine Frist von einem Jahr, innerhalb dessen ein Beschluss über die Zukunft des Bades gefasst werden sollte. Wegen
erheblicher Mängel vor allem im Bereich des Brandschutzes, so hieß es damals, sei der Weiterbetrieb akut gefährdet,
außerdem drückte der jährliche Zuschuss der Stadt für das Bad von ca. € 750.000 erheblich auf die Stadtkasse.
Hauptsächlich Interesse an attraktivem Bauland
Seither wurden zwar viele Bemühungen unternommen, das Bad zusammen mit einem privaten Investor in eine neue
Zukunft zu führen. Eine tragfähige Lösung kam dabei jedoch nicht heraus. Die potentiellen Investoren waren vor
allem an einer Bebauung des Geländes um das Bad interessiert, nicht jedoch daran, sich an den Kosten zu beteiligen.
Gleichwohl fasste das Königsteiner Stadtparlament 2011 und 2014 zwei Grundsatzbeschlüsse mit dem Inhalt, das Bad
zu renovieren. Es wurde darin allerdings nicht präzisiert, wie genau diese Renovierung realisiert werden sollte.
Man bekräftigte lediglich die Absicht, das Bad erhalten zu wollen.
Ohne Deckelung der Kosten auf 10 Millionen
Schließlich kam die SPD auf die Idee, ein Bürgerbegehren zum Erhalt des Bades zu starten. In der Formulierung
wurde großer Wert darauf gelegt, dass die Renovierungskosten die Obergrenze von € 10 Millionen nicht überschreiten
sollte. Da den Stadtverordneten, die über das Bürgerbegehren zu befinden hatten, wohl klar war, dass die genannte
Kostenbegrenzung nie einzuhalten sein wird, änderten sie es kurzerhand ab und fassten mehrheitlich einen erneuten
„Grundsatzbeschluss“ zur Erhaltung des Kurbades, ohne wiederum klarzustellen, wie das zu bewerkstelligen sein soll.
Die Initiatoren des Bürgerbegehrens gaben sich überraschenderweise mit dieser erheblichen Abwandlung ihres Ansinnens
zufrieden, ohne allerdings in Sachen Renovierung auch nur einen Schritt weiter gekommen zu sein. Mit anderen Worten,
sie hätten sich die Arbeit des Begehrens auch sparen können.
Abschreckende Baupläne von Investor
Im Laufe der Jahre war jedoch der Plan gereift, die Kosten der Renovierung durch Grundstücksverkäufe zu decken,
da andere Geldquellen nicht zu erschließen waren. Ein besonderes Augenmerk liegt hier auf dem Gelände neben dem
Kurbad und einem angrenzenden Privatgelände. Die hierzu bereits vorgestellten Bauprojekte waren jedoch so erschreckend,
dass selbst die größten Sanierungsbefürworter vor diesen Plänen zurückschreckten. Es ist allerdings klar, dass der
Kaufpreis umso höher sein wird, je dichter die Bebauung zugelassen wird. Hinzu wurden noch weitere mögliche
Grundstücksverkäufe in Betracht gezogen wie z.B. ein Teil der Hubert-Fassbender-Anlage, die Häuser in der Thewaltstraße …
Aber selbst wenn es gelingen sollte, einen Großteil der Renovierungskosten durch Grundstücksverkäufe zu decken,
bleiben immer noch die Betriebskosten des Bades. Um diese auch nur einigermaßen in den Griff zu bekommen, müssten
die Eintrittspreise deutlich erhöht werden und die Besucherzahl müsste eine gravierende Steigerung erfahren. Beides
ist bei realistischer Betrachtung illusorisch. Die Stadt hat das Bad in den vergangenen Jahren mit € 500.000 bis €
750.000,00 jährlich bezuschusst. Hierbei wird es auch nach der Sanierung wenigstens bleiben.
Königsteiner Bauvorhaben und Kostenentwicklung
Zudem wurde noch nicht berücksichtigt, in welchem Ausmaß die Renovierung überhaupt durchgeführt werden soll. Die
immer wieder kursierenden € 10 Millionen können hier nur ein Anhaltspunkt sein, der mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit wesentlich übertroffen werden wird. Es genügt, in diesem Zusammenhang einmal einen Blick auf
einige Vorhaben der Stadt in der jüngeren Vergangenheit zu werfen:
Innerhalb von 10 Jahren ist es nicht einmal gelungen, die fertiggestellte zweite Kreiselspur in der
Le-Cannet-Rocheville-Straße zu öffnen, obwohl die klagenden Anwohner keine unerfüllbaren Bedingungen gestellt hatten.
Die Verlegung des Betriebshofes an den Kaltenborn ist auch vor der Flüchtlingswelle im Herbst 2015 trotz jahrelangen
Bemühens nicht gelungen. Die Stadt hat es nicht geschafft, für dieses Vorhaben eine Baugenehmigung zu bekommen. Die
Kosten der Renovierung des Hauses der Begegnung sind völlig aus dem Ruder gelaufen, obwohl ein renommiertes
Baubetreuungsunternehmen angeheuert wurde, das den Stadtverordneten mehrfach versprochen hatte, die geplanten Kosten
würden maximal um 5 % überschritten. Am Ende waren es fast 50 %, und das Betreuungsunternehmen forderte noch höhere
Honorare, weil die Bausumme sich ja erhöht hatte. Auch das am Kaltenborn geplante Flüchtlingsheim hat sich nicht so
gestaltet wie angekündigt. Noch vor Weihnachten 2015 hieß es, die Unterkunft könne im Januar bezogen werden, es handele
sich um eine geniale Schnellbauweise. Der Termin wurde dann auf Ostern 2016 verlegt. Nun ist es Januar 2017, und es
gibt noch nicht einmal eine Baugenehmigung. Allerdings sind schon Kosten im sechsstelligen Bereich angefallen, ohne
dass die Stadt dafür irgendetwas Verwertbares erhalten hätte. Die Liste ließe sich sicher noch verlängern. Es soll
dadurch aber nur deutlich gemacht werden, dass die Kurbadsanierung, die sicherlich das größte Projekt der Stadt sein
wird, ein Vielfaches an Problemen aufwerfen wird, die in ihrem Umfang jetzt noch gar nicht absehbar sind.
Am Ende werden wertvolle Flächen in der Stadt verbaut sein, und die Kosten für Renovierung und Betrieb des Bades
werden gestiegen sein. Daraus kann nur folgen, dass die Stadt Königstein sich die Sanierung des Kurbades nicht leisten
kann. Es wäre an der Zeit, Pläne für eine andere Verwertung des Geländes zu machen.