Leserbrief von Dr. Hedwig Schlachter

Mit der über viele Jahre hinweg angestrebten grundlegenden Sanierung des Kurbades setzt sich die langjährige ALK-Fraktionschefin Dr. Hedwig Schlachter in einem Leserbrief auseinander. Die in der Überschrift aufgeworfene Frage wird zwar nicht direkt beantwortet, die aufgezählten Fakten sprechen aber für sich (16.1.2017):

KURBAD-SANIERUNG – SCHAFFEN DIE DAS?

Das Kurbad Königstein feiert in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag. Das entspricht ungefähr der Lebensdauer eines Hallenbades aus dieser Zeit. Wenn man sich in der näheren und weiteren Umgebung umsieht, stellt man fest, dass viele Bäder, die während des Hallenbad-Baubooms der 70er Jahre errichtet wurden, entweder ihren Betrieb wegen Verschleiß eingestellt oder von Grund auf erneuert wurden. Das Kurbad in Königstein wurde ohne jeden Zweifel mit viel Herz und Verstand vorbildlich gepflegt und kann daher noch immer genutzt werden. Aber schon vor 11 Jahren, als Bürgermeister Helm sein Amt antrat, setzte sich die damalige CDU-Fraktion unter ihrem Vorsitzenden Dr. Wiesehöfer eine Frist von einem Jahr, innerhalb dessen ein Beschluss über die Zukunft des Bades gefasst werden sollte. Wegen erheblicher Mängel vor allem im Bereich des Brandschutzes, so hieß es damals, sei der Weiterbetrieb akut gefährdet, außerdem drückte der jährliche Zuschuss der Stadt für das Bad von ca. € 750.000 erheblich auf die Stadtkasse.

Hauptsächlich Interesse an attraktivem Bauland

Seither wurden zwar viele Bemühungen unternommen, das Bad zusammen mit einem privaten Investor in eine neue Zukunft zu führen. Eine tragfähige Lösung kam dabei jedoch nicht heraus. Die potentiellen Investoren waren vor allem an einer Bebauung des Geländes um das Bad interessiert, nicht jedoch daran, sich an den Kosten zu beteiligen. Gleichwohl fasste das Königsteiner Stadtparlament 2011 und 2014 zwei Grundsatzbeschlüsse mit dem Inhalt, das Bad zu renovieren. Es wurde darin allerdings nicht präzisiert, wie genau diese Renovierung realisiert werden sollte. Man bekräftigte lediglich die Absicht, das Bad erhalten zu wollen.

Ohne Deckelung der Kosten auf 10 Millionen

Schließlich kam die SPD auf die Idee, ein Bürgerbegehren zum Erhalt des Bades zu starten. In der Formulierung wurde großer Wert darauf gelegt, dass die Renovierungskosten die Obergrenze von € 10 Millionen nicht überschreiten sollte. Da den Stadtverordneten, die über das Bürgerbegehren zu befinden hatten, wohl klar war, dass die genannte Kostenbegrenzung nie einzuhalten sein wird, änderten sie es kurzerhand ab und fassten mehrheitlich einen erneuten „Grundsatzbeschluss“ zur Erhaltung des Kurbades, ohne wiederum klarzustellen, wie das zu bewerkstelligen sein soll. Die Initiatoren des Bürgerbegehrens gaben sich überraschenderweise mit dieser erheblichen Abwandlung ihres Ansinnens zufrieden, ohne allerdings in Sachen Renovierung auch nur einen Schritt weiter gekommen zu sein. Mit anderen Worten, sie hätten sich die Arbeit des Begehrens auch sparen können.

Abschreckende Baupläne von Investor

Im Laufe der Jahre war jedoch der Plan gereift, die Kosten der Renovierung durch Grundstücksverkäufe zu decken, da andere Geldquellen nicht zu erschließen waren. Ein besonderes Augenmerk liegt hier auf dem Gelände neben dem Kurbad und einem angrenzenden Privatgelände. Die hierzu bereits vorgestellten Bauprojekte waren jedoch so erschreckend, dass selbst die größten Sanierungsbefürworter vor diesen Plänen zurückschreckten. Es ist allerdings klar, dass der Kaufpreis umso höher sein wird, je dichter die Bebauung zugelassen wird. Hinzu wurden noch weitere mögliche Grundstücksverkäufe in Betracht gezogen wie z.B. ein Teil der Hubert-Fassbender-Anlage, die Häuser in der Thewaltstraße …

Aber selbst wenn es gelingen sollte, einen Großteil der Renovierungskosten durch Grundstücksverkäufe zu decken, bleiben immer noch die Betriebskosten des Bades. Um diese auch nur einigermaßen in den Griff zu bekommen, müssten die Eintrittspreise deutlich erhöht werden und die Besucherzahl müsste eine gravierende Steigerung erfahren. Beides ist bei realistischer Betrachtung illusorisch. Die Stadt hat das Bad in den vergangenen Jahren mit € 500.000 bis € 750.000,00 jährlich bezuschusst. Hierbei wird es auch nach der Sanierung wenigstens bleiben.

Königsteiner Bauvorhaben und Kostenentwicklung

Zudem wurde noch nicht berücksichtigt, in welchem Ausmaß die Renovierung überhaupt durchgeführt werden soll. Die immer wieder kursierenden € 10 Millionen können hier nur ein Anhaltspunkt sein, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wesentlich übertroffen werden wird. Es genügt, in diesem Zusammenhang einmal einen Blick auf einige Vorhaben der Stadt in der jüngeren Vergangenheit zu werfen:

Innerhalb von 10 Jahren ist es nicht einmal gelungen, die fertiggestellte zweite Kreiselspur in der Le-Cannet-Rocheville-Straße zu öffnen, obwohl die klagenden Anwohner keine unerfüllbaren Bedingungen gestellt hatten. Die Verlegung des Betriebshofes an den Kaltenborn ist auch vor der Flüchtlingswelle im Herbst 2015 trotz jahrelangen Bemühens nicht gelungen. Die Stadt hat es nicht geschafft, für dieses Vorhaben eine Baugenehmigung zu bekommen. Die Kosten der Renovierung des Hauses der Begegnung sind völlig aus dem Ruder gelaufen, obwohl ein renommiertes Baubetreuungsunternehmen angeheuert wurde, das den Stadtverordneten mehrfach versprochen hatte, die geplanten Kosten würden maximal um 5 % überschritten. Am Ende waren es fast 50 %, und das Betreuungsunternehmen forderte noch höhere Honorare, weil die Bausumme sich ja erhöht hatte. Auch das am Kaltenborn geplante Flüchtlingsheim hat sich nicht so gestaltet wie angekündigt. Noch vor Weihnachten 2015 hieß es, die Unterkunft könne im Januar bezogen werden, es handele sich um eine geniale Schnellbauweise. Der Termin wurde dann auf Ostern 2016 verlegt. Nun ist es Januar 2017, und es gibt noch nicht einmal eine Baugenehmigung. Allerdings sind schon Kosten im sechsstelligen Bereich angefallen, ohne dass die Stadt dafür irgendetwas Verwertbares erhalten hätte. Die Liste ließe sich sicher noch verlängern. Es soll dadurch aber nur deutlich gemacht werden, dass die Kurbadsanierung, die sicherlich das größte Projekt der Stadt sein wird, ein Vielfaches an Problemen aufwerfen wird, die in ihrem Umfang jetzt noch gar nicht absehbar sind.

Am Ende werden wertvolle Flächen in der Stadt verbaut sein, und die Kosten für Renovierung und Betrieb des Bades werden gestiegen sein. Daraus kann nur folgen, dass die Stadt Königstein sich die Sanierung des Kurbades nicht leisten kann. Es wäre an der Zeit, Pläne für eine andere Verwertung des Geländes zu machen.

Kommentar senden Zur Startseite