Wenn es schlecht läuft für den geschätzt 130 Jahre* alten Mammutbaum im Ölmühlweg, wird er keine 3000 Jahre alt, die für ihn
als Lebensalter möglich wären. Dieser Mammutbaum, der einst ein großes, parkähnliches Grundstück mit einer Villa zierte, soll
einem Neubauprojekt mit Tiefgaragen weichen.
Mammutbäume sind Überlebenskünstler, die sehr alt werden und Brände sowie Dürren überstehen können. Sie können daher in unseren
Breiten, trotz des Klimawandels mit Hitze- und Trockenperioden, überleben, so Detlef Chill, Stadtverordneter der Aktionsgemeinschaft
Lebenswertes Königstein. Dazu seien sie wichtige CO2-Speicher. Da Mammutbäume flach wurzeln, brauchen sie viel Platz um sich herum.
Dort, wo früher nur ein Haus stand, sind drei Neubau-Villen mit insgesamt elf exklusiven Wohnungen geplant. Im Animationsfilm des
Investors ist der schöne alte Mammutbaum noch als prägendes Element im neu entstehenden Privatquartier zu sehen. Jetzt scheint für den
Baum kein Platz mehr zu sein, denn seine Wurzeln stehen dem vermutlich bereits genehmigten Bauprojekt im Weg.
Die ALK hatte bereits 2020 einen Bebauungsplan zur baurechtlichen Ordnung des Gebietes südlich des Ölmühlweges beantragt. Leider
sei seinerzeit die Aufstellung des Bebauungsplans von den Mehrheiten im Stadtparlament abgelehnt worden, so Chill. Erst Ende 2022
konnte dann für den östlichen Teil, im Frühjahr 2023 dann auch für den westlichen Teil südlich des Ölmühlweges der Aufstellungsbeschluss
für Bebauungspläne gefasst werden. Im Rahmen der Erstellung von Bebauungsplänen werden stadtbildprägende Bäume in der Regel als zu
erhaltend festgelegt.
Leider sei es für den Mammutbaum zu spät. Das Bauvorhaben würde die Wurzeln des Mammutbaumes so stark schädigen, dass er nicht
überleben könne. Daher habe der Magistrat eine entsprechende Fällgenehmigung erteilen müssen.
Die ALK bedauere, dass erneut ein stadtbildprägender Baum verschwinde und dem Verwertungsdruck eines Grundstückes zum Opfer falle.
(4.7.2023)
Nachtrag vom 31.8.2023: Neue Hoffnung: Mammutbaum könnte versetzt werden
Wie berichtet wird, will ein baumliebender Unternehmer aus Baden-Württemberg den Baum von einer Spezialfirma
um 50 - 100 Meter versetzen lassen. Ob das möglich ist, hängt jedoch vom Stammdurchmesser und der
Zustimmung weiterer Beteiligter ab.
Nachtrag vom 26.9.2023: Zweites Gutachten zeigt Möglichkeiten des Baumerhalts
Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Hessen hat ein zweites Gutachen anfertigen lassen, das Möglichkeiten
aufzeigt, den Mammutbaum im Bauvorhaben zu erhalten. Allerdings sei der notwendige Wurzelkreis inzwischen angegraben worden.
Nachtrag vom 1.10.2023: Mammutbaum wird am 4. Oktober gefällt werden
Von der Initiative zur Rettung des Baums wird gemeldet, dass alle Bemühungen keinen Erfolg hatten und der
Mammutbaum am Mittwoch, 4. Oktober 2023 gefällt werden wird.
Nachtrag vom 4.10.2023: Mammutbaum gefällt - Ersatzpflanzung angekündigt
Die Fällung erfolgte am Vormittag des 4. Oktober 2023. Dabei ist angekündigt worden, dass
zum Ausgleich an anderer Stelle ein einheimischer Baum gepflanzt werden soll.
Nachtrag vom 6.10.2023: * Mammutbaum soll nur halb so alt gewesen sein
Nach Angaben des Bauträgers GSW haben die Jahresringe ein Alter von 67 Jahren ergeben.
Das gute Wachstum in so kurzer Zeit unterstreicht nachträglich seine Vitalität.