Rund 1150 Einwendungen gegen Schließung des Philosophenwegs

Auf dem Philosophenweg zwischen Königstein und Kronberg herrschte Ende vergangener Woche viel Betrieb, nicht nur wegen des tollen Wetters. Zunächst ging eine Delegation der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) symbolträchtig von Königstein über den Philosophenweg zum Kronberger Rathaus und übergab Bürgermeister Kreß rund 240 in Königstein gesammelte Einsprüche.

ALK-Delegation auf dem Philosophenweg in Begeleitung von Kronberger Mitstreitern

Am Samstag radelte der ALK-Stadtverordnete Andreas Colloseus über den Philosophenweg, und steckte die an diesem Tag an einem Info-Stand der ALK in Königstein gesammelten weiteren 140 Einsprüche gegen die beabsichtigte Schließung des Weges fristgerecht in den Briefkasten des Rathauses.

„Das ist ein tolles Ergebnis“, freute sich Colloseus nach Abschluss der Sammelaktion der unabhängigen Wählergemeinschaft. Die ALK habe bei den beiden Info-Ständen in der Fußgängerzone einen großen Zuspruch erfahren. Dabei seien insgesamt 280 Einsprüche gesammelt worden. Hinzu kämen rund 70 von Bürgern in Königstein gesammelte Einwendungen sowie weitere Einsprüche, die von Königsteinern direkt mit der Post nach Kronberg geschickt wurden. Direkt im Kronberger Rathaus waren bis zum 19. September laut Auskunft von Bürgermeister Kreß exakt 240 Einwendungen eingegangen, die zu etwas mehr als der Hälfte von Königsteiner Bürgern stammten. Bei den derzeit im Rathaus vorliegenden rund 1150 Einwendungen handelt es sich nach Angaben von Colloseus um Unterschriften auf Listen, um vorgedruckte Einspruchsformulare, aber auch um individuelle und zum Teil sehr ausführlich begründete Schreiben, von denen eines sogar sechs Seiten lang sei.

Kronberger und Königsteiner gemeinsam für die Bewahrung alter Rechte

Die zuerst gesammelten über 200 Einsprüche hatte die ALK gemeinsam mit Kronberger Freunden im Rathaus am vergangenen Freitag abgeliefert. Sinnvollerweise hatten sich die Streiter für einen offenen Philosophenweg aus beiden Städten am Becken der Nilpferde getroffen, den Patentieren der Nachbarstädte Königstein und Kronberg. Die ALK-Fraktionsvorsitzende Dr. Hedwig Schlachter äußerte die Hoffnung, dass die Vertreter der beiden Städte etwas weniger dickhäutig als ihre Patentiere sein mögen und sich auf die Offenhaltung des Philosophenwegs zumindest am Tage einigen könnten. Der ALK sei sehr daran gelegen, das Klima zwischen den beiden Nachbarn wieder zu verbessern.

Bei dem Treffen mit Bürgermeister Kreß überreichten Kronberger Bürger weitere 554 Unterschriften aus Kronberg. Dies zeige, dass auch dort der Unwillen über die beabsichtigte Schließung des durch den Opel-Zoo führenden Wegs sehr groß sei, obwohl im Gegenzug sämtliche Kronberger freien Eintritt für den Zoo erhalten sollen, meinte Colloseus. Dies belege auch, dass es vielen Kronbergern nicht um Vergünstigungen sondern um die Bewahrung alter Rechte gehe.

Übergabe von rund 800 Einwendungen an den Kronberger Bürgermeister Kreß

Städte sollten enger zusammenarbeiten statt zu streiten

Schlachter hob in dem 45-minütigen Gespräch der 13 Bürger aus Königstein und Kronberg mit Bürgermeister Kreß und 1. Stadtrat Groote hervor, dass die beiden sehr eng zusammenliegenden und ähnlichen Städte gleichgelagerte Interessen hätten. Diese sollten eigentlich eher versuchen, enger zusammenzuarbeiten als sich zu streiten. Im Fall des Philosophenweges aber gebe es einen Konflikt, der nun ausgetragen werden müsse. Durch den Beschluss, den Weg einzuziehen, habe Kronberg in Königstein großen Unmut ausgelöst, der sich nun formiere und die rechtlich vorgesehenen Schritte unternehme. In Königstein empfinde man es nicht so, dass es, wie von Kronberg vorgebracht, für den Weg kein Verkehrsbedürfnis mehr gebe. Die große Anzahl der Einwender, die bekundeten, den Weg zu nutzen, beweise das Gegenteil, so die ALK-Fraktionsvorsitzende. Auch sei in Königstein nicht erkennbar, inwieweit das Wohl der Allgemeinheit die Einziehung des Weges erfordere.

Rechtliche Möglichkeiten werden ausgeschöpft

Weiter sagte Schlachter, dass die Königsteiner auch deshalb verstimmt seien, weil in dem beiderseitigen Bebauungsplan der Philosophenweg vorhanden sei und dies Bedingung für Königstein gewesen sei, der Erweiterung des Zoos nebst den Parkplätzen auf Königsteiner Gebiet überhaupt zuzustimmen. Kaum aber habe der Opelzoo seine Erweiterung vorgenommen, wolle er nun den Weg einziehen. Die ALK-Vorsitzende warb um Verständnis bei den Kronberger Politikern, dass solch ein Vorgehen Verärgerung auslöse. Die derzeitige Situation führe dazu, dass nun die rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft würden. Sie sehe dabei gute Chancen für Königstein, sagte die Rechtsanwältin. Gleichwohl begrüßte sie die Initiative des früheren Königsteiner Bürgermeisters Huke. Sie sei zuversichtlich, dass vor einem für beide Seiten nicht wünschenswerten Gerichtsverfahren eine Einigung erzielt werden könne. Sie hob auch die Kompromissbereitschaft Königsteins hervor. So sei vorstellbar, den Weg nachts zu schließen, um Vandalismus gegen Tiere, der laut Bürgermeister Kreß meist nachts stattfände, zu unterbinden. Unter Umständen sei auch die vom Königsteiner Bürgermeister Helm in die Diskussion gebrachte Kartenlösung denkbar, bei der alle Wanderer ein kostenloses Ticket lösen und in einer bestimmten Zeit den Zoo wieder verlassen haben müssen.

Königsteiner Bauhof muss den Philosophenweg besser pflegen

An die Adresse des Königsteiner Bauhofs sagte Schlachter, dieser müsse dafür Sorge tragen, dass der Philosophenweg auf Königsteiner Gebiet gut benutzbar sei. Die ALK habe diese Forderung bereits vor Monaten an die Stadt herangetragen und auch mit entsprechenden Bildern dokumentiert, dass hier Nachbesserungsarbeiten erforderlich seien.

Laut Auskunft von Bürgermeister Kreß werden die vorgelegten Einwendungen jetzt ausgewertet. Die Stadt müsse sich mit diesen auseinandersetzen und im Einzelnen dazu Stellung nehmen. Anschließend müsse die Kronberger Stadtverordnetenversammlung über den Umgang mit den Einwendungen entscheiden. (24.09.2007)

Nachtrag vom 7.12.2007: Inzwischen wird aus Kronberg von über 1300 Einwendungen berichtet. Wegen der Vielzahl der Einwendungen und der benötigten Zeit für deren Bearbeitung kann der 1. Januar 2008 als Einziehungstermin nicht gehalten werden.
Der Philosophenweg bleibt bis mindestens zum 1. August 2008 öffentlich begehbar.

Nachtrag vom 24.7.2008: Die Stadt Kronberg teilt mit, dass die Einziehung des Philosophenwegs nicht zum 1. August 2008 erfolgt. Man will erst die Änderung des Bebauungsplans "Opel-Zoo" abwarten, die jedoch von Königstein abgelehnt wird.
Der Philosophenweg bleibt jetzt bis mindestens zum 1. August 2009 öffentlich begehbar.

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