Philosophenweg: ALK bemängelt Bericht zur Bürgerbeteiligung

Das Werk hat mit seinen 347 Seiten den Umfang eines mittleren Romans. Dennoch findet die ALK den Ergebnisbericht der Bürgerbeteiligung zum Opel-Zoo wenig erhellend. Die hochgesteckten Erwartungen werden nach Ansicht der unabhängigen Wählergemeinschaft enttäuscht. Besonders ärgerlich sei, dass die über 1.300 Bürger, die sich für die Offenhaltung des Philosophen­wegs aussprachen, in dem Werk fast völlig unter den Tisch gefallen sind.

Anfang Juli dieses Jahres verteilten die Stadtverwaltungen von Königstein und Kronberg den 347 Seiten starken Ergebnisbericht zur Bürgerbeteiligung opelzoo-mitreden. Der Bericht soll das Ergebnis der vom 9. Oktober bis zum 23. November 2013 angebotenen erweiterten Bürgerbeteiligung im Internet einschließlich der dazugehörigen Auftakt- und Abschlussveranstaltung wiedergeben.

Es geht um die Schließung des öffentlichen Philosophenweges

Die Erwartungen waren groß an diese erstmals in den Städten Königstein und Kronberg durchgeführte Art der Beteiligung, erinnert der ALK-Stadtverordnete Günther Ostermann. Mit dieser Art von Bürgerbeteiligung glaubten die Verantwortlichen beider Städte ein breites Publikum und ein Stimmungsbild des Bürgerwillens zu den vom Betreiber des Opel-Zoos sowie den beiden Städten geplanten Änderungen zu bekommen. Bei den Änderungen der bestehenden Bebauungspläne gehe es insbesondere um die Schließung des öffentlichen Philosophenweges und die alternative Wegeführung über den längeren, schattigeren und unbequemeren Scheibelbuschweg, so der Stadtverordnete.

Lediglich eine Zusammenfassung von statistischen Daten

Der Titel „Ergebnisbericht zur Bürgerbeteiligung“ und der Umfang mit 347 Seiten versprechen nach Meinung Ostermanns etwas, was nicht gehalten wird. Außer dem Abdruck aller im Rahmen der Bürgerbeteiligung abgegebenen Vorschläge, der Kommentare und der Bewertung hierzu habe eOpinio in den sieben inzwischen vergangenen Monaten lediglich eine Zusammenfassung von statistischen Daten zur Beteiligung und eine Auszählung der Anzahl der Vorschläge und deren Bewertungen vorgenommen.

eOpinio habe aus der Auszählung der Bewertungen für und gegen einen Vorschlag eine Hitliste erstellt, der beste Vorschlag ist jeweils der, der die größte Zahl der Differenz von positiven minus negativen Bewertungen auf sich vereinigen konnte. Top 1 aller Vorschläge wird bei dieser Art der Auswertung die Aufstellung von Info-Tafeln für Königstein und Kronberg im Opel-Zoo. Sicher ein sinnvoller Vorschlag, um den Besuchern des Opel-Zoos die Attraktionen der beiden benachbarten Städte nahe zu bringen. Aber wie kann dieser Vorschlag, der eigentlich banal ist, ein Top 1 Vorschlag unter allen eingegangenen Vorschlägen werden, wundert sich Ostermann. Hierzu müsse man tiefer einsteigen, als dies offenbar von eOpinio verlangt wurde.

Es genüge eben nicht, nur die Anzahl der Vorschläge mit den positiven und negativen Bewertungen zu korrelieren und eine Auswertung basierend auf der Anzahl der positiven Bewertungen zu listen. So komme man zu dem berühmten Fazit, dass sich tausend Fliegen nicht irren können ...

Eine qualitative Auswertung wäre das Mindeste gewesen

Von der hochgelobten und im Bereich von Bürgerbeteiligungen versierten Firma eOpinio hatte die ALK deutlich mehr erwartet. Eine qualitative Auswertung aller Vorschläge, Kommentare und Bewertungen unter dem Aspekt des Vorhabens, die Bebauungspläne für den Opel-Zoo zu ändern, wäre das Mindeste gewesen, um ein echtes Stimmungsbild der Bürger zu erhalten. Aber genau dies hätte dem gewünschten Ergebnis dieser Bürgerbeteiligung wohl nicht entsprochen, vermutet der Stadtverordnete.

Falsche Auswertung der Bürgerbeteiligung

Nehme man die eingereichten Vorschläge, Kommentare und Bewertungen qualitativ unter die Lupe, z.B. für oder gegen die Schließung des Philosophenweges, komme man zu einem völlig anderen Ergebnis als bei der Vorgehensweise von eOpinio. Als herausragendes Beispiel für die falsche Auswertung der Bürgerbeteiligung sei hier die in der Auswertung lediglich als einzelner Vorschlag aufgeführte Einreichung einer Unterschriftenliste für die Erhaltung des öffentlichen Philosophenweges genannt. Im Ranking der eOpinio hat es dieser „Vorschlag“ nur auf Platz 43 von 128 geschafft mit elf Bewertungen, davon 8 positiv, 3 negativ, was einen Saldo von 5 positiven Bewertungen ergibt.

Die Erkenntnis, dass hinter diesem Vorschlag die übergroße Mehrheit aller Beteiligungen steht, wird nur deutlich, wenn man sich die Mühe macht, den Vorschlag Nummer 130 auf Seite 100 von 347 nachzulesen. Hier sei Kommentaren von eOpinio zu entnehmen, dass die Unterschriftenliste 1.328 Personen unterschrieben und weitere 37 Personen ebenfalls diesen Text eingereicht haben.

Die Zahl von insgesamt 1.365 Befürwortern der Erhaltung des öffentlichen Philosophenweges übersteigt bei Weitem die Zahl der Internet-Bürgerbeteiligung von 220 angemeldeten Nutzern des Internetforums, sowie die Anzahl der jeweils etwa 100 Teilnehmer der Auftakt- und der Schlussveranstaltung. Unter diesen Gruppen gab es zudem starke Überschneidungen, da an den beiden Veranstaltungen auch viele angemeldete Nutzer des Forums sowie Kommunalpolitiker teilnahmen.

Klare Missachtung des Bürgerwillens

Das eindeutige Votum für die Erhaltung des öffentlichen Philosophenweges werde in dem "Ergebnisbericht" von eOpinio unter den vorgegebenen quantitativen Auswertungen von Bewertungen unter den Tisch gekehrt, kritisierte der ALK-Sprecher. Dies sei eine klare Missachtung des Bürgerwillens im Rahmen einer offiziell durchgeführten Bürgerbeteiligung. Der sogenannte Ergebnisbericht reduziere sich damit auf eine hübsch aufbereitete Sammlung aller Beteiligungen, die jeder Interessierte bereits aus dem Internet kenne.

Um das objektive Ergebnis der Bürgerbeteiligung im Hinblick auf eine mögliche zukünftige Gestaltung der Bebauungspläne M123 (Kronberg) und M9 (Königstein) zu erkennen, sei jeder Verantwortliche gezwungen, alle 347 Seiten des „Ergebnisberichtes“ mit allen Vorschlägen, Kommentaren und Bewertungen zu studieren. Bei einer eigentlich gebotenen Bewertung nach qualitativen Gesichtspunkten werde jeder schnell merken, was die Mehrheit der Bürger wolle, so das Fazit Ostermanns.

Große Mehrheit wünscht eindeutig öffentlichen Philosophenweg

Eine große Mehrheit der beteiligten Bürger wünsche eindeutig die Beibehaltung des öffentlichen Philosophenwegs, die Einrichtung eines Parkdecks auf dem vorhanden Parkplatz und die Entfernung der Baustraßen. Dazu werde eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen zur Aufwertung der natürlichen Umgebung des Opel-Zoos, der Verkehrsführung zum Zoo, zum öffentlichen Nahverkehr und zur Aufwertung des Tourismus in Kronberg und Königstein mit Hilfe von Info-Tafeln (Top 1 aller Vorschläge) eingebracht. (15.9.2014)

Der 347 Seiten starke Ergebnisbericht enttäuscht die Erwartungen


Der Philosophenweg ist seit jeher der öffentliche Verbindungsweg zwischen Königstein und Kronberg
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