Nicht nur in der Weihnachtszeit erinnern wir uns an das Kind, das in einem Stall geboren wurde,
weil seine Eltern keine Unterkunft in Bethlehem gefunden hatten. 2015 Jahre später kamen und kommen
zahlreiche Menschen in unser Land, in unsere Stadt, die aus ihrer Heimat vor Bürgerkrieg, Gewalt,
Unfreiheit oder Hunger geflohen sind.
ALK Gruppenfoto im Kurpark
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Hier in Königstein haben wir es bislang geschafft, ihnen menschenwürdige Unterkünfte zu bieten.
Auch für das kommende Jahr sind große Anstrengungen hinsichtlich der Schaffung von Wohnungen und der
Unterstützung bei der Integration zu leisten. Das bisherige Handeln von Stadtverwaltung, Parteien,
Kirchen und Organisationen, vor allem aber der intensive und selbstlose Einsatz der Patinnen und Paten
des Freundeskreises Asyl und die Spendenbereitschaft der Bevölkerung sind sehr eindrucksvoll. Das zeigt,
dass Königstein ein besonderer Ort ist und seine Einwohner das Herz auf dem rechten Fleck haben. Es
stimmt die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) zuversichtlich, dass Königstein die großen
Herausforderungen des kommenden Jahres bei der Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen bewältigen
kann - wozu es keine Alternative gibt. Es muss gelingen, diesen Menschen, die zum Teil alles bis auf
ihr nacktes Leben verloren haben, eine Heimstatt zu geben.
Im Hinblick auf diese derzeit alles überlagernde Frage sind andere Themen in den Hintergrund getreten.
Großes Interesse der Bürger bestand und besteht hinsichtlich des Philosophenwegs, an dessen Rändern in
den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Tiergehege angesiedelt wurden, die sich zu einem Zoo entwickelt
haben. Innerhalb von nur sechs Wochen haben sich über 1.300 Menschen für die Offenhaltung dieser traditionellen
Wegeverbindung zwischen den Nachbarstädten Königstein und Kronberg ausgesprochen. Auf Kritik vieler Mitbürger
stieß auch das Parken auf geschützten Wiesen. Dies war umso ärgerlicher, weil zur selben Zeit häufig noch
etliche Stellplätze auf dem Waldparkplatz frei waren.
Königstein hat sein Krankenhaus, das kleinste Krankenhaus Hessens, in einen Verbund mit den Kliniken des
Hochtaunuskreises eingebracht, weil die Verluste von mehreren hunderttausend Euro jährlich nicht mehr allein
von Königstein zu stemmen sind. Verbunden mit der neuen Konstellation ist die Umgestaltung eines Teils des
Krankenhauses zu einer Geriatrie. Die ALK ist überzeugt, dass die bekanntermaßen liebevolle Pflege durch
das Personal des Krankenhauses und die schöne Umgebung zwischen Altstadt und Woogtal einen wichtigen Beitrag
zur Genesung der Patienten leisten.
Im Blick der ALK war im zu Ende gehenden Jahr der Zustand des Woogtals und wird es auch im kommenden Jahr
sein. Dies gilt auch für die Themen Sauberkeit in der Innenstadt und den Zustand der städtischen Parks und
Grünanlagen - hier ist weiterhin Luft nach oben.
Der Streik der Erzieherinnen in Kindergärten und Hort hat Königstein nicht so stark wie andere Orte
getroffen, da ein gut funktionierender Notdienst rechtzeitig organisiert wurde. In diesen Tagen werden
den Eltern die Gebühren für die Streiktage zurückerstattet. Im Hinblick auf mögliche künftige Streiks wurde
die Satzung der Kindertagesstätten entsprechend geändert. Die ALK hofft mit den Eltern, dass
Tarifauseinandersetzungen in diesem Bereich künftig einvernehmlich gelöst und nicht auf dem Rücken der
Familien ausgetragen werden. Ein großes Problem ist der Zustand des städtischen Kindergartens in der
Eppsteiner Straße, dessen Sanierung oder Neubau seit vielen Jahren immer mal wieder beschlossen, aber dann
doch aus den unterschiedlichsten Gründen aufgeschoben wurde. Manches Kind, dessen Eltern einst auf einen
schönen neuen Kindergarten hofften, hat die Grundschule inzwischen verlassen.
Größte Veränderung im täglichen Leben der Königsteiner war im Jahr 2015 wohl die Einführung der Biotonne.
Die Abfälle müssen nun ganz anders sortiert werden, viele Bürger haben den Wert von Zeitungen, natürlich
alten Zeitungen, auch im Hinblick auf die hygienische und geruchsbremsende Verpackung von Essensabfällen
entdeckt. Positiver Nebenaspekt war die deutliche Senkung der Gebühren für die Müllabfuhr, die auch auf die
reduzierte Menge des Restmülls zurückzuführen ist, der für viel Geld in die Müllverbrennungsanlage wandert.
Unser Bioabfall wird jetzt in Brandholz abgelagert und trägt zudem zur Gewinnung von Gas und damit zur
Energiegewinnung und Energieeinsparung bei. Als Demonstration für die Einsparung von Energie und Strom war
auch die Beteiligung Königsteins an der Earth Hour zu werten. Bereits zum zweiten Mal schaltete Königstein
auf Antrag der ALK bei dieser weltweiten Aktion die Beleuchtung an ihrem Wahrzeichen, der Burg, für eine
Stunde ab. Damit setzte sich unsere Stadt gemeinsam mit vielen hundert Städten in aller Welt für den Schutz
des bedrohten Weltklimas ein.
Im vergangenen Jahr mussten viele Königsteiner tiefer in ihren Geldbeutel greifen, beziehungsweise, es
wurde ihnen hineingegriffen: Zum 1. Januar 2015 war von der Mehrheit des Stadtparlaments die Grundsteuer
drastisch um 200 auf 540 Punkte erhöht worden. Und dabei soll es nicht bleiben: Bereits beschlossen ist
die nächste Stufe der Erhöhung zum 1. Januar 2017 um weitere 90 Punkte. Die ALK hat diese beiden Erhöhungen
abgelehnt. Für die Politik ist es bedauerlicherweise die einfachste Lösung, an der Steuerschraube zu drehen,
anstatt nach Möglichkeiten zur Reduzierung der Ausgaben zu suchen.
Mit Geld hat auch der Betrieb des Kurbads zu tun. Jahr für Jahr schießt der Königsteiner Steuerzahler
mindestens 700.000 Euro für dessen Betrieb zu. Seit über zehn Jahren wird die grundlegende Sanierung des
Kurbads diskutiert und immer wieder vor sich hergeschoben. Die Kosten der Sanierung werden auf über 9
Millionen Euro veranschlagt; falls im 3. Obergeschoss noch eine Sauna eingerichtet wird, kommen an die 2,5
Millionen dazu. Doch woher nehmen, da der Landrat als Aufsichtsbehörde der Stadt Königstein neue Schulden
untersagt hat? Schließlich darf die Stadt nur neue Kredite in jener Höhe aufnehmen, in der alte Kredite
getilgt wurden. Als eine Säule für die Finanzierung der Sanierung wurde und wird der Verkauf von städtischen
Grundstücken angepeilt, der Millionen einbringen soll. Doch die Befürworter der Sanierung haben sich bislang
nicht auf die entsprechenden Grundstücke verständigen können. Die ALK hatte vorgeschlagen, parallel zur
Kommunalwahl am 6. März 2016 alle wahlberechtigten Königsteiner objektiv und neutral nach ihrer Meinung zur
Sanierung des Kurbads zu befragen. Die ALK ist trotz der Ablehnung dieses Vorschlags durch die anderen
Fraktionen davon überzeugt, dass die Bürger als Souverän die Entscheidung über diese für die Zukunft der
Stadt sehr wichtige Frage selbst treffen und die Antwort nicht 37 Stadtverordneten überlassen sollten, auch
wenn diese nach den gesetzlichen Bestimmungen das Recht dazu haben. Eine repräsentative Abstimmung zu dieser
einen Frage wäre eine große Chance zur Bürgerbeteiligung.
Zum Thema Bürgerbeteiligung passt auch der am 15. November gestartete Foto-Wettbewerb der ALK unter dem
Motto "Fokus auf Königstein". Ein Jahr lang können jetzt Königsteiner mit ihren Fotos zeigen, was ihnen in
ihrer Heimatstadt besonders am Herzen liegt. Als Motiv ist alles geeignet, was Königstein im Auge des
Betrachters lebenswert macht - oder machen könnte. Die ALK war und ist zudem viel unterwegs - in ihrer
Reihe wALK & tALK wurden und werden vor Ort Themen angesprochen, die für Bürger interessant sein können.
Diese Wanderungen durch Stadt und Wald dienen auch dazu, Informationen zu vermitteln und die Meinung der
Bürger zu hören.
In Königstein wurde in den vergangenen Jahren viel gebaut und es stehen einige neue Baugebiete auf der
Tagesordnung, die von der ALK im Hinblick auf Ökologie und Verkehr skeptisch gesehen werden. Dazu gehören
das waldreiche Gelände am Ende des Reichenbachwegs, das gerodete Waldstück am oberen Ölmühlweg, das Gebiet
Kaltenborn III, das Areal Hardtberg/Messer-Wiesen am Ortseingang, die Errichtung eines sechsstöckigen Hotels
sowie eine Kongresszentrums an der Villa Rothschild sowie die umfangreiche Bebauung neben dem Kurbad auf
einer rund 25.000 Quadratmeter großen Fläche. Insbesondere Neubauten am Kurbad und am Ortseingang werden
erhebliche Auswirkungen auf den ohnehin schon starken Verkehr auf der B8 haben. Sehenden Auges sollte nach
Auffassung der ALK diese einstige Umgehungsstraße nicht immer mehr zur örtlichen Erschließungsstraße werden,
was zu mehr Staus führen würde. Dass die zweite Spur in den Kreisel im nächsten Jahr endlich nach rund zehn
Jahren für den Verkehr freigegeben wird, hofft die ALK, würde darauf aber keine Wetten abschließen. In
Schneidhain wurde der Sportplatz verlegt, an dessen alter Stelle entsteht ein neues Wohngebiet, dessen
Auswirkungen auf die Infrastruktur abzuwarten sind. Positiv ist die Errichtung eines Einkaufsmarkts an der
B 455, der ebenso wie der neue Markt an der B8 am Ortsausgang Richtung Glashütten das Einkaufsangebot für
die Königsteiner verbessert hat. Zudem entfallen zahlreiche Autofahrten in die Innenstadt oder Nachbarorte.
Für die ALK gibt es im kommenden Jahr gleich zu Beginn zwei wichtige Termine: Am 24. Januar feiert die
zweitstärkste Fraktion des Stadtparlaments ihren 35. Geburtstag im Katholischen Gemeindezentrum und am 6.
März sind die Bürger aufgerufen, ein neues Stadtparlament für Königstein sowie Ortsbeiräte für Falkenstein,
Mammolshain und Schneidhain zu wählen. Die unabhängige Wählergemeinschaft wird mit der Rekordzahl von 125
Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl antreten. Die ALK ist bereit, weiterhin als Dienstleister der Bürger
die Stimme zu erheben und mit ihrer Arbeit für mehr Bürgerbeteiligung und Transparenz zu sorgen.