Als falsche Weichenstellung für den Stadtteil hat die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) die
Entscheidung des Königsteiner Stadtparlaments für die Verlegung des Schneidhainer Sportplatzes und die Bebauung der
bisherigen Fläche bewertet.
In der Debatte des Stadtparlaments nannte der ALK-Stadtverordnete Berthold Malter vier Hauptgründe für diese
Einschätzung.
Soziales Zentrum Schneidhains wird auseinandergerissen
Zum einen werde das einzigartige soziale Zentrum Schneidhains durch die Verlegung von Sportplatz, Spielplatz und
Rollschubahn auseinandergerissen.
Bebauung viel zu massiv für Schneidhain
Zum anderen werde die Bebauung auf dem derzeitigen Sport- und Spielplatz-Areal viel zu massiv für Schneidhain. Neben 39
Einzel- und Reihenhäuser soll in drei größeren Mehrfamilienhäusern eine Nettowohnfläche von 2.200 Quadratmetern
(ohne Treppenhäuser, Hausflure, Garagen, Kellerräume) entstehen. Je nach Wohnungszuschnitt könnten in jedem der drei Häuser
rund zehn Wohnungen entstehen.
Geringe Zahl der derzeit aktiven Fußballer
Als dritten Grund nannte Malter den finanziellen Aspekt. Der neue Sportplatz erfordere mit den rund zwei Millionen Euro
für den Erwerb des Grundstücks, dessen Erschließung, den Bau des Platzes mit umfangreichen Erdbewegungen und dem Bau eines
Vereinsheims rund viereinhalb Millionen Euro. Dieser Betrag stehe in keiner Relation zu der relativ geringen Zahl der
derzeit aktiven Fußballer.
Discounter
Wenig überrascht zeigte sich Malter von dem künftigen Unternehmen, das den versprochenen Lebensmittelmarkt betreiben soll.
Hier habe Bürgermeister Helm erst auf mehrfache Nachfrage die Katze aus dem Sack gelassen und den Namen des Discounters
Netto genannt. In diesem Zusammenhang sei die Frage durchaus berechtigt, ob die meisten jener, die seinerzeit in Schneidhain
für Sportplatz und Supermarkt ihre Unterschrift leisteten, in ihren Vorstellungen nicht von anderen Anbietern ausgegangen
seien.
ALK Anträge um das Risiko der Stadt Königstein zu verringern
Um die bereits unterschriebenen Verträge mit dem Investor Ten Brinke zu verbessern und das Risiko der Stadt Königstein zu
verringern, hatte die ALK in der Sitzung drei Anträge mit neun Unterpunkten vorgelegt, die aber allesamt keine Mehrheit
fanden. So forderte die zweitstärkste Fraktion des Stadtparlaments vergebens, ein Vorkaufsrecht der Stadt für die rund 4.400
Quadratmeter große Fläche an der B 455, auf der ein Discounter errichtet werden soll. Dieses Gelände wechselt für einen
Kaufpreis von rund 100 Euro pro Quadratmeter den Besitzer. Falls dieses Gelände aber an Dritte weiterverkauft werden solle,
müsse die Stadt Königstein das Recht bekommen, es für den ursprünglichen günstigen Preis zuzüglich Herstellungskosten zurück
zu erwerben. So sollte verhindert werden, dass der jetzige Käufer einen erheblichen Gewinn einstreiche, ohne dass der
ursprüngliche Besitzer, die Stadt Königstein, etwas davon habe. Mit einer solchen Regelung hätte auch eher erreicht werden
können, dass tatsächlich ein Einkaufsmarkt auf diesem Gelände errichtet und dauerhaft betrieben werde, so Malter.
Außerdem forderte die ALK, die erwarteten Einnahmen aus dem Grundstücksgeschäft und die bilanziellen Auswirkungen in den
Beschlusstext aufzunehmen. Diese ansonsten nur in der Begründung aufgeführten Zahlen stünden anderenfalls nicht einmal im
Protokoll der Sitzung, sagte der Stadtverordnete. Ebenso wollte die unabhängige Wählergemeinschaft die konkreten
Quadratmeterpreise in die Kaufverträge aufnehmen. Abgelehnt von der Mehrheit wurde auch das Anliegen, die Herstellungskosten
des Sportplatzes (1,4 Millionen) und der beiden Vereinsheime (1,025 Millionen Euro) detailliert darzustellen, die Fälligkeit
der Eigenleistung der beiden Vereine von je 100.000 Euro zu benennen und Nutzungsverträge mit den beiden Vereinen
vorzulegen.
Bedingt erfolgreich war die ALK mit dem Wunsch, die Zahl der geplanten Ein- und Mehrfamilienhäuser exakt
festzuschreiben. Hier sagte Bürgermeister Helm zu, dass entsprechend dem Bebauungsplan nicht mehr als 39 Häuser gebaut
würden, obwohl im Vertrag von "mindestens" 39 Häusern die Rede war. Diese Formulierung mit "mindestens" hätte nach
Auffassung der ALK dem Investor die Möglichkeit gelassen, zu einem späteren Zeitpunkt eine Erhöhung der Zahl der Häuser
anzustreben.
Mancher verstehe nicht, warum sich die ALK so viel Arbeit gemacht habe
Mancher verstehe nicht, warum sich die ALK mit ihren Anträgen so viel Arbeit gemacht habe, obwohl sie bei den
Schneidhainer Grundstücksgeschäften im Stadtparlament auf verlorenem Posten gestanden habe, erklärte Malter. Der
Wählergemeinschaft gehe es aber um das Wohl der Stadt und ihrer Bürger, dafür seien die ALK-Stadtverordneten gewählt worden.
Es sei bei der Gesamtfrage natürlich umstritten, was für das Wohl der Stadt besser sei, bei den meisten Änderungsanträgen
der ALK habe es sich aber um den Versuch gehandelt, die ausgehandelten Verträge in wichtigen Einzelaspekten zu verbessern
und so die Risiken für die Stadt zu mindern. Auch die umfangreichen Anträge des FDP-Stadtverordneten und Notars
Klaus-Michael Otto hätten davon gezeugt, dass die Verträge mit dem Investor durchaus verbesserungsfähig waren, zumindest aus
dem Blickwinkel der Stadt Königstein, unterstrich Malter. (9.9.2013)