Nach jeder Abfuhr von Sperrmüll flammt in Königstein die Debatte über das beste System neu auf: Soll der Sperrmüll wie
bisher an vier festen Terminen im Jahr oder aber auf Abruf abgeholt werden? Beide Systeme haben nach Auffassung der
Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) ihre Vor- und Nachteile, unter dem Strich überwiegen aber nach Ansicht der
unabhängigen Wählergemeinschaft die Argumente für den seitherigen Modus.
Viermal im Jahr, nach jeder Sperrmüllabfuhr, ist in Königstein der Ärger groß, weil auf der Suche nach verwertbaren
Gegenständen der bereitgestellte Sperrmüll vielerorts durchwühlt und ein unansehnliches Bild zurückgelassen wurde. Aber auch
beim Sperrmüll auf Abruf gebe es erhebliche Probleme, so der ALK-Stadtverordnete Robert Rohr.
Vereinbarte Termine bleiben kein Geheimnis
Aus ökonomischen Gründen komme das Sperrmüllauto natürlich nicht allein deshalb nach Königstein, weil Familie x ihren
Sperrmüll loswerden wolle. Deshalb würden von der Stadtverwaltung die Termine gebündelt, damit an einem Tag nicht nur der
Sperrmüll der Familie x sondern auch der von etlichen anderen Bürgern abgeholt wird. In großen Städten wie Frankfurt
geschehe dies an einem festen Wochentag, in kleineren Städten an einem bestimmten Termin im Monat. Das würde bedeuten, in
Königstein wird nicht mehr wie derzeit viermal, sondern zwölfmal jährlich Sperrmüll vor die Haustür gestellt und abgeholt.
Dieser monatliche Termin, zu dem die Bürger sich bei der Stadt telefonisch anmelden müssen, werde natürlich auf Dauer kein
Geheimnis bleiben. Auch an diesen neuen Terminen dürfte in Königstein gezielt nach wieder verwertbaren Gegenständen gesucht
und gewühlt werden, so Rohr.
Ärgerlich beim Sperrmüll auf Abruf sei auch, so die Praxis in anderen Städten, dass bei der Vereinbarung des Abholtermins
die Bürger bereits sehr genau angeben müssten, welche Menge Sperrmüll, welche Gegenstände, abzuholen seien. Die Erfahrung
zeige aber, dass beim Heraustragen des Sperrmülls dann meist wesentlich mehr zusammenkomme als ursprünglich gedacht.
Teurer, wenn der Sperrmüll auf Abruf abgeholt wird
Außerdem werde Sperrmüll auf Abruf nach Einschätzung der zweitstärksten Fraktion des Stadtparlaments teurer. Die
Fahrzeuge des Müllentsorgers samt Besatzungen müssten dann zwölf- statt viermal nach und durch Königstein und zu den
Bestimmungsorten des Sperrmülls fahren. Dies werde zu höheren Personal- und Treibstoffkosten führen. Außerdem würden die
Verwaltungskosten in die Höhe geschraubt: Wenn jährlich nur 5.000 der 6.000 Haushalte bei der Stadt anriefen, um ihren
Sperrmüll anzumelden, so sei bei durchschnittlich dreiminütigen Gesprächen ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung einen
kompletten Monat seiner Arbeitszeit mit telefonieren beschäftigt. Hinzu kommen die Zusammenstellung der jeweiligen
Abholungsrouten und die Übermittlung an das Müllunternehmen. Diese Mehrkosten würden entweder auf die Müllgebühren
draufgesattelt oder müssten an anderer Stelle eingespart werden.
Auf der anderen Seite ersparen die Müllsammler der Stadt bares Geld: Jedes Kilo Müll, das vor der offiziellen Abfuhr
weggeholt werde, spart der Stadt 24 Cent, so die Berechnungen der Nachbarstadt Kelkheim, berichtete der ALK-Stadtverordnete.
Ökologischer, wenn Teile des Sperrmülls wiederverwertet werden
Für das bisherige System spreche auch die Wiederverwertungsquote. Es sei viel ökologischer, wenn Teile des Königsteiner
Sperrmülls nicht auf die Müllkippe wanderten oder verbrannt, sondern von anderen wiederverwertet würden. Gerade in
Königstein würden viele Gegenstände vor die Tür gestellt, die noch eine sehr gute Qualität hätten und gerade bei nicht so
betuchten Mitmenschen dankbare Abnehmer fänden. So habe in der Debatte um den Sperrmüll in Königstein ein Bürger geschrieben,
dass gerade die Wiederverwerter sehr wirkungsvolle Umweltschützer seien, da die Produktion von neuen Konsumgütern Rohstoffe
und Energie für Herstellung und Transport verbrauche. Eine andere Bürgerin erklärte, sie freue sich über jedes Stück ihres
Sperrmülls, das noch von anderen Leuten verwendet werden könne und nicht in der Schrottpresse lande. Rohr erinnerte in
diesem Zusammenhang an das Ziel der Königsteiner Satzung für Abfallwirtschaft, die Menge der Abfälle so gering wie möglich
zu halten. Um eine Minimierung von Abfall handele es sich natürlich auch, wenn der überzählige Sessel oder die alte Matratze
anderenorts eine neue Verwendung fänden.
Die unabhängige Wählergemeinschaft ALK betonte allerdings, dass einige Verbesserungen erforderlich seien. So solle der
Sperrmüll nicht zu früh auf die Straße geräumt werden und nicht zu lang am Straßenrand stehen. Dazu könne eine veränderte
Termingestaltung beitragen. So solle die Sperrmüllabfuhr nicht mehr montags erfolgen, wie dies in Schneidhain in diesem Jahr
der Fall ist, da etliche Bürger, die über das Wochenende verreist sind, sonst ihren Sperrmüll bereits am Donnerstag zuvor
auf die Straßen räumen. Außerdem müsse darauf geachtet werden, dass Sperrmüll nicht mehr in einer Woche mit Feiertag
eingesammelt werde, wie dies in der ersten Maiwoche mit dem Mai-Feiertag der Fall war.
Nur große und sperrige Gegenstände gehören zum Sperrmüll
Ein Teil der Probleme entstehe allerdings auch, weil einige Mitbürger die Sperrmüllabfuhr für eine zusätzliche Abfuhr von
Restmüll hielten. Deshalb komme es nicht selten vor, dass in Kartons und Säcke viele kleine Gegenstände gepackt würden, die
aber gar nicht zum Sperrmüll gehörten. Und beim Durchwühlen dieser Behältnisse entstehe dann teilweise das unschöne Bild mit
herumliegenden Kleinteilen und Kleidungsstücken, das die meisten Bürger ärgere. Die Königsteiner Abfallsatzung schreibe
eindeutig vor, dass es sich, wie der Name schon sagt, beim Sperrmüll nur um sperrige Gegenstände handeln dürfe. Laut der
entsprechenden Satzung müssen die Gegenstände so groß sein, dass sie nicht in die normale Mülltonne passen und auch nicht
durch Zerreißen, Zerlegen oder Zerschneiden entsprechend verkleinert werden können. Im Umkehrschluss heiße dies, dass
bereits derzeit das Müllabfuhrunternehmen beim Sperrmüll alles am Straßenrand zurücklassen könne, was eigentlich in eine
Mülltonne passe. Dies wolle natürlich auch niemand, betonte Rohr.
Viele Probleme der Unordnung beim Sperrmüll könnten aber vermieden werden, wenn die Bürger tatsächlich nur große und
sperrige Gegenstände an die Straße stellen würden. Hilfreich für das Stadtbild wäre auch, wenn der Sperrmüll möglichst erst
am Abend vor dem Abfuhrtermin auf dem Bürgersteig gelagert würde. Dabei müsse auch darauf geachtet werden, dass der Gehweg
für Passanten noch benutzbar sei.
Der nächste Termin der Sperrmüllabfuhr ist in Schneidhain am 20. August (Montag), in der Kernstadt am 22. August
(Mittwoch, sowie in Falkenstein und Mammolshain am 23. August (Donnerstag). (6.8.2012)