Der langjährige ALK-Mitstreiter Tilmann Köster ist am 8. Februar im Alter von erst 67 Jahren völlig überraschend
gestorben.
Nachfolgend Auszüge aus der Ansprache des ALK-Vorsitzenden Robert Rohr anlässlich der Beisetzung am 19. Februar:
„Das ist ein Schock!“ „Unfassbar“
Das waren nur einige der Reaktionen, als sich die traurige Nachricht langsam in Königstein verbreitete.
„Es tut mir unendlich leid, auch für seine Familie. Es gehen immer die falschen zu früh“, so eine ALK-Stadtverordnete.
Unzweifelhaft, Til ging zu früh, viel zu früh. Er hätte noch so viel für seine Familie, seine Stadt und seine Freunde
leisten können. Doch war sein Tod wirklich so überraschend? Wir hatten es ja fast schon vergessen, verdrängt, weil es Til
wieder so gut ging, er so voller Elan war, vor Ideen und Aktivitäten nur so sprühte.
Aber vor zweieinhalb Jahren hatte ihn wie aus heiterem Himmel ein Aneurysma in seinem Kopf gefällt. Damals war er dem Tod
sozusagen noch einmal von der Schippe gesprungen. Und alle, die ihn kannten, waren glücklich darüber. Aber sind wir doch
ehrlich: Wer hatte nicht damals auch daran gedacht, dass Til sterben könnte oder eine bleibende Behinderung zurückbleiben
würde?
Aber er ist wieder im Leben angekommen, nichts blieb zurück und er war wieder ganz der Alte und nahm sein Engagement voll
wieder auf. Es war ein kleines Wunder. Zweieinhalb Jahre später ist er jetzt gestorben. Viel zu früh natürlich. Aber
andererseits hatte er seit dem Aneurysma noch zweieinhalb Jahre Leben zusätzlich. Das waren zweieinhalb geschenkte Jahre für
ihn, seine Familie und seine Freude. Auch wenn es sehr schwer fällt - bei aller Trauer sollten wir auch dankbar für diese
geschenkten Jahre sein.
Noch am Tag vor seinem Tod hatte ich Til zufällig im Stadtarchiv getroffen. Til war ein unkonventioneller Mensch, der
keinen Wert auf Förmlichkeiten legte. Aber an diesem Tag verabschiedete er sich mit Handschlag von mir. Ich bin dankbar,
dass er sich an diesem Tag so verabschiedet hat. Kurz darauf sollte sich herausstellen, dass er sich für immer von mir
verabschiedet hatte.
An diesem seinem letzten Tag war Til so aktiv: Im Stadtarchiv besprach er das Musikprogramm für die 700-Jahr-Feier der
Stadt. Anschließend unterschrieb er den Vertrag für den Konzertflügel für das HdB, der Dank seiner Aktivitäten angeschafft
wurde. Am Nachmittag rief er dann bei mir an, um eine organisatorische Frage im Hinblick auf ein von ihm für November
geplantes Konzert zu besprechen. In jüngster Zeit war er durch seine kulturellen Aktivitäten so eine Art ehrenamtlicher
künstlerischer Leiter des HdB geworden. Auch an seinem letzten Lebenstag war guter Dinge und voller Energie, so dass sein
plötzlicher Tod am folgenden Tag umso unverständlicher ist.
Im Zusammenhang mit dem HdB ist ein Hintergrund weitgehend unbekannt. Tilmann ist der eigentliche Vater der HdB-Rettung
und -Sanierung. Die meisten Bürger meinen zwar, eine Enthaltung und eine Krankheit innerhalb der CDU hätten die knappe
Mehrheit im Stadtparlament gebracht. Dazu muss man aber auch wissen, dass es diese Mehrheit nur durch die zwölf Stimmen der
ALK gab. Und für die hatte Tilmann maßgeblich gesorgt. Schließlich hatte die ALK auch wegen der Kosten die Pläne einer
HdB-Sanierung lange Jahre kritisch begleitet. Aber Tilmann war dann derjenige, der ALK-intern erheblich zu einem
Meinungsumschwung beitrug. Er überzeugte uns durch seine Hinweise auf die Besonderheiten des Gebäudes und dessen
einzigartige Akustik. Und da Tilmann erheblich dazu beigetragen hat, dass die ALK mit sämtlichen Stadtverordneten für die
Sanierung stimmte, ist die HdB-Rettung zu einem guten Teil ihm zu verdanken.
Til war seiner Heimatstadt Königstein sehr verbunden, er war hier verwurzelt. Er engagierte sich für seine Stadt auf
verschiedenen Ebenen, ob durch seine Mitgliedschaft im Vorstand des Fördervereins des HdB, ob als Umweltschützer, ob als
einer der Initiatoren für eine Edeka-Ansiedlung am Ortsausgang. So ruhig und ausgeglichen er meist war, so konnte er sich
auch sehr über Unrecht und Ignoranz empören. Er konnte absolut nicht verstehen, wieso sich eine politische Mehrheit einem
sinnvollen Anliegen wie der Ansiedlung eines weiteren Lebensmittelmarktes in den Weg stellte. Und da es nur wenige Aktive
gab, packte Til mit an. Wir danken ihm, dass er und seine Mitstreiter letztlich erfolgreich waren.
Tilmann Köster bei der Unterschriftensammlung für den EDEKA Markt am 8. Mai 2010
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Königstein hat mit Tilmann einen wichtigen Mitbürger verloren.
Als Dirigent im Frack machte Til einen sehr würdigen Eindruck. Er konnte aber auch ein echter Hitzeblitz sein – manchmal.
Wenn ihn etwas empörte und er in die Tasten griff und der lokalen Presse gepfefferte Leserbriefe schickte. Die aber häufig
nicht abgedruckt wurden, weil sie doch sehr klare Worte beinhalteten.
Til war in und für seine Heimatstadt auch politisch aktiv. Er kandidierte für die unabhängige Wählergemeinschaft ALK,
wollte aber nicht ins Stadtparlament, obwohl er gefragt wurde. Deshalb stand er auf der Kandidatenliste nur auf einem Platz
um die 30. Im Gegensatz zu vielen anderen nutzte er die Möglichkeit, an den offenen Fraktionssitzungen der ALK teilzunehmen.
Tilmann war ein Mitbürger, der auch ohne Parlamentsmandat häufig zu den Sitzungen kam und eifrig mitdiskutierte und so das
Leben in dieser Stadt mitgestaltete – so wie das die ALK in ihren Ansprüchen zu ihrer Gründung formuliert hatte. Sein Ziel
war, sein Königstein als lebens- und liebenswerte Kleinstadt zu erhalten. In vielen Punkten herrschte eine wunderbare
Übereinstimmung zwischen uns. Da bedurfte es nicht vieler Worte. Wir hatten eine ähnliche Vorstellung davon, wie das Leben
in dieser Kleinstadt sein sollte.
In der Kommunalpolitik kann man sich ja manchmal ziemlich aufregen. Aber jetzt, vor dem Hintergrund von Tils viel zu
frühem Tod, wird die Politik und die Aufregung darum so klein. Dieser Tod hat die Maßstäbe zurecht gerückt.
Til hat sich im Kreise der ALK sehr wohl gefühlt. Und Til war bei der ALK hochgeachtet. Mit seiner liebenswürdigen,
zurückhaltenden und bescheidenen Art hatte er viele Sympathien gewonnen.
Hier einige betroffene Reaktionen aus dem Kreis der ALK:
Eine Stadtverordnete schrieb: „Ich mochte Til sehr - ohne ihn sehr gut gekannt zu habe. Er hatte eine ruhige und liebe
Art, die ich sehr geschätzt habe.“
Eine andere Stadtverordnete: Sein Tod ist sehr traurig und macht mich sehr betroffen! Tilman Köster war ein bescheidener,
ruhiger und freundlicher ALK-Mensch, den ich sehr geschätzt habe. Wir werden ihn sicher sehr vermissen und die ALK hat einen
weiteren besonderen Menschen als Mitstreiter verloren.“
Und wieder eine andere notierte: „Auch ich mochte Tilmann Köster sehr. Es tut mir unendlich leid, auch für seine Familie!“
Und eine unserer neueren Stadtverordneten erklärte: „Ich kannte Herrn Köster nicht sehr lange, dennoch habe ich ihn von
Beginn an gemocht und geschätzt, er war ein feiner Mensch und ich kann kaum glauben, dass er nicht mehr lebt. Selbst in
dieser kurzen Zeit gab es einige sehr schöne Begegnungen mit ihm.“
Und eine Mitbürgerin, die unter Tilmann 1977 als Musikstudentin im Jugend-Festspiel-Orchester in Salzburg gespielt hatte
und damals noch nicht ahnte, dass sie später nach Königstein ziehen würde, schrieb: „Leider habe ich ihn nie wieder
getroffen, obwohl ich das immer vorhatte, aber es kam durch die vielfältigen anderen Engagements leider nicht dazu. Nun ist
es zu spät... Das ist traurig! Von Ferne habe ich sein Engagement auch für "unsere" ökologischen Ziele mit Freude beobachtet.
In diesem Sinne sind wir doch alle ein wenig verbunden.“
Ich weiß nicht, wann Til und ich uns kennen gelernt haben. Es war, wie es in einer Kleinstadt häufig so ist, irgendwie
kennt man sich. In den letzten Jahren hatten wir mehr miteinander zu tun, sind Freunde geworden. Es war eine große
inhaltliche Übereinstimmung im Hinblick auf das Leben in dieser Stadt. Und dennoch merke ich, dass ich Vieles von Till nicht
weiß. Und ich bedauere, dass wir nicht mehr Zeit miteinander verbracht haben, nicht noch mehr miteinander gesprochen haben.
Nun ist es zu spät. Das bedauere ich zutiefst.
Til hinterlässt in jeglicher Beziehung eine große Lücke.
„Jetzt müssen wir ohne ihn leben“, sagte seine tapfere Mutter. Das stimmt. Wir werden lernen müssen, ohne ihn zu leben,
auch wenn es uns allen und vor allem seiner Familie unsagbar schwer fallen wird.
Wir trauern mit seiner Ehefrau, seinen beiden Söhnen und seiner Mutter. Und ich kann das Angebot nur wiederholen, wenn
wir euch unterstützen können, lasst es uns wissen. Wir tun es gerne, weil Til ein großartiger Mensch war und ihr das
Wichtigste in seinem Leben wart.
Trotz aller Trauer – seien wir dankbar, dass wir diesen besonderen Menschen kennen durften.