Als äußerst verdienstvoll und ambitioniert hat die ALK den Versuch der FDP bewertet, mittels einer Umfrage die
Meinung der Bürger zu Königsteiner Einrichtungen in Erfahrungen zu bringen. Es sei immer wichtig, zu hören, was die
Königsteiner denken und wollen, erklärte die unabhängige Wählergemeinschaft. Dafür gebühre der FDP Dank und Anerkennung.
Die Umfrage könne zwar einige interessante Hinweise auf die Meinung der Mitbürger geben, so richtig verwertbar seien
deren Ergebnisse aber nicht, da die Umfrage einige methodische Probleme aufweise, bedauerte die ALK-Stadtverordnete Gisa
van der Heijden. So habe beispielsweise die FDP gleich in der fettgedruckten Einleitung zum Fragebogen deutlich geschrieben:
"Die FDP Königstein ... steht hinter dem Kurbad". Üblicherweise seien in der Umfrageforschung Begleitinformationen und
Fragen streng neutral formuliert, um die Meinung der Befragten nicht unzulässig zu beeinflussen. Problematisch sei auch,
dass laut FDP-Vorgabe nur jeder Haushalt einen einzigen Fragebogen ausfüllen sollte. Damit habe beispielsweise eine Familie
mit zwei erwachsenen Kindern nur ebenso viel Gewicht wie ein Single-Haushalt.
Ein gravierendes Problem sei auch die Anzahl der zurückgeschickten Fragebögen, sagte die Stadtverordnete. Zwar sei die
Beteiligung von 200 Bürgern nicht schlecht, doch andererseits entspreche dieser Rücklauf nur 1,7 Prozent der 11.796
Wahlberechtigten. Zudem müsse bedacht werden, dass mit der Königsteiner Woche rund 12.000 Exemplare in Königstein und
Glashütten verteilt wurden. Das bedeute, dass auch Glashüttener, die Königsteiner Angebote nutzen, sich an dieser anonymen
Umfrage beteiligen konnten. Zudem hatte die FDP selbst die Vermutung geäußert, dass einzelne Kurbad-Freunde wie auch
Kurbad-Skeptiker gleich mehrere der in vielen Geschäften ausliegenden Fragebögen abgegeben hätten, um ihrer jeweiligen
Meinung verstärkt Gewicht zu verleihen. Träfe dies zu, müsste die Zahl von 200 Fragebögen noch nach unten korrigiert werden.
Der in Relation zur Zahl der ausgegebenen Fragebögen relativ niedrige Rücklauf sowie die Möglichkeit, dass
Einzelpersonen gleich mehrere Fragebögen ausgefüllt haben könnten, mindere die Validität und Aussagekraft der Umfrage
erheblich, erklärte van der Heijden. 200 ausgefüllte Fragebögen könne man auch in Relation zu anderen Größenordnungen
setzen. Auch der Förderverein Kurbad habe rund 200 Mitglieder, die hohe Zahl der negativen Äußerungen zum Kurbad belege
aber, dass sich nicht einmal alle Mitglieder des Fördervereins beteiligt hätten, obwohl die Position zum Kurbad das
zentrale Anliegen der Fragebogenaktion war.
Der relativ geringe Rücklauf der Fragebögen könne auch daran gelegen haben, dass im Begleittext der Umfrage andere
Fraktionen angegriffen wurden sowie die Bedeutung des Kurbads tendenziös präsentiert worden sei. So habe keiner der
ALK-Stadtverordneten einen Fragebogen eingereicht. Zudem könnten Stadtverordnete im Gegensatz zu den übrigen Bürgern
ihre Meinung zu den Themen im Stadtparlament vortragen.
Das Ergebnis zur Kurbadfrage war, um es neutral zu formulieren, bemerkenswert, erklärte die Stadtverordnete. Obwohl
jeder Teilnehmer mit seiner Antwort sogar mit der niedrigsten Einstufung "Minder wichtig" dem Kurbad immer noch einen
Punkt zuordnete, landete dieses nach der FDP-Auswertung auf Platz 17 und damit weit hinter Sauberkeit, Kindergärten und
Burg. Aus dem Ergebnis der Umfrage sei auch bei bestem Willen kein Ruf wie Donnerhall nach der mindestens neun Millionen
Euro teuren Sanierung des Kurbads abzuleiten, meinte van der Heijden.
Neben der Einstufung von 46 städtischen Einrichtungen oder Leistungen in vier Kategorien, wobei naturgemäß das eine oder
andere Thema wie beispielsweise das Woogtal fehle, fragte die FDP zusätzlich explizit nach den Gründen, die für oder gegen
das Kurbad sprechen. Es überrasche positiv, wie viele Bürger sich nach den vielen Kreuzchen die Mühe machten, zu den beiden
offenen Fragen am Schluss des Fragebogens noch weitere Argumente zu liefern. Es sei aber auch nachvollziehbar, wenn jemand
nach den Überlegungen zu 46 Themen auf die offene Frage nach dem, was für das Kurbad spricht, nur zeitsparend mit "nichts"
antwortet. Es gebe aber auch etliche Bürger, die am Ende noch sehr ausführlich ihre Meinung pro oder contra zu Papier
gebracht hätten.
So schickte ein Königsteiner eine Kopie seines ausgefüllten Fragebogens an die ALK. Darin stand als Antwort auf die Frage,
was für den Erhalt des Kurbads spreche:
"Nichts, aber auch gar nichts! Die Schuldenhistorie des Bades und die Nutzung durch
vorwiegend Auswärtige sollten jedem Verantwortlichen deutlich machen: So kann es nicht weitergehen!" Noch mehr Mühe machte
sich dieser Bürger bei seiner Antwort auf die Abschlussfrage, was gegen das Kurbad spreche: "Wie die Kurbad-Lobby
vermeintliche pro-Argumente beugt, ist unsäglich. Die vielen Arbeitsplätze, die Belebung der Geschäftswelt, das Kurbad als
'Imagebringer'. Die Badefreunde aus OF, F, MTK, RÜD, LM usw. können auch in Idstein, Oberursel, Bad Homburg, Hofheim und
demnächst auch Bad Vilbel schwimmen - die Königsteiner Steuerzahler haben deren Hobby lange genug teuer bezuschusst. Und
jetzt sollen auch noch die letzten Immobilien in Stadtbesitz für eine aufwendige Sanierung verscherbelt werden, damit das
Bad nach erfolgter Renovierung auch in den kommenden Jahren fröhlich subventioniert werden kann. Bravo Königstein - weiter so!"
(9.6.2015)