Eine Verkehrslenkung ganz besonderer Art gibt es derzeit in Mammolshain. Wegen einer privaten Baumaßnahme in der
Vorderstraße werden dort nicht die Autos, sondern die Fußgänger umgeleitet - und zwar weiträumig. Diese müssen nun fast
die dreifache Strecke zurücklegen um an ihr Ziel zu kommen, kritisierte der Stadtverordnete Günther Ostermann, der die
ALK auch im Ortsbeirat Mammolshain vertritt.
Am Anfang und Ende der Umleitungstrecke stehen Sperrschilder
(Zeichen 259 „Verbot für Fußgänger“) mit
dem Zusatzschild „bis Baustelle frei“
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Und falls Fußgänger trotz Verbots die 20 Meter lange Baustelle passieren wollen, kann es bei Autoverkehr gefährlich
werden, da die offene Fahrbahn nur zweieinhalb Meter breit ist.
Die Umleitungsstrecke ist mit 520 Metern fast dreimal so lang
Kurz vor den Sommerferien war die ungewöhnliche Umleitung eingerichtet worden. Während der übliche Weg über die
Vorderstraße zwischen Borngasse und Schulstraße gerade mal rund 180 Meter beträgt, ist die Umleitungsstrecke über die
Straße "Im Kleinfeld" mit 520 Metern fast dreimal so lang. Ein empörter Anwohner der Vorderstraße meinte dazu: "Ich
habe es bislang gar nicht für möglich gehalten, dass man Fußgänger umleitet."
Während Autos die Vorderstraße weiter befahren dürfen, ist den Fußgängern diese Strecke durch ein Verkehrsschild
ausdrücklich verboten. Am Anfang und Ende der Umleitungstrecke stehen Sperrschilder (Zeichen 259 „Verbot für Fußgänger“)
mit dem Zusatzschild „bis Baustelle frei“.
Die Umleitungsstrecke für Fußgänger ist mit Schildern 239 „Gehweg“ mit Zusatzschildern 1000-12/1000-13 „Fußgänger
Gehweg gegenüber benutzen“ ausgewiesen.
Diese Schilder nutzen nur versierten Verkehrsteilnehmern, kritisierte Ostermann. ABC-Schützen und andere Grundschüler,
die nach den Sommerferien zur Schule gehen wollen, dürfen den seit Jahrhunderten über die Vorderstraße führenden Schulweg
nicht benutzen. Da die Grundschüler mit den Schildern aller Voraussicht nach wenig anfangen können, sind die Eltern gefragt,
die Maßnahme, den Umweg und vor allem die Gefahren zu erläutern. Zudem sind die Schilder in einer Höhe von zwei Metern
angebracht und werden von den Grundschülern wohl eher schlecht, wenn überhaupt, wahrgenommen, meinte Ostermann.
Gefährliche Situationen im Bereich der Baustelle programmiert
Gefährliche Situationen seien im Bereich der Baustelle programmiert, da möglicherweise Erwachsene und Schüler die lange
Umleitung nicht annehmen und stattdessen verbotenerweise die etwa 20 Meter lange Baustelle auf dem nur rund 2,50 Meter
breiten Fahrstreifen ohne Gehweg passieren werden. Kommen dann ein Auto oder gar ein Bus, ein Getränkelaster des nahe
gelegenen Getränkemarkts oder ein Baufahrzeug von einer der Baustellen in der Schulstraße oder im Kastanienweg im
morgendlichen Berufsverkehr hinzu, kann es richtig gefährlich werden, warnte Ostermann. Mit der eingerichteten
Fußgänger-Umleitung seien Stadt und der Bauherr fein raus, denn das Risiko liege beim Fußgänger, falls dieser die Umleitung
nicht benutzt, sondern sich durch die verbotswidrige Nutzung der Fahrbahn selbst in Gefahr bringe.
Mammolshainern könne ein Fitnessprogramm nicht schaden
Die Umleitung für Fußgänger sei ein einmaliger Vorgang, der den Mammolshainern mit Billigung der Stadt Königstein
zugemutet werde, kritisierte das Ortsbeiratsmitglied. Während normalerweise der motorisierte Verkehr umgeleitet werde,
so werden nun in Mammolshain einfach die Fußgänger verbannt, obwohl bekannt und erprobt sei, wie bei mehrwöchigen
Baustellen oder bei der Kerb der motorisierte Verkehr umgeleitet werden kann. Aber offenbar sei Bürgermeister Helm der
Auffassung, dass den Mammolshainern ein Fitnessprogramm nicht schaden könne, wie er launig in der jüngsten Sitzung des
Ortsbeirats auf Nachfrage äußerte. Ob da beispielsweise auch ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, und zum
Beispiel auf dem Weg zum Friedhof den langen und unbequemen Umweg nehmen müssen, davon begeistert sind, bleibe abzuwarten.
Über die Umleitung wurde nicht offiziell informiert
Als besonders ärgerlich empfindet Ostermann, dass die Bevölkerung Mammolshains über die Umleitung nicht offiziell
informiert wurde. Ärgerlich sei auch, dass nicht bekannt sei, wie viele Monate die Baustelle samt Umleitung dauere.
Hier empfahl Ostermann einen Blick nach Kronberg, wo über jede kurze oder längerfristige Sperrung von Ortsstraßen mit
Angabe des Grundes, des Beginns und der Dauer in der örtlichen Presse einige Tage vorher informiert werde.
Generell stellte Ostermann infrage, ob für private Baumaßnahmen einfach öffentliche Straßen und Gehwege in Anspruch
genommen werden dürfen. Sicher sei es bequemer und billiger, für eine Baustelle die Straße mitzubenutzen, wie dies auch
wochenlang auf der B 455/Wiesbadener Straße geschehen sei. Schließlich koste in Königstein die Aufstellung eines Krans oder
Bauzauns im öffentlichen Raum je nach Größe lediglich zwischen 50 und 150 Euro pro Monat. Und wer die Fläche das ganze Jahr
blockiere, müsse dafür maximal 767 Euro an die Stadt zahlen.
Wenn das öffentliche Interesse der Bürger an benutzbaren und sicheren Straßen und Wegen aber mit dem Interesse eines
Bauherrn kollidiere, dann müsse dieser nach anderen Wegen für die Ausführung seiner Baumaßnahme suchen, auch wenn dies für
ihn teurer werden könne oder eine Umplanung erfordere, erklärte der ALK-Stadtverordnete. Einen automatischen Anspruch auf
Nutzung von öffentlichen Flächen zu Lasten der Allgemeinheit dürfe es nicht geben. (4.8.2014)