Bei hohen Temperaturen gab es am Samstag beim wALK & tALK der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein frische
Informationen zum immer noch und immer wieder aktuellen und „heißen“ Thema Innenstadt. Der wALK befasste sich primär mit
der seit knapp 40 Jahren währenden Diskussion um die Entwicklung der Innenstadt. ALK-Baufachmann Günther Ostermann führte
durch die Historie und gab ebenfalls einen Einblick in die aktuelle Situation.
Günther Ostermann führte durch die Historie und gab einen Einblick in die aktuelle Situation
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Der Treffpunkt auf dem Kapuzinerplatz bildete dabei den Anfang. Hier habe der Kapuziner-Orden 1684 sein Kloster fertiggestellt,
berichtete Ostermann. Die heutige Gestalt habe der Platz ebenso wie der Parkplatz seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts,
nachdem das Kloster und ein dort befindliches Hotel abgerissen worden waren. Bis 1972 verlief der gesamte Verkehr mitten durch
die Königsteiner Innenstadt, mit dem Bau der heutigen Le Cannet-Rocheville-Straße konnte er um die Kernstadt herumgeleitet werden.
Seit 1983 Planungen für die Innenstadtentwicklung
Die Suche nach einem Schattenplatz führte die Gruppe der Interessierten weiter in die Konrad-Adenauer-Anlage, die früher als
Turnierplatz der Ritter, dem „Stechgarten“, diente. Detailreich und mit vielen Illustrationen ging Ostermann auf die zahlreichen
Bemühungen zur Verkehrsentlastung und Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt ein.
Ein 1983 in Auftrag gegebenes Stadtentwicklungskonzept, das 1987 vorgestellt wurde, bildete den Ausgangspunkt für zahlreiche
Planungen zur Verbesserung von Verkehrsplanung, Stadterneuerung, Stadtwirtschaft und Ökologie, so die wichtigsten Punkte des
Konzeptes schon damals. Auch ein Königsteiner Architektenbüro widmete sich 1989 dem Thema. Die seinerzeit benannten Prioritäten
Verkehrsberuhigung, Nutzung der Konrad-Adenauer-Anlage für alle Generationen, Gesamtkonzepte bilden bis heute die Kernpunkte der
Überlegungen. Mitte der 90er Jahre entstand eine Planung, die eine massive Bebauung der Anlage vorsah. Davon verabschiedete man
sich nach einigen Jahren wieder.
Kurz vor der Jahrtausendwende gab es Pläne, dort, wo heute die Rewe und Aldi sind, ein Bürger- und Jugendhaus mit Verbrauchermarkt
und Tiefgarage zu erstellen, auch diese wurden nicht umgesetzt. Stattdessen erstellte ein Königsteiner Investor zahlreiche Bauten rund
um den zentralen Platz der Stadt, so auch die Stadtgalerie. Selbst das letzte Magistratskonzept von 2018, das unter anderem die
mittlerweile beendete Verkehrsdrehung vorsah, ist ein Plan geblieben.
Immer wieder gab es Bürgerversammlungen, Bürgerbefragungen und rege Diskussionen über dieses Thema in der Politik, den Medien
und der Stadtgesellschaft.
Ergebnisse der Innenstadt-Workshops werden am 18. Juli präsentiert
Ostermanns Fazit war eindeutig: Das Zentrum Königsteins habe sich über Jahrhunderte aus der Altstadt hinter dem Alten Rathaus
immer weiter Richtung Kreisel verlagert. Möglicherweise würde mit dem Bau der Königsteiner Höfe, dem Umzug von Alnatura dorthin
und dem geplanten Nahversorger an der Wiesbadner Straße, eine weitere Verlagerung einhergehen.
Seit fast vierzig Jahren habe es zahlreiche Überlegungen gegeben, von denen nur wenige Teile umgesetzt worden seien. Die
Zielsetzung sei dabei unverändert geblieben. Es bleibe daher spannend, ob die derzeitigen Bemühungen, über Workshops und Seminare
die Bürger, Anwohner und Gewerbetreibenden einzubinden, neue Ideen generieren werden.
Kurz vor dem wALK & tALK endeten die Innenstadt-Workshops mit Bürgerbeteiligung, an denen insgesamt 36 Personen teilnehmen
konnten. 12 Personen hatten sich direkt bewerben können, 12 wurden ausgelost und 12 weitere Personen kamen aus Handel und Gewerbe.
Online durfte sich jedermann einbringen. Bis Teilnahmeschluss seien auf diesem Weg knapp 60 Vorschläge aus der Bürgerschaft
eingegangen, informiert Ostermann. Am 18. Juli sollen die Ergebnisse den Mandatsträgern präsentiert werden.
Konsensfähige Ideen zügig umsetzen
Der Status quo habe immerhin ein Ergebnis gezeitigt: der Individualverkehr um die Konrad-Adenauer-Anlage herum sei kaum mehr möglich,
was in der Tat zu einer gewissen Verkehrsberuhigung geführt habe. Warum man allerdings die Innenstadtgestaltung so kurzfristig vor den
Sommerferien mitten in den Haushaltsberatungen beenden wolle, sei nicht nachvollziehbar. Verständlich sei allerdings der Wunsch, endlich
den Plänen auch konkrete Taten folgen zu lassen.
Die Position der ALK, so Fraktionsvorsitzende Nadja Majchrzak, bestehe darin, diejenigen Projekte zügig zu realisieren, zu denen
es einen parteienübergreifenden Konsens gebe. Das wäre unter anderem der Brunnen auf dem Kapuzinerplatz und eine Aufwertung der
Konrad-Adenauer-Anlage mit gepflegten Grünflächen und Aufenthaltsorten für alle Generationen. Schwierige Punkte wie potentielle
Tiefgaragenstandorte, Bushalteplätze, Lenkung der Verkehrsströme könnten dann schrittweise abgearbeitet werden.
(10.7.2023)