Ihren wALK & tALK durch Mammolshain startete die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein am Hardtgrundweg/Friedhof. Die rund
dreißig Mitgehenden, vorwiegend aus Mammolshain, wollten sich mit der baulichen Entwicklung des Kastaniendorfes vertraut machen.
Günther Ostermann mit Nadja Majchrzak und Runa Hammerschmitt starten den wALK & tALK
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ALK-Stadtverordneter und langjähriges Ortsbeiratsmitglied Günther Ostermann erläuterte zu Beginn des wALKs den Stand
der Bebauungspläne in Mammolshain. Von den insgesamt 14 Bebauungsplänen für Mammolshain seien momentan sechs in Kraft, vier
aufgehoben, die anderen würden zurzeit nicht mehr weiterverfolgt.
Bebauungspläne können gewachsene Strukturen sichern
Ostermann erklärte die Vorteile von Bebauungsplänen, die die Erhaltung gewachsener Strukturen mit einer vorsichtigen
Weiterentwicklung durch maßvolle Nachverdichtung und unter bestimmten Gestaltungsvorgaben sicherten. Gebe es keine Bebauungspläne,
so könne nach § 34 Baugesetzbuch gebaut werden, was bedeute, dass man sich an der umliegenden Bebauung orientiere. So entstünden
dann oft Bauten, die nicht im Sinne der Nachbarschaft seien.
Ausgleichsflächen oder Ökopunkte-Kauf für neue Baugebiete
Der Weg führte die Gruppe unterhalb des Friedhofs zu einer Ausgleichsmaßnahme für das Baugebiet Kaltenborn III, das in der
Kernstadt gerade erschlossen wird. Hier erklärte Ostermann, dass die Stadt für neue Baugebiete entweder für teures Geld Ökopunkte
kaufen oder Flächen als Ausgleichsflächen bereitstellen müsse. Diese seien dann entsprechend zu bepflanzen und zu pflegen.
Unterschiede beim Pflegezustand der Ausgleichsflächen
Viele der Ausgleichsflächen befinden sich in Mammolshain und werden ehrenamtlich und mit viel Engagement vom Mammolshainer
Obst- und Gartenbauverein (OGV) gepflegt. Die Fläche unterhalb des Friedhofs, für deren Pflege die Stadt zuständig ist, sorgte
bei der Gruppe für Irritation. Der schlecht gepflegte Zustand der Obstbäume und -sträucher wurde größtenteils mit Kopfschütteln
kommentiert, zumal angrenzend die vom OGV gepflegten Flächen zeigten, wie eine gute Pflege aussehen kann.
Bürgerinitiative rettete ortsbildprägendes Grundschulgebäude
Weiter ging es zur Grundschule in Mammolshain. Ostermann erinnerte daran, dass der ehemalige Landrat Jürgen Banzer (CDU) das alte
Gebäude der Grundschule abreißen wollte. Nur durch eine Bürgerinitiative sei das ortsbildprägende Gebäude gerettet worden. Banzer
kommentierte damals seine Niederlage mit „Da macht man mal einen guten Vorschlag, dann kommen die Bürger und machen alles kaputt“.
Nach einem längeren Marsch durch das Wohngebiet Kleinfeld wurde das nächste große Bauvorhaben angesteuert. Hier soll auf einer
ehemals städtischen Grünflache ein Mehrfamilienhaus mit 7 Wohneinheiten und Tiefgarage in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem größten
zusammenhängenden Edelkastanienhain nördlich der Alpen entstehen.
Früher festgeschriebene Grünanlage an Investor verkauft
Aus Sicht der ALK und vieler Anwohner sei diese massive Bebauung ein Ärgernis, denn diese Fläche sei in einem früheren
Bebauungsplan als Grünanlage festgeschrieben worden, so Ostermann. Aufgrund rechtlicher Gründe sei der Bebauungsplan jedoch
aufgehoben worden. Die ALK habe dafür plädiert, das Grundstück im städtischen Besitz zu belassen. Das Grundstück wurde jedoch
von der Stadt ausgeschrieben und schließlich mit den Stimmen der Blockmehrheit aus CDU, FDP, SPD und Grünen an einen Investor
verkauft. Daher könne man die Bebauung des Grundstücks auch nicht damit begründen, dass der Bau nur aufgrund eines fehlenden
Bebauungsplans entstehe.
Der Rundgang endete nach 1 ½ Stunden am Bornplatz. Im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms war der Dorfplatz liebevoll von
den Einwohnern Mammolshains mitgestaltet worden. Ostermann verriet:
„Jeder Stein der Gabionenwand ging durch mindestens eine Hand der Ortsgemeinschaft.“
(22.9.2020)