Am Samstag, 30. September 2023 lud die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein zu einem wALK & tALK mit Fokus
auf die Pflanzenwelt in Königstein ein. Rund 25 Interessierte trafen sich am Brunnen im Kurpark vor der Villa Borgnis.
Die ALK-Magistratsvertreterin und Gründezernentin Gabriela Terhorst informierte zu Beginn über die Geschichte des Parks.
Gabriela Terhorst an der feuergeschädigten Esskastanie mit zuvor schon hohlem Stamm
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Die Villa Borgnis sei 1860 gebaut worden und diente der Frankfurter Familie Borgnis bis 1923 als Sommerresidenz. 1926 erwarb die
Stadt Königstein das Anwesen, um ein Kurhaus einzurichten, das 1927 eröffnet wurde. Der Parks sei durch den Landschaftsarchitekten
und Schöpfer des Palmengartens Franz-Heinrich Siesmayer gestaltet worden. Hierbei habe Siemayer übersichtliche Wege um die Villa
und den Brunnen gewählt. Die Torwirkung konnte durch zwei große Platanen mit einer jüngst erfolgten Nachpflanzung erhalten werden,
erläuterte Terhorst. Jeder Baum, der aus unterschiedlichen Gründen nicht überlebe, werde nachgepflanzt.
Verschachtelte Wege dienen dem Spannungserlebnis
Der Rundgang führte weiter durch den Landschaftsgarten mit Erlebniswegen. Hier stehe die Spannung, was sich hinter der nächsten
Kurve verberge, im Vordergrund. Eine Teilnehmerin sorgte sich bei der Anlegung der Wege um die Sicherheit. Ein Punkt, der in
der heutigen Zeit berechtigt sei. Eine Begradigung der Wege oder nächtliche Beleuchtung seien keine Lösung, eine intelligent
gesteuerte Beleuchtung durch Bewegungsmelder allerdings durchaus denkbar.
Rettung der Esskastanie
Nach Besichtigung eines Mammutbaumes führte der nächste Halt zu einer Esskastanie auf der Wiese, die am 26. Mai 2017 durch
fahrlässige oder mutwillige Brandstiftung grob beschädigt wurde. Durch die entstandene Kaminwirkung mussten Teile aus dem bereits
hohlen Stamm geschnitten werden. Durch einen Zugversuch konnte der prächtige Baum erhalten bleiben.
Sonnenschutz für Jungbäume
Wer sich über den Weißanstrich einiger Bäume wunderte, wurde prompt aufgeklärt. Der Anstrich diene, ähnlich einer Sonnencreme,
dem Sonnenschutz. Daher müsse bei Bepflanzungen in Parks und Gärten der Stand der Sonne berücksichtigt werden. Der ursprünglich
angelegte Steingarten am Sonnenhang unterhalb der Villa Borgnis sei leider falsch bepflanzt worden. Der Platz sei verbuscht und
vertrocknet, denn Rhododendren benötigen Schatten und Wasser. Sonne schade nur und das sei an dieser Stelle besonders erkennbar.
Vom Landschaftspark zum Wiesen- und Waldgebiet
Auf dem Weg zum 1870 errichteten Schweizer Haus, das von der Familie Steiger, Verwandte von Borgnis, bewohnt wurde, konnten die
Besucher des wALKs eine neue Art der Bepflanzung feststellen. Die vorhandenen Wiesen, unweit vom Wald, könnten als Wild– und
Blühwiesen dienen. Dies sei jedoch ein langwieriger Prozess, denn man benötige hierfür spezielle Mäher für die zweimalige Maht
im Jahr und den unbedingten Abtransport des Mahtguts.
Rathausplatz mit Potenzial
Vorbei am Staudenbeet führte der Weg in Richtung Rathaus. Hier sei die Pflege des Beets dringend notwendig, betonte Terhorst.
Um den exotischen Trompetenbaum mit seinen giftigen bohnenähnlichen Früchten seien die Pflanzen weiträumig niedergetreten worden.
Links vom Rathaus sei die große Blutbuche durch eine Winterlinde ersetzt worden, da die Buche von einem holzzerstörenden Pilz
befallen gewesen sei. Um die Linde herum sehe es jedoch sehr karg aus. Hier setze sich Terhorst für die Aufwertung, etwa durch
einen Steingarten ein.
Rosen an Hausmauern – Vorbild für andere
Entlang der Kirchstraße bemerkten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Rosen an den Hausmauern, die von den Anliegern in
Patenschaft gepflegt werden. Die Anschaffung und Bepflanzung seien mit Unterstützung der Stadt erfolgt.
Terhorst betonte, dass „wilde Ecken“ in Gärten ruhig belassen werden können. Diese bieten Nahrung, Verstecke und
Überwinterungsmöglichkeiten für Kleintiere. Kritisch seien Mähroboter, die eine sehr große Gefahr für Igel bildeten, die sich zum
Schutz einrollen aber nicht fliehen. Diese würden qualvoll durch Mähroboter verenden.
Tipps für Bepflanzungen
Auf Nachfrage erläuterte Terhorst, dass Schottergärten in Hessen verboten seien. Durch Bebauungspläne werde die Art der
Bepflanzung und auch die Auslastung des Grundstücks geregelt. Durch diese könne man wertvolle Bäume retten. Kirschlorbeer
und Thuja seien zwar immergrüne Pflanzen, deren Blätter würden jedoch kaum verrotten, so dass diese Art der Bepflanzung in
neueren Bebauungsplänen untersagt sei. Stattdessen würden heimische Stauden empfohlen. Möchte man was gegen den Rückgang der
Insekten tun, so solle man vor allem Blumenstauden pflanzen, deren Blumenstempel für die Insekten leicht erreichbar seien.
Eine entsprechende Pflanzenliste sowie zwei Blumenmurmeln, einer Saat mit über 20 ungiftigen bunten Wildblumenarten, wurden
den Gästen am Ende des Rundgangs ausgehändigt.
(3.10.2023)