wALK & tALK im Wald am Samstag, 14. Oktober 2017

Falkenstein im Doppelpack gab es bei der jüngsten Veranstaltung in der Reihe wALK & tALK. Zunächst stand die unabhängige Wählergemeinschaft ALK im Wald, dann wurde ein Wald betrachtet, der Bauland wird.

Robert Rohr und Förster Sebastian Gräf begrüßen die Teilnehmer
am Ende des Reichenbachwegs

ALK mit Förster im Revier unterwegs

„Das Gebiet haben Sie gut ausgesucht“, lobte der frühere Königsteiner Forstamtsleiter Jörg Freudenstein verschmitzt. Die Anerkennung ging an Förster Sebastian Gräf, im Forstamt Königstein für den Bereich „Produktion“ zuständig, der eine Gruppe von rund 30 interessierten Bürgern durch den Wald bei Falkenstein führte.

Deutliche Spuren auf Wegen und im Waldboden

Die sichtbaren Verwundungen des Bodens durch Biker abseits der erlaubten Wege seien an dieser Stelle wesentlich stärker erkennbar als die Spuren des schweren Harvester, der dort noch vor kurzem Bäume aus dem steilen Waldstück geholt hatte, so Freudenstein. Zuvor hatten mehrere Teilnehmer des Waldgangs in der Reihe wALK & tALK der unabhängigen Wählergemeinschaft ALK die deutlichen Spuren auf Wegen und im Waldboden angesprochen, die jeder Waldbesucher wohl schon mal gesehen hat.

Gräf erläuterte den Einsatz der schweren Erntefahrzeuge, die inzwischen breitere Reifen hätten und das Gewicht besser verteilten, sowie andere Maßnahmen, die zum Schutz des Waldes beim Herausholen der Bäume angewendet würden. Eine ausgewachsene Fichte, so der Fachmann, bringe beim Verkauf des Holzes rund 200 Euro.

Prinzip der Nachhaltigkeit seit rund 300 Jahren

Gräf ließ die Bürger an „der Gedankenwelt eines Försters“ teilnehmen. An oberster Stelle stehe das Ziel der Nachhaltigkeit: Jede Generation solle den selben Nutzen vom Wald haben wie die Vorgängergeneration. Dieses Prinzip der Nachhaltigkeit werde seit rund 300 Jahren in den Wäldern Deutschlands angewendet und schütze vor Raubbau. Heutzutage gehe der Trend des Forstbetriebs, auch vor dem Hintergrund von Klimawandel und zunehmenden Stürmen auch in unseren Breiten, weg von Monokulturen hin zu Mischwäldern.

Derzeit sei im Taunus das Verhältnis von Laub- und Nadelbäumen etwa fifty-fifty. So profitiert die Buche von der naturnahen Waldbewirtschaftung und bildet den Großteil der Naturverjüngung. Ihre Schattentoleranz befähigt sie, schon im Schatten der Altbäume zu keimen und so einen Wuchsvorsprung vor anderen Baumarten zu bekommen. Um die Baumartenvielfalt zu erhalten, pflegen die Forstleute die Verjüngung, indem die selteneren Baumarten durch Entfernen anderer Jungbäume freigestellt werden.

Mountainbiker im Reh-Wohnzimmer

Passend zum Thema Downhill-Biker auf verbotenen Wegen, die erst durch vieles Befahren entstehen, kamen gleich mehrere an der Besuchergruppe vorbei. Diese seien insbesondere für das Wild ein großes Problem. Die Tiere des Waldes hätten sich zwar an Fußgänger und Radler auf den Waldwegen gewöhnt, so der Förster. Wenn aber Menschen mitten im Wald auf ihren Rädern in schneller Fahrt bergab preschten, werde das Wild gestört. Das sei für Rehe und andere Waldtiere so, als würden die Radler plötzlich mitten durch das Wohnzimmer einer Familie rasen, insbesondere dann, wenn die Downhiller mit greller Beleuchtung nachts unterwegs sind.

Baugebiete am Ende des Reichenbachwegs

Im zweiten Teil der Veranstaltung der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) ging es um die beiden Baugebiete am Ende des Reichenbachwegs. Bei beiden Flächen handelte es sich ursprünglich um privilegierte Sondergebiete für Zentrale Erwachsenenbildung, beziehungsweise für Altenbetreuung. Die Bebauung in diesem ökologisch wertvollen Gebiet sei vor Jahrzehnten nur genehmigt worden, weil es sich um Zwecke des Gemeinwohls handelte, eine Wohnbebauung hätte wohl keine Chance gehabt, so der ALK-Fraktionsvorsitzende Robert Rohr.

Bebauung ins Stocken geraten

Während die Bebauung des Geländes des ehemaligen Hauses Raphael offensichtlich ins Stocken geraten ist, gibt es für das gegenüberliegende Areal der seit vielen Jahren geschlossenen Erwachsenenbildungsstätte noch gar keine Anzeichen für eine Bebauung. Laut gültigem Bebauungsplan dürfen dort sechs Villen gebaut werden, erläuterte ALK-Magistratsmitglied Gabriela Terhorst. Das Land Hessen als Grundstückseigentümer habe zugesagt, die Stadt Königstein mit zehn Prozent an den Einnahmen aus dem Verkauf des Geländes zu beteiligen.

Noch 2006 sah Bürgermeister Helm keinen städtebaulichen Handlungsbedarf

Vertreter der ALK erinnerten daran, dass noch im Jahr 2006 Bürgermeister Leonhard Helm keinen städtebaulichen Handlungsbedarf an dieser Stelle gesehen und gesagt habe, er sehe es nicht ein, dass die Stadt Königstein einen Bebauungsplan aufstellen solle, nur weil das Land hier bei dem Verkauf einen Baulandpreis erzielen wolle.

Erweiterung ist keine Baulücke, sondern Wald

Aus den Reihen der ALK wurde auch die Ende des Jahres 2015 erfolgte Erweiterung des Baugebietes um ein privates Waldstück mit einer Fläche von 2.400 Quadratmetern kritisiert. Dies sei keine Baulücke, sondern Wald, hieß es. Durch die Möglichkeit, dort zwei weitere Villen am Ortsrand zu errichten, sei dem Eigentümer des Waldstücks ein wahrer Geldsegen zuteilgeworden. Der Preis des ursprünglich für ein paar Mark pro Quadratmeter erworbenen Geländes sei mit dem erweiterten Bebauungsplan regelrecht in die Höhe geschossen, derzeit betrage der offizielle Richtwert für Baugelände in dieser Gegend 790 Euro pro Quadratmeter, so der ALK-Stadtverordnete Günther Ostermann. Er bedauerte, dass hier auch schon erste große Bäume gefällt wurden, um die potentiellen Baugrundstücke vorzubereiten. (16.10.2017)

Auf einer Karte wird die Lage des Forstreviers gezeigt


Sebastian Gräf, im Forstamt Königstein für den Bereich „Produktion“ zuständig


Das Prinzip der Nachhaltigkeit gilt seit rund 300 Jahren in Deutschlands Wäldern


Hier wurden erst vor wenigen Wochen Bäume aus dem steilen Waldstück geholt


Heutzutage geht der Trend weg von Monokulturen hin zu Mischwäldern


Mountainbiker im Reh-Wohnzimmer


Lattensperre gegen illegalen Downhill Trail


Nadja Majchrzak erläutert die heruntergerissenen Hinweisschilder


Eine ausgewachsene Fichte bringt beim Verkauf des Holzes rund 200 Euro


Hier wurden schon erste Bäume gefällt,
um Baugrundstücke vorzubereiten
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