Der durch den Opel-Zoo verlaufende Philosophenweg verbindet nicht nur Kronberg und Königstein, sondern sorgt
auch für Differenzen zwischen den beiden Nachbarstädten. Um die Bedeutung des öffentlichen Philosophenwegs hervorzuheben
war die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein am Samstag, 1. August, mit rund 30 Teilnehmern im Rahmen der
Reihe wALK & tALK über den Philosophenweg durch den Zoo in Richtung Kronberg und zurück nach Königstein über den
steilen Scheibelbuschweg gewandert, der als Ersatz für den Philosophenweg vorgesehen ist.
Nach den Vorstellungen der politischen Mehrheit in Kronberg soll der Philosophenweg künftig zum Privatweg der Stadt
Kronberg erklärt werden und nur noch von Kronberg in Richtung Königstein begehbar sein. Zudem solle eine Zeitbegrenzung
des Durchgangs für Spaziergänger auf 30 Minuten gelten. Unterwegs erläuterten die ALK-Stadtverordneten Andreas Colloseus
und Günther Ostermann den interessierten Bürgern die Zusammenhänge des Bebauungsplanverfahrens.
Colloseus wies darauf hin, dass der seit 2004 geltende Bebauungsplan nicht nur den Bau von Elefantenhaus, Giraffenhaus,
neuem Eingangsgebäude und Lodge ermöglicht habe, sondern auch für die Zukunft den Bau einer Reihe weiterer Gebäude im Gebiet
des Zoos erlaube.
Teilweiser Widerspruch zu Positionen Kronbergs und des Opel-Zoos
Die im Rahmen des gemeinsamen Bebauungsplanverfahrens geäußerten Vorhaltungen auf Kronberger Seite, dass Königstein
"nicht zu einer einheitlichen und in sich widerspruchsfreien Beschlusslage gekommen" sei, wies der ALK-Stadtverordnete
Günther Ostermann zurück. Das Königsteiner Stadtparlament habe am 25. Juni vier wichtige Ziele zum Bebauungsplanverfahren
beschlossen. Die Königsteiner Beschlüsse seien nicht in sich widersprüchlich, sie stünden aber teilweise im Widerspruch zu
Positionen der Stadt Kronberg und des Opel-Zoos, unterstrich die zweitstärkste Fraktion des Königsteiner Stadtparlaments.
Gleichberechtigte interkommunale Zusammenarbeit
Bei dem bislang gemeinsamen Bebauungsplanverfahren der beiden Städte mit zwei identischen Bebauungsplänen habe Kronberg
bislang stets den Ton angegeben, da die weitaus größte Fläche auf Kronberger Gemarkung liegt. Dies könne aber nicht bedeuten,
dass Kronberg die Vorgaben mache und Königstein zu allem Ja und Amen sage, meinte Ostermann. Interkommunale Zusammenarbeit
sei nicht nur etwas für Reden, sondern müsse in der Praxis ihren Test bestehen und in eine gleichberechtigte Zusammenarbeit
münden.
Verkehrsbelastung eher auf Königsteiner Seite
Schließlich seien die Auswirkungen des Zoo-Betriebs auf die beiden Städte recht unterschiedlich. Die Verkehrsbelastung
sei eher auf Königsteiner Seite zu spüren, schließlich reisten die meisten Besucher mit dem Auto über Mammolshain und den
Königsteiner Kreisel an und parkten zu großen Teilen auf Flächen, die zur Königsteiner Gemarkung gehören. Es sollte überlegt
werden, zu einer gemeinsamen Sitzung des Kronberger Ausschuss für Stadtentwicklung und des Königsteiner Ausschusses für
Planungs-, Umwelt- und Bauangelegenheiten einzuladen.
Klare Beschlüsse des Königsteiner Stadtparlaments
Zu den klaren Beschlüssen des Königsteiner Stadtparlaments gehört nach Angaben Ostermanns die einstimmige Forderung, den
Philosophenweg als öffentlichen Weg zu erhalten. Ebenso einstimmig wurde verlangt, auf die Wiesenparkplätze zu verzichten
und die Wiesen naturbelassen zu erhalten. In Bezug auf die über die Wiese geführte Baustraße zum Waldparkplatz forderten
die Königsteiner deren Rückbau auf eine Breite von dreieinhalb Metern sowie eine Einbahnregelung in Richtung Waldparkplatz.
15 Stadtverordnete von ALK und SPD hatten sich darüber hinaus für den kompletten Rückbau dieser Straße ausgesprochen, hierfür
aber keine Mehrheit gefunden. Ursprünglich sollte diese Baustraße nach dem Bau von Elefantenhaus und Dämpfungsbecken wieder
zurückgebaut werden, davon sei heute aber leider keine Rede mehr, bedauerte die ökologische Wählergemeinschaft.
Kein Monster-Bauwerk, sondern der Topographie angepasstes Parkhaus
Weiterhin hätten sich die Königsteiner Parlamentarier einstimmig für ein Baufenster für die Errichtung eines Parkdecks
auf dem derzeitigen Schotterparkplatz unterhalb der B455 ausgesprochen. Dieser Beschluss sei als Entgegenkommen an den Zoo
angesehen worden, damit diesem die Option eingeräumt werde, ein Parkdeck zu errichten, ohne ein erneutes Änderungsverfahren
für den Bebauungsplan anstoßen zu müssen. Mit dieser Option hätte der Zoo selbst entscheiden können, ob er irgendwann ein
Parkdeck errichtet, um mehr Autos von Besuchern unterzubringen. Aus Sicht der ALK sei klar, dass dort kein Monster-Bauwerk
hinkommen dürfe, sondern nur ein der Topographie angepasstes Parkdeck mit Grundebene und erster Etage. Das von Kronberger
Parlamentariern an die Wand gemalte Horrorgebäude mit einer Höhe von neun Metern sei auch mit der ALK nicht zu machen. Für
die geplanten zusätzlichen 340 Parkplätze wäre nach Auffassung der ALK ein begrüntes Parkdeck mit einer Höhe von drei bis
dreieinhalb Metern auf dem 490 Parkplätze bietenden Schotterplatz machbar. Dieses hätte nach Auffassung der ALK sicher nicht
das von Kronberg aus zu beobachtende Landschaftsbild gestört. In der Tat seien das Gebäude der Gaststätte Lodge am Zoo oder
das Elefantenhaus wesentlich höher und massiver.
Zusätzlich wies Ostermann mit Zahlen aus der Begründung zum Bebauungsplan 123 der Stadt Kronberg nach, dass das dort
gesetzte Ziel, 1.300 Parkplätze am Zoo bereitzustellen, mit einem Parkdeck, das 340 Stellplätze bietet, ohne zusätzlichen
Flächenverbrauch realisiert werden könne. Mit den jetzt von Kronberg beschlossenen Wiesenparkplätzen würde dagegen dieses
Ziel nur erreicht, wenn auch auf den bisher autofreien und schützenswerten Scheibelbuschwiesen 260 Stellplätze entstünden,
weitere Parkplätze entlang der Baustraße zum Waldparkplatz eingerichtet würden und weiterhin 130 neue Parkplätze am
Waldparkplatz (auf Königsteiner Gemarkung) angelegt würden.
ALK für den Schutz der wertvollen Wiesen
Die ALK sprach sich erneut für den Schutz der wertvollen Wiesen aus. Am Rande der Wanderung konnten dort beispielsweise
einige der seltenen Ameisenbläulinge beobachtet werden, die zur Vermehrung jene spezielle Symbiose von Pflanzen und
Ameisen benötigen, die auf den dortigen Wiesen noch vorhanden ist. Zugleich bezweifelte Ostermann die von Zoo-Direktor
Dr. Kauffels in der Presse gemachte Äußerung, die Parkplätze des Zoos hätten im Jahr 2014 lediglich an sieben Tagen nicht
ausgereicht. Tatsächlich seien aber an mindestens 25 Tagen, insbesondere nach Fertigstellung des Publikumsmagneten Elefantenhaus
im Sommer 2014, an nahezu allen folgenden Wochenenden bis Mitte Oktober die nur ausnahmsweise genehmigten Behelfsparkplätze auf
den Wiesen als Parkfläche benutzt worden. Die Wiesen würden sehr oft auch dann beparkt, wenn zeitgleich auf dem Waldparkplatz
noch eine Vielzahl von Parkplätzen vorhanden gewesen sei. Die Auflage der Umweltbehörde, nur bei kompletter Auslastung des
Haupt- und Waldparkplatzes und nur auf trockenen Wiesen behelfsweise zu parken, werde häufig nicht eingehalten. Dieses vom
Zoo gewünschte und von Behörden offenbar geduldete Parkverhalten könne man auch in diesem Jahr an fast jedem Wochenende beobachten.
Hier abrufbar ist die Dokumentation der Parksituation am Zoo im Jahr 2014.
Rückweg über den im Frühsommer asphaltierten Scheibelbuschweg
Der Rückweg der ALK-Wanderung führte über den im Frühsommer 2015 asphaltierten Scheibelbuschweg. Dieser Weg wurde von der
Gemarkungsgrenze zu Kronberg bis zu der bereits vorhandenen Baustraße über die Opelwiesen asphaltiert. Zwischen der Baustelle
des Dämpfungsbeckens und der Ausfahrt des Opel-Zoos am Elefantenhaus liegt dieser Weg vollständig auf Königsteiner Gemarkung.
Die Art und Weise der Vorbereitungen des Unterbaus und die Anlage von Banketten lasse befürchten, dass die Asphaltierung dauerhaft
bestehen solle, so Ostermann. Verwundert äußerte sich der Stadtverordnete über die von der KöWo wiedergegebene Äußerung des
Zoo-Direktors, dass es sich bei der Baumaßnahme um eine "Landesstraße" handele. Zugleich erinnerte der Stadtverordnete an die
von der Stadt Kronberg im Rahmen der Bürgerbeteiligung e-Opinio zum Opel-Zoo im Herbst 2013 gemachte schriftliche Äußerung,
dass für diesen Weg eine wassergebundene Decke geplant werde und die wasserrechtliche Genehmigung einen Rückbau der Baustraße
nach Beendigung der Bauarbeiten beinhalte. Nachdem Ostermann in der jüngsten Königsteiner Stadtverordnetenversammlung auf diesen
Widerspruch hingewiesen hatte, teilte Bürgermeister Leonhard Helm mit, dass es sich um eine Baumaßnahme des Abwasserverbandes
Kronberg handele und es "nicht seine Baustelle" sei. Deshalb, so die Zusage, werde die Stadt Königstein in Kronberg nachfragen
und die Anfrage dann nach der Sommerpause im Stadtparlament beantworten. (3.8.2015)