wALK & tALK über den Philosophenweg am 1. August 2015

Der durch den Opel-Zoo verlaufende Philosophenweg verbindet nicht nur Kronberg und Königstein, sondern sorgt auch für Differenzen zwischen den beiden Nachbarstädten. Um die Bedeutung des öffentlichen Philosophenwegs hervorzuheben war die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein am Samstag, 1. August, mit rund 30 Teilnehmern im Rahmen der Reihe wALK & tALK über den Philosophenweg durch den Zoo in Richtung Kronberg und zurück nach Königstein über den steilen Scheibelbuschweg gewandert, der als Ersatz für den Philosophenweg vorgesehen ist.


Nach den Vorstellungen der politischen Mehrheit in Kronberg soll der Philosophenweg künftig zum Privatweg der Stadt Kronberg erklärt werden und nur noch von Kronberg in Richtung Königstein begehbar sein. Zudem solle eine Zeitbegrenzung des Durchgangs für Spaziergänger auf 30 Minuten gelten. Unterwegs erläuterten die ALK-Stadtverordneten Andreas Colloseus und Günther Ostermann den interessierten Bürgern die Zusammenhänge des Bebauungsplanverfahrens.

Colloseus wies darauf hin, dass der seit 2004 geltende Bebauungsplan nicht nur den Bau von Elefantenhaus, Giraffenhaus, neuem Eingangsgebäude und Lodge ermöglicht habe, sondern auch für die Zukunft den Bau einer Reihe weiterer Gebäude im Gebiet des Zoos erlaube.

Teilweiser Widerspruch zu Positionen Kronbergs und des Opel-Zoos

Die im Rahmen des gemeinsamen Bebauungsplanverfahrens geäußerten Vorhaltungen auf Kronberger Seite, dass Königstein "nicht zu einer einheitlichen und in sich widerspruchsfreien Beschlusslage gekommen" sei, wies der ALK-Stadtverordnete Günther Ostermann zurück. Das Königsteiner Stadtparlament habe am 25. Juni vier wichtige Ziele zum Bebauungsplanverfahren beschlossen. Die Königsteiner Beschlüsse seien nicht in sich widersprüchlich, sie stünden aber teilweise im Widerspruch zu Positionen der Stadt Kronberg und des Opel-Zoos, unterstrich die zweitstärkste Fraktion des Königsteiner Stadtparlaments.

Gleichberechtigte interkommunale Zusammenarbeit

Bei dem bislang gemeinsamen Bebauungsplanverfahren der beiden Städte mit zwei identischen Bebauungsplänen habe Kronberg bislang stets den Ton angegeben, da die weitaus größte Fläche auf Kronberger Gemarkung liegt. Dies könne aber nicht bedeuten, dass Kronberg die Vorgaben mache und Königstein zu allem Ja und Amen sage, meinte Ostermann. Interkommunale Zusammenarbeit sei nicht nur etwas für Reden, sondern müsse in der Praxis ihren Test bestehen und in eine gleichberechtigte Zusammenarbeit münden.

Verkehrsbelastung eher auf Königsteiner Seite

Schließlich seien die Auswirkungen des Zoo-Betriebs auf die beiden Städte recht unterschiedlich. Die Verkehrsbelastung sei eher auf Königsteiner Seite zu spüren, schließlich reisten die meisten Besucher mit dem Auto über Mammolshain und den Königsteiner Kreisel an und parkten zu großen Teilen auf Flächen, die zur Königsteiner Gemarkung gehören. Es sollte überlegt werden, zu einer gemeinsamen Sitzung des Kronberger Ausschuss für Stadtentwicklung und des Königsteiner Ausschusses für Planungs-, Umwelt- und Bauangelegenheiten einzuladen.

Klare Beschlüsse des Königsteiner Stadtparlaments

Zu den klaren Beschlüssen des Königsteiner Stadtparlaments gehört nach Angaben Ostermanns die einstimmige Forderung, den Philosophenweg als öffentlichen Weg zu erhalten. Ebenso einstimmig wurde verlangt, auf die Wiesenparkplätze zu verzichten und die Wiesen naturbelassen zu erhalten. In Bezug auf die über die Wiese geführte Baustraße zum Waldparkplatz forderten die Königsteiner deren Rückbau auf eine Breite von dreieinhalb Metern sowie eine Einbahnregelung in Richtung Waldparkplatz. 15 Stadtverordnete von ALK und SPD hatten sich darüber hinaus für den kompletten Rückbau dieser Straße ausgesprochen, hierfür aber keine Mehrheit gefunden. Ursprünglich sollte diese Baustraße nach dem Bau von Elefantenhaus und Dämpfungsbecken wieder zurückgebaut werden, davon sei heute aber leider keine Rede mehr, bedauerte die ökologische Wählergemeinschaft.

Kein Monster-Bauwerk, sondern der Topographie angepasstes Parkhaus

Weiterhin hätten sich die Königsteiner Parlamentarier einstimmig für ein Baufenster für die Errichtung eines Parkdecks auf dem derzeitigen Schotterparkplatz unterhalb der B455 ausgesprochen. Dieser Beschluss sei als Entgegenkommen an den Zoo angesehen worden, damit diesem die Option eingeräumt werde, ein Parkdeck zu errichten, ohne ein erneutes Änderungsverfahren für den Bebauungsplan anstoßen zu müssen. Mit dieser Option hätte der Zoo selbst entscheiden können, ob er irgendwann ein Parkdeck errichtet, um mehr Autos von Besuchern unterzubringen. Aus Sicht der ALK sei klar, dass dort kein Monster-Bauwerk hinkommen dürfe, sondern nur ein der Topographie angepasstes Parkdeck mit Grundebene und erster Etage. Das von Kronberger Parlamentariern an die Wand gemalte Horrorgebäude mit einer Höhe von neun Metern sei auch mit der ALK nicht zu machen. Für die geplanten zusätzlichen 340 Parkplätze wäre nach Auffassung der ALK ein begrüntes Parkdeck mit einer Höhe von drei bis dreieinhalb Metern auf dem 490 Parkplätze bietenden Schotterplatz machbar. Dieses hätte nach Auffassung der ALK sicher nicht das von Kronberg aus zu beobachtende Landschaftsbild gestört. In der Tat seien das Gebäude der Gaststätte Lodge am Zoo oder das Elefantenhaus wesentlich höher und massiver.

Zusätzlich wies Ostermann mit Zahlen aus der Begründung zum Bebauungsplan 123 der Stadt Kronberg nach, dass das dort gesetzte Ziel, 1.300 Parkplätze am Zoo bereitzustellen, mit einem Parkdeck, das 340 Stellplätze bietet, ohne zusätzlichen Flächenverbrauch realisiert werden könne. Mit den jetzt von Kronberg beschlossenen Wiesenparkplätzen würde dagegen dieses Ziel nur erreicht, wenn auch auf den bisher autofreien und schützenswerten Scheibelbuschwiesen 260 Stellplätze entstünden, weitere Parkplätze entlang der Baustraße zum Waldparkplatz eingerichtet würden und weiterhin 130 neue Parkplätze am Waldparkplatz (auf Königsteiner Gemarkung) angelegt würden.

ALK für den Schutz der wertvollen Wiesen

Die ALK sprach sich erneut für den Schutz der wertvollen Wiesen aus. Am Rande der Wanderung konnten dort beispielsweise einige der seltenen Ameisenbläulinge beobachtet werden, die zur Vermehrung jene spezielle Symbiose von Pflanzen und Ameisen benötigen, die auf den dortigen Wiesen noch vorhanden ist. Zugleich bezweifelte Ostermann die von Zoo-Direktor Dr. Kauffels in der Presse gemachte Äußerung, die Parkplätze des Zoos hätten im Jahr 2014 lediglich an sieben Tagen nicht ausgereicht. Tatsächlich seien aber an mindestens 25 Tagen, insbesondere nach Fertigstellung des Publikumsmagneten Elefantenhaus im Sommer 2014, an nahezu allen folgenden Wochenenden bis Mitte Oktober die nur ausnahmsweise genehmigten Behelfsparkplätze auf den Wiesen als Parkfläche benutzt worden. Die Wiesen würden sehr oft auch dann beparkt, wenn zeitgleich auf dem Waldparkplatz noch eine Vielzahl von Parkplätzen vorhanden gewesen sei. Die Auflage der Umweltbehörde, nur bei kompletter Auslastung des Haupt- und Waldparkplatzes und nur auf trockenen Wiesen behelfsweise zu parken, werde häufig nicht eingehalten. Dieses vom Zoo gewünschte und von Behörden offenbar geduldete Parkverhalten könne man auch in diesem Jahr an fast jedem Wochenende beobachten. Hier abrufbar ist die Dokumentation der Parksituation am Zoo im Jahr 2014.

Rückweg über den im Frühsommer asphaltierten Scheibelbuschweg

Der Rückweg der ALK-Wanderung führte über den im Frühsommer 2015 asphaltierten Scheibelbuschweg. Dieser Weg wurde von der Gemarkungsgrenze zu Kronberg bis zu der bereits vorhandenen Baustraße über die Opelwiesen asphaltiert. Zwischen der Baustelle des Dämpfungsbeckens und der Ausfahrt des Opel-Zoos am Elefantenhaus liegt dieser Weg vollständig auf Königsteiner Gemarkung. Die Art und Weise der Vorbereitungen des Unterbaus und die Anlage von Banketten lasse befürchten, dass die Asphaltierung dauerhaft bestehen solle, so Ostermann. Verwundert äußerte sich der Stadtverordnete über die von der KöWo wiedergegebene Äußerung des Zoo-Direktors, dass es sich bei der Baumaßnahme um eine "Landesstraße" handele. Zugleich erinnerte der Stadtverordnete an die von der Stadt Kronberg im Rahmen der Bürgerbeteiligung e-Opinio zum Opel-Zoo im Herbst 2013 gemachte schriftliche Äußerung, dass für diesen Weg eine wassergebundene Decke geplant werde und die wasserrechtliche Genehmigung einen Rückbau der Baustraße nach Beendigung der Bauarbeiten beinhalte. Nachdem Ostermann in der jüngsten Königsteiner Stadtverordnetenversammlung auf diesen Widerspruch hingewiesen hatte, teilte Bürgermeister Leonhard Helm mit, dass es sich um eine Baumaßnahme des Abwasserverbandes Kronberg handele und es "nicht seine Baustelle" sei. Deshalb, so die Zusage, werde die Stadt Königstein in Kronberg nachfragen und die Anfrage dann nach der Sommerpause im Stadtparlament beantworten. (3.8.2015)

Mit rund 30 Teilnehmern über den Philosophenweg in Richtung Kronberg


Günther Ostermann erläutert die belastende Parkplatzsituation vor den schützenswerten Scheibelbuschwiesen


Der Bebauungsplan erlaubte große Gebäude wie das Elephantenhaus


Der Gibbon-Weiher soll zum Nashorn- und Flußpferd-Gegehe werden


An noch vielen weiteren Stellen im Zoo sind größere Gebäude vorgesehen


Unterhalb des Zoos wird zur Abwasser-Problemtik informiert


Teile des Zoos und der Wege liegen auf Königsteiner Gemarkung


Für den Bau eines Dämpfungsbeckens ist der Scheibelbuschweg asphaltiert worden


Der asphalierte Scheibelbuschweg hat seine beschwerliche Steilheit behalten


Ein großer LKW-Begegnungsplatz ist aus dem Wald herausgebaggert worden


Zu Abschluss bekräftigt Robert Rohr die Anregung zu einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse beider Städte
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