ALK unterwegs beim Spaziergang auf der geplanten B 8 Am Samstag, dem 27. September 2003 kamen rund 150 Interessierte zum Treffpunkt nach Schneidhain, um von dort aus bei einem Spaziergang die geplante Trasse der Bundesstraße 8 in Augenschein zu nehmen. Die Veranstalter Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz und die Unabhängige Kelkheimer Wählerinitiative (UKW) zeigten sich sehr zufrieden mit der Resonanz. Die Veranstaltung sei in einer von konstruktiven Gesprächen zwischen Befürwortern und Gegnern des B-8-Neubaus geprägten Atmosphäre verlaufen, so Robert Rohr (ALK). Eingeladen waren alle interessierten Bürger, unabhängig davon, ob sie Befürworter oder Gegner dieses Projektes sind oder sie noch keine Meinung dazu haben. Da bei der Entscheidung über den Bau der Straße Politiker ein gewichtiges Wort mitsprechen, wurden auch Minister, Bundes- und Landtagsabgeordnete sowie Kommunalpolitiker eingeladen. Unter ihnen sind auch die Mitglieder des Verkehrsausschusses des Bundestages, die demnächst beraten, ob die B 8 im Bundesverkehrswegeplan als vordringlich eingestuft wird. Sie alle haben von der ALK und dem Bund Umwelt und Naturschutz ein mehr als 30-seitiges Dossier mit Informationen über die B 8 erhalten. Das Dossier können Sie als PDF-Datei vom BUND herunterladen:
Die Veranstalter zeigten bei dem Spaziergang durch die unberührte Natur vor Ort, welche Gebiete beeinträchtigt würden. Nur wer wisse, welche wertvollen Landschaften betroffen seien, könne das Pro und Contra gegeneinander abwägen. Gerade bei der starken Fluktuation in der Königsteiner Bevölkerung gibt es nach Meinung der Veranstalter viele Mitbürger, die die seit vierzig Jahren währende Debatte um diese Straße, deren Auswirkungen und deren möglichen Verlauf noch nicht so gut kennen. Der etwa vier Kilometer weite Weg führte über das Braubachtal durch den Wald zwischen Schneidhain und dem Rettershof in Richtung Steinkopf/Naturfreundehaus. Auf dem Bangert unterhalb des Schulungszentrum der Dresdner Bank in der Nähe der Sitzspirale am Bangertweg gab es die Möglichkeit, auf kurzem Weg zum Ausgangspunkt zurück zu gehen oder aber noch weitere knapp zwei Kilometer in Richtung Naturfreundehaus zu wandern und dabei durch das wilde Tal des Billbachs am Königsteiner Wasserwerk und dem Stoltze Plätzi vorbei zu kommen. Als prominenteste Teilnehmerin des B-8-Spaziergangs gesellte sich die Bundestagsabgeordnete Anna Lührmann (B'90/Die Grünen) aus Hofheim zu den Wanderern. Sie ist das jüngste Mitglied des Bundestages. Alle im Königsteiner Parlament vertretenen Parteien wurden durch ihre jeweiligen Fraktionsvorsitzenden vertreten. Die Bürgermeister der Städte Königstein und Kelkheim (beide CDU) hatten ihre Teilnahme nicht abgesagt, glänzten jedoch durch Abwesenheit. Abgesagt haben dagegen unter anderem Bundesverkehrsminister Stolpe, Bundesaußenminister Fischer, Ministerpräsident Koch, der Bundestagsabgeordnete Riesenhuber und die Landtagsabgeordnete Kölsch. Befürworter wie Gegner der B 8 lauschten bei schönem Wetter den sachkundigen Ausführungen an den verschiedenen Stationen, in denen die Zerstörung des für Kelkheim, Königstein und die Gesamtbevölkerung des Rhein-Main-Gebiets wichtigen Gebietes angeprangert wurde. Dazu gehören die Themen Naherholung, Wald, Tierwelt, und mögliche Belastung von Wohngebieten durch Autolärm und der Stand des Verfahrens. Gerade diese Informationen seien wichtig, so die BUND-Vorsitzende Dr. Claudia Weiand, da sich bei vielen Mitbürgern die Ansicht breit gemacht habe, die neue B 8 sei vom Tisch. In Wirklichkeit sei aber die Planung dieser Straße sehr weit fortgeschritten. Noch nie sei deren Verwirklichung so nahe gewesen wie heute. Mathias Fehlow, Ornithologe der HGON berichtete von der Einzigartigkeit des Laubwaldes nördlich von Schneidhain in denen alle geschützten Spechtarten und der Rotmilan brüten. Auch Bechsteinfledermäuse sind hier heimisch und genießen höchsten Schutz. Dr. Richard Grimm (ALK) wies auf die Beeinträchtigung der Bevölkerung Schneidhains durch die neue B 8 hin, insbesondere durch zusätzlichen unerwünschten Verkehr und auf die Beeinträchtigung der Menschen am zukünftigen Ende der Ausbaustrecke bei Glashütten und in den Orten dahinter. Thomas Norgall, Naturschutzreferent des BUND Hessen warnte davor in der B-8-Neu eine dauerhafte Entlastung zu sehen. Die neu geschaffenen Kapazitäten würden in einigen Jahren wieder aufgefressen. Es gelte grundsätzlichere Alternativen zu erarbeiten. Im Taunus sollte die Natur Priorität haben, so wie in Frankfurt das Auto und die kurzen Wege Priorität hätten. B-8-Befürworter hielten sich mit Wortmeldungen zurück. In Einzelgesprächen wurde deutlich, dass der Wert des durchwanderten Gebietes erkannt wird, aber das Problem der Staus in Königstein aus deren Sicht die Zerstörung der Naherholungsgebiete und die Beeinträchtigung der Wohngebiete in Schneidhain und am Ölmühlweg rechtfertigen würde. Im Vorfeld der Veranstaltung waren kritische Stimmen laut geworden, die darauf insisitierten, dass der Verlauf der Strasse noch gar nicht festgelegt sei. Die Veranstalter wiesen am Samstag darauf hin, dass in dem Gebiet in dem die Begehung stattfand, nur eine Alternative geprüft werde: Die B 8 werde vierspurig Richtung Schneidhain fortgeführt, einer breiten Einfädelungszone auf Höhe Rettershof folge ein dreispuriger Abschnitt, der auf Höhe des Ölmühlweg autobahnähnliche Auf- und Abfahrten mit Ohren erhält. Auf Höhe Eselsheck werde die B 8 wieder vierspurig und werde ebenfalls mit Ohren an die bestehende B 8 angeknüpft. Nach Einschätzung des BUND Königstein-Glashütten handelt es sich bei den westlichen Alternativen zwischen Ölmühlweg und Glashütten um Scheinalternativen, da die Strecke viel steiler, viel länger und dadurch auch viel teurer sei. Die zwei nahe an Königsteiner Wohngebiete heranreichenden Alternativen gingen wohl in die engere Prüfung ein. Dr. Claudia Weiand betonte, dass es das Ziel des BUND sei, die Öffentlichkeit so früh wie möglich über alle Fakten zu diesem Projekt zu informieren. Nur gut unterrichtete Bürgerinnen und Bürger könnten mündig ihre Haltung zu diesem Projekt vertreten. Sie wies erneut darauf hin, dass nicht einmal die Stadtverordneten und Magistratsmitglieder Zugang zu den brisanten ökologischen Daten und den Verkehrsprognosen hätten, da die Rathäuser Königsteins und Kelkheims bislang nur in den Arbeitskreissitzungen mit den Naturschutzverbänden Fakten auf den Tisch gelegt hätten. In einem Schlusswort auf den Bangertwiesen sprach Manfred Guder vom BUND MTK den B-8-Gegnern Mut zu und erinnerte daran, dass in den siebziger Jahren erfolgreich gegen die Bebauung des Bangert gekämpft worden sei. Robert Rohr kündigte weitere Aktionen an, wie eine Fortführung der Trassenwanderung zwischen Viktoriaweg und Naturfreundehaus. Er lud alle Anwesenden dazu ein, weitere Informationen per E-Mail abzufragen. Von diesem Angebot wurde rege Gebrauch gemacht. Da viele Politiker bei ihrer Absage durchaus nachvollziehbar auf Terminprobleme hinwiesen, werden die Umweltschützer in den nächsten Wochen neue Einladungen nach Berlin und Wiesbaden schicken: Darin werden sie den Politikern anbieten, ihnen die betroffene Landschaft zu jedem von ihnen gewünschten Termin zu zeigen und die Argumente zu erläutern. (2.10.2003) Weiterführende Links: Verlauf des geplanten Straßenbauwerks fotografiert vom Turm der Königsteiner Burg ALK unterwegs am geplanten B-8-Verlauf im Norden Königsteins am 25.9.2005
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