ALK: Wechsel im Magistrat Die Magistratssitzung am kommenden Montag (12. Mai) wird die letzte sein, an der Dr. Richard Grimm teilnehmen wird.
Nach über 20 Jahren als ehrenamtlicher Stadtrat und Stadtverordneter wird sich der Der Chemiker Richard Grimm gehört zu den Gründungsvätern der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK). Er war von der ersten Stunde an mit dabei. Ende 1980 hatte er gemeinsam mit Aktiven aus Bürgerinitiativen die unabhängige Wählergemeinschaft ALK aus der Taufe gehoben. Diese erreichte bei der Kommunalwahl im Frühjahr 1981 sensationelle 22 Prozent. Damit wurde die ALK aus dem Nichts heraus zweitstärkste Fraktion im Stadtparlament - was sie bis heute geblieben ist. Richard Grimm war über den Widerstand gegen die geplante autobahnähnliche B8-Westumgehung zu den Gründern der ALK gestoßen. Neben seinem Schwerpunkt Ökologie erarbeitete sich Grimm umfassende Kenntnisse in sämtlichen Sparten der Kommunalpolitik. Insbesondere wurde er zum Fachmann für Finanzen. Mit seinen Tabellen über die städtischen Schulden und die zu erwartende Entwicklung der finanziellen Lage der Stadt Königstein verstand er es immer wieder, politische Freunde und Gegner zu beeindrucken. Seine mit Zahlen untermauerten Vorträge waren nicht nur bei den politischen Gegnern sondern gelegentlich auch bei den eigenen Freunden gefürchtet. Die ALK-Fraktionsvorsitzende Dr. Hedwig Schlachter hob hervor, dass er als Mahner und realistischer Rechner ganz maßgeblich zur Verbreitung der Erkenntnis beigetragen hat, dass sich eine Stadt mit der Finanzkraft Königsteins eine Stadthalle des geplanten Ausmaßes samt der Folgekosten nicht leisten kann. Grimm habe bei seinen Berechnungen knallharte Zahlen gegen das bei politischen Parteien weit verbreitete Wunschdenken gesetzt. Bei seiner Kandidatur zur Kommunalwahl im Frühjahr 2001 hatte Grimm sein politisches Credo so formuliert: "Die Bürger über die wahre finanzielle Lage zu informieren und von den Regierungsparteien eine realistische Finanzpolitik einfordern". Grimms Engagement in dieser Hinsicht beschränkt sich nicht auf die Stadt Königstein. Anschaulich hat er in verschiedenen Ausführungen seine Skepsis gegenüber dem Glauben an ein immer währendes Wachstum dargelegt. Der ALK-Vorsitzende Robert Rohr dankte Richard Grimm für seinen unermüdlichen Einsatz in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Es sei schwierig, weil zu umfangreich, Grimms Verdienste aufzuzählen. So erinnerte Rohr stellvertretend für viele Initiativen Grimms an dessen Einsatz für die Rettung der mächtigen Ahornbäume in der Adenauer-Anlage zu Beginn des Jahres. Obwohl die Fällung bereits in der Presse angekündigt war, habe es Grimm mit unermüdlichem Einsatz, großen Kenntnissen und guten Argumenten geschafft, zumindest zwei der drei stadtbildprägenden Bäume vor der Säge zu retten. Der ALK-Vorsitzende unterstrich, dass Grimm in den vergangenen 22 Jahren schätzungsweise an 750 Magistratssitzungen unter drei verschiedenen Bürgermeistern sowie an über tausend ALK-Fraktionssitzungen teilgenommen hat. Und das nicht als stummer Hinterbänkler sondern als aktiv Informierender, kritisch Fragender und kenntnisreicher Gesprächsteilnehmer. Wichtig sei aber auch sein Einsatz als vermittelnder Freund gewesen. Von manchem politischen Gegner, so Rohr, werde immer wieder stöhnend beklagt, dass seit dem Einzug der ALK in die politischen Gremien der Stadt die Sitzungen von Magistrat und Stadtparlament länger geworden seien. Dazu hat Richard Grimm sicherlich seinen Teil beigetragen. Aber Grimm sieht sich dabei ebenso wie die anderen Aktiven der ALK im Auftrag der Wähler tätig. Schließlich hätten die Wähler nicht ALK gewählt, damit diese alles abnicke und gemeinsam mit den politischen Parteien auf "Friede, Freude, Eierkuchen" mache. Der Auftrag sei nach wie vor aktuell, für ein lebens- und liebenswertes Königstein zu streiten, den Charakter der Stadt zu erhalten und die Umwelt zu schützen. Rohr sagte, der Abschied Grimms bedeute wahrscheinlich nur den Abschied vom Posten des Stadtrats und von den Magistratssitzungen. Er hoffe, dass Grimm die ALK mit Rat und Tat weiterhin unterstützen werde. Er sei überzeugt davon, dass Grimm sein Engagement für seine Stadt und seine Mitbürger auch ohne Posten, nämlich als kritischer Leserbriefschreiber, fortsetzen werde. Richard Grimms Nachfolgerin im Magistrat wird Gabriela Terhorst. Die 37-Jährige wohnt ebenso wie Grimm in Schneidhain. Sie wird die ALK-Magistratsgruppe komplettieren, der außerdem Anita Püttmann und Dieter Schmid angehören. Durch den Personalwechsel erhöht sich der Frauenanteil im Königsteiner Magistrat erheblich: Knapp ein Drittel der Mitglieder in diesem vor 20 Jahren noch reinen Männerclub sind jetzt Frauen. Gabriela Terhorst wohnt seit sechs Jahren in Schneidhain. Sie ist verheiratet und hat Söhne im Alter von neun und sechs Jahren. Von Beruf ist sie Betriebswirtin. Kommunalpolitisch ist Gabriela Terhorst ein unbeschriebenes Blatt. Das heißt aber nicht, dass sie ein Neuling im politischen Geschäft wäre: Sie gehört seit geraumer Zeit zu der Bürgerinitiative, die sich gegen den zunehmenden Fluglärm (nicht nur) über Königstein wehrt. (5.5.2003) |
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