Die unabhängige Wählergemeinschaft ALK sieht keine ausreichende Begründung für eine Änderung des Bebauungsplans
Opel-Zoo. Mit ihrem jüngsten Vorstoß verlange die Zoo-Leitung eine Ausweitung des Plangebietes, um weitere Wiesenflächen als
Parkplätze nutzen zu können, kritisierte der ALK-Stadtverordnete Andreas Colloseus. Zudem solle der Philosophenweg nicht
mehr für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein. Als Ersatz werde ein „neues Wegekonzept“ angepriesen.
Der aktuell gültige Bebauungsplan ist die Grundlage für ein gut nachbarschaftliches Verhältnis der Städte
Kronberg und Königstein mit dem Opel-Zoo
|
Dieselben Argumente wie vor fünf Jahren
Die vorgebrachten Argumente sind nach Auffassung der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) weitestgehend
dieselben wie vor fünf Jahren. Dies gelte auch für das angeblich neue Wegekonzept. Die Auseinandersetzung in den vergangenen
Wochen habe erneut gezeigt, dass die Argumente nicht stichhaltig seien.
Vandalismus-Argument ist hinfällig
So sei das erste Argument, der angebliche Vandalismus, offensichtlich hinfällig, meinte der Stadtverordnete. „Seit Jahren
gab es keine diesbezüglichen Anzeigen. Eine aktuelle Auflistung des Zoos wurde nicht vorgelegt. Geschilderte Vorfälle aus
vergangenen Jahrzehnten wie ein verendetes Nilpferd haben eher zoointerne Hintergründe.“
Keine Rechtfertigung für Eingriff in Wegerechte
Organisatorische Schwierigkeiten wegen des durch den Zoo verlaufenden Philosophenwegs werden nach Auffassung der ALK
stark übertrieben dargestellt. Sie seien bei Weitem nicht so gravierend, dass diese einen Eingriff in Wegerechte
rechtfertigen könnten. Dagegen könnten einfache Maßnahmen für Abhilfe sorgen.
Willkürliche Kriterien und Gewichtungen
„Die vor ein paar Monaten den Mandatsträgern vorgelegte Entscheidungstabelle ist nur scheinbar objektiv, denn mit ihren
willkürlichen Kriterien und Gewichtungen kann man zu jedem gewünschten Ergebnis kommen“, beanstandete Colloseus.
Der Zoo beharrt auf seiner Maximalforderung
Übrig bleibe allein, dass der Zoo den schön gelegenen Philosophenweg als attraktiven mittleren Weg durch das Zoogelände
nutzen möchte. Der Zoo beharre auf seiner Maximalforderung, den Weg der Öffentlichkeit zu entziehen, so die
Wählergemeinschaft. Auf der Strecke blieben dabei jedoch die Bedürfnisse der Menschen, die den Philosophenweg als Wanderer
und Spaziergänger oder als Verbindung zwischen Königstein und Kronberg für den Weg zu Schule oder Arbeit nutzen.
Dem Opel-Zoo wohlwollend gesonnen
Der Opel-Zoo habe sich mit dem öffentlichen Philosophenweg gut entwickelt, erinnerte Colloseus. Wer sich für den
weiterhin öffentlichen Philosophenweg einsetze, sei in den meisten Fällen auch dem Opel-Zoo gegenüber wohlwollend gesonnen.
Die ALK bedauere umso mehr, dass es in Wortbeiträgen der vergangenen Wochen, die vorwiegend aus Kronberg kamen, mehrfach
zu feindseligen Äußerungen gekommen sei. So seien Nutzer des öffentlichen Philosophenwegs als „optische Schmarotzer“
verunglimpft und die 1.300 Bürger, die sich für die Beibehaltung des öffentlichen Weges ausgesprochen hatten, als „Ewig
Gestrige“ und „kleine Gruppe von Anti-Zoo-Aktivisten“ diffamiert worden.
Irreführende Behauptungen zur Zugänglichkeit
Andere Behauptungen wiederum seien irreführend. So habe ein Vertreter der Stadt Kronberg gesagt: „Das Konzept bietet
einen Mehrwert mit dem einzigen Nachteil, dass der Philosophenweg außerhalb der Betriebszeiten des Zoos künftig nicht mehr
zugänglich sei. Einen Nachtspaziergang auf dieser Strecke halte er jedoch ohnehin für wenig attraktiv.“
Zur ganzen Wahrheit hätte aber gehört, dass der Philosophenweg von Königstein aus überhaupt nicht mehr zugänglich sein
würde, denn es ist dort nur ein Ausgang und kein Eingang vorgesehen. Die Betriebszeiten des Zoos, im Sommer von 9 bis 18 Uhr,
seien zu knapp bemessen für den morgendlichen Weg zu Schule oder Arbeit. Für Spaziergänger, die im Sommer bis 22 Uhr
Tageslicht haben, hätten die frühen Abendstunden absolut nichts mit einer Nachtwanderung zu tun, unterstrich Colloseus.
Außerdem wäre ein Wegegeld in Höhe einer halben Jahreskarte zu entrichten. Folglich wäre der Weg faktisch weder
außerhalb noch innerhalb der Betriebszeiten öffentlich zugänglich.
Philosophenweg als durchgängige Verbindung im Urkataster
Unzutreffend sei auch die Behauptung von Zoo-Direktor Dr. Kauffels, „Der Scheibenbuschweg in seinem Verlauf ab dem
Hardtweiher war der eigentliche Verbindungsweg nach Königstein. Der Philosophenweg war sogar teilweise geschlossen.“
Tatsächlich enthalten alle der ALK vorliegenden historischen Karten den
Philosophenweg als durchgängige Verbindung zwischen Königstein und Kronberg, betonte die Wählergemeinschaft. Das Urkataster
reiche bis ins Jahr 1869 zurück. Der Opel-Zoo sei erst im Jahr 1956 gegründet worden. Spätestens in der Karte von 1958 sei
der Philosophenweg auch als Wanderweg gekennzeichnet. Der Scheibelbuschweg hatte keine Markierung.
Zudem verlaufe der heutige schattige, feuchte und steile Scheibelbuschweg nicht mehr dort, wo er früher verlief. Alte
Königsteiner erinnern sich daran, dass der Scheibelbuschweg bis in die 1960er Jahre im heutigen Zoogelände verlief und
längst nicht so beschwerlich war wie heute.
Vergangenheit wurde abgehakt
Bis ins Jahr 1974 waren etliche Bauten und Anlagen des Zoos rechtlich gesehen Schwarzbauten, unterstrich der Stadtverordnete.
Die unrühmliche Vergangenheit seit der Entstehung des Zoos wurde abgehakt, dem Zoo wurden lukrative Entwicklungsmöglichkeiten
eröffnet. Diese wurden mit dem Kassen- und Zoo-Shop-Gebäude, dem von der Bundesstraße aus zugänglichen Restaurant „Lodge“, dem
Giraffenhaus und dem Elefantenhaus reichlich ausgeschöpft.
Status Quo ist bereits der Kompromiss
„Hauptbedingung für die Zustimmung Königsteins war der weiterhin öffentliche Philosophenweg. Der Status Quo ist also bereits
der Kompromiss. Der Zoo hat sich großartig entwickelt. Jetzt ist der Zoo am Zuge, die öffentliche Nutzung des Philosophenwegs
zu gewährleisten“, unterstrich Colloseus.
In einem gemeinsamen Beschluss aller Fraktionen hatte das Königsteiner
Stadtparlament im Jahr 2008 die Forderung nach einem öffentlichen Philosophenweg erneuert.
Ausweitung aus ökologischen Gründen nicht erstrebenswert
Eine abermalige Ausweitung des Zoobetriebs ist nach Auffassung der ALK auch aus ökologischen Gründen nicht erstrebenswert.
Das Parken von Zoo-Besuchern auf Wiesen mit geschützten Pflanzen sei schon seit Jahren ein Problem. Das Ausmaß der von Autos
genutzten Flächen gehe weit über das genehmigte Maß hinaus. Auch die teils mit unsinnigen Argumenten wie „für LKW, die sich
verfahren“ angelegten Asphaltstraßen auf den Wiesen müssen zurückgebaut werden, verlangte
die ALK.
Vielfältige technische und organisatorische Möglichkeiten
„Eine Lösung kann es nur mit einem öffentlichen Philosophenweg geben. Wenn die Zooleitung gegen die im Bebauungsplan
vorgesehenen Brücken das Argument des Landschaftsbildes vorbringe, so sei dies angesichts des monumentalen neuen
Elefantenhauses eher fragwürdig“, so Colloseus.
Für die weitere öffentliche Nutzung des Philosophenwegs gebe es unter Berücksichtigung der Interessen des Zoos
vielfältige technische und organisatorische Möglichkeiten. Beispielsweise könnten die neu geschaffenen Abzweigungen vom
Philosophenweg in das private Zoogelände optisch besser gekennzeichnet werden. Möglich seien Pergolen, auffälligere
Bodenmarkierungen und größere Hinweisschilder.
Die ALK habe auch Drehtore an den beiden Zugängen vorgeschlagen. An diesen könnten kostenfreie Durchgangskarten ähnlich
der „Brötchentaste“ an Parkautomaten ausgegeben werden. Die Drehtore könnten automatisch betrieben und mit breiteren Toren
ergänzt werden. Diese könnten bei Bedarf beispielsweise für Kinderwagen geöffnet werden. Nach Betätigung einer Klingel und
Inaugenscheinnahme durch eine installierte Kamera könnte das Tor per Fernbedienung geöffnet werden, schlug Colloseus vor.
Solche Systeme funktionierten andernorts zuverlässig. Gegen Nichtzahler im Zoogelände könnten gelegentliche Kontrollen wie
in der S-Bahn vorgenommen werden.
Philosophenweg als Chance sehen
Die 600.000 bis 700.000 zahlenden Besucher pro Jahr beweisen nach Ansicht des Stadtverordneten, dass die Gäste so
zufrieden sind, dass sie gerne wiederkommen. Der Zoo solle den Philosophenweg auch als Chance sehen. Wer auf dem
Philosophenweg nebenbei einen Teil des Zoos sehen könne, der könne auch angeregt werden, sich eine Eintrittskarte zu kaufen,
um den gesamten Zoo zu besichtigen.
Entwicklung gemeinsamer touristischer Konzepte
Der aktuell gültige Bebauungsplan ist die Grundlage für ein gut nachbarschaftliches Verhältnis der Städte Kronberg und
Königstein mit dem Opel-Zoo, ist Colloseus überzeugt. Deshalb werde die ALK an dem Plan festhalten. Entwicklungen
gemeinsamer touristischer Konzepte seien in diesem Rahmen möglich. Daran wolle die Wählergemeinschaft zum fairen Nutzen
aller Beteiligten mitwirken. (23.01.2013)