Der Ergebnisworkshop zum Opel-Zoo war aus Sicht der ALK ein Rückschritt verglichen mit der Beteiligung im Internet. Die von eOpinio auf Pinnwänden vorgestellten
Stichworte, die das Ergebnis der eingegangen Vorschläge repräsentieren sollten, waren so reduziert, dass wichtige Vorschläge ganz fehlten und ausformulierte Lösungen
ihrer Begründung beraubt waren, kritisierte der ALK-Stadtverordnete Andreas Colloseus.
Entgegen der Ankündigung in der Auftaktveranstaltung spielten die Bewertungen der Vorschläge keine Rolle. Es wurde nicht gewichtet, denn sonst hätten die
über 1.400 Bürger, die mit ihrer Unterschrift für den Zoobetrieb in seinen jetzigen Grenzen, eine
Offenhaltung des Philosophenwegs im derzeitigen Verlauf und das Freihalten der wertvollen Wiesen von parkenden Autos votiert haben, in Relation mit den 216 Nutzern
der Internetplattform als überwiegende Bürgermeinung anerkannt werden müssen. Der Stadtverordnete bezeichnete dies als willkürlichen Eingriff und eine nachträgliche,
einseitige Änderung der Regeln.
90 Prozent der Menschen für die Offenhaltung des Philosophenwegs
Colloseus wies darauf hin, dass über 90 Prozent der Menschen, die in den vergangenen Wochen Meinungen zum Opel-Zoo geäußert hatten, für die Offenhaltung des
Philosophenwegs ohne jegliche Einschränkung sind. Neben den 216 Nutzern der Bürgerbeteiligungsplattform hatten sich 1418 Menschen bei einer Unterschriften für den
offenen Philosophenweg ausgesprochen. Diese 1418 Bürger entsprechen 87 Prozent (1634 Beteiligte = 100 Prozent). Hinzu kommen sehr viele der 216 angemeldeten Nutzer
der Plattform, die sich im gleichen Sinne eingebracht hatten.
Veranstaltung am 23. November war schwach besucht
Zu Beginn der Veranstaltung am 23. November um 14 Uhr war der große Saal des HdB mit rund 100 Besuchern bei 216 angemeldeten Internet-Teilnehmern schon mehr als
schwach besucht. In der Abschlussrunde gegen 17:30 Uhr gab es gerade noch 53 Anwesende – die Bürgermeister von Kronberg und Königstein, Moderator,
Verwaltungsmitarbeiter der Städte Kronberg und Königstein, eOpinio-Vertreter, heutige und frühere Mitarbeiter des Zoos sowie ehrenamtliche Kommunalpolitiker
eingerechnet. Die ALK wie auch Bürgermeister Leonhard Helm hatten eine deutlich stärkere Beteiligung der Bevölkerung aus den beiden Nachbarstädten erwartet.
Im Laufe des mühsamen und zähen Prozesses ist die wahre Bürgerbeteiligung also immer mehr auf der Strecke geblieben, zog der Stadtverordnete seine Bilanz. Die
Hürden seien sehr hoch gelegt worden. Die Aufteilung der Anwesenden in vier Gruppen, die rotierend nacheinander jeweils 30 Minuten in eine der vier Arbeitsgruppen
geschickt wurden, hat viele enttäuscht, weil in allen Gruppen zunächst sehr viel Zeit mit den Erläuterungen der Einträge im Internet verbracht wurde. Nicht wenige
Bürger haben in der ersten Stunde aus Enttäuschung über die Beteiligungsmöglichkeiten die Veranstaltung verlassen, so die Beobachtung anwesender
ALK-Kommunalpolitiker.
Offenhaltung des Philosophenwegs nur auf der Rückseite der Pinnwand
Der Name des Philosophenwegs, der das meiste Bürgerinteresse auf sich zieht, wurde von den Veranstaltern weitgehend vermieden, so der Stadtverordnete. Dessen
Belange fanden sich unter der Arbeitsgruppe „Zugangsmöglichkeiten“, wo dieser aber nur als „Pweg“ auf den Überschriftenkarten geführt wurde. Besonders eklatant war,
dass der Aspekt der Offenhaltung des Philosophenwegs nur auf der Rückseite der Pinnwand angebracht war.
Die Arbeitsgruppe zum Philosophenweg „Zugangsmöglichkeiten“ steuerte zudem als Präsentator der Mitarbeiter der Kronberger Stadtverwaltung sehr stark. Immer wieder
lenkte er die Argumentation in Richtung einer Zuschlagung des Philosophenweges zum Zoogelände. Das, was der Verwaltungsmitarbeiter immer wieder als vermeintlichen
Kompromiss darstellte, war in Wirklichkeit aber eher die Übernahme der Wünsche der Zooleitung, monierte Colloseus. Dies sei ein weiterer Punkt, an dem die Neutralität
der Moderation dieser Bürgerbeteiligung verletzt worden sei.
Weniger qualifiziert, als die Vorschläge der Internetplattform
Die vier Arbeitsgruppen zu den Themen Parkplatzstandorte, Zugangsmöglichkeiten, Rundweg und Wegestationen, Beschilderung und Verkehr (ÖPNV) haben nach Auffassung
der unabhängigen Wählergemeinschaft die Erwartungen nicht erfüllt. In allen Gruppen hätten die Argumente vollständiger präsentiert werden können. Die Beiträge in den
Arbeitsgruppen konnten nur weniger qualifiziert werden, als die Vorschläge aus der Internetplattform. Beispielsweise konnten ungeprüft falsche Behauptungen zum
historischen Verlauf des Philosophenwegs oder zu angeblich utopischen Kosten für eine Videoüberwachung im Zoo aufgestellt werden.
Lösungen, Kompromisse, Positionen konnten nicht erarbeitet werden
Diese Arbeitsgruppen hatten in ihrer halben Stunde Arbeitszeit eigentlich keine echte Chance, auch zu effektiven Arbeitsgruppen zu werden: Einen großen Raum nahm
die Präsentation der Argumente aus dem Internet ein, Fragen wurden beantwortet und ansatzweise diskutiert. Lösungen, Kompromisse, Positionen konnten nicht erarbeitet
werden, dazu fehlte die Zeit, auch waren die Gruppen so nicht angelegt. Es wäre besser gewesen, wenn die Arbeitsgruppen mit festen Teilnehmern zwei Stunden Zeit
gehabt hätten. Deutlich wurde aber, dass im Hinblick auf den Philosophenweg etliche Bürger meinten, "es kann doch so bleiben, wie es ist".
Noch gravierende Informationsdefizite
In der Schlussrunde um 17:30 bis kurz vor 18 Uhr stellte sich heraus, dass in jeder der vier Arbeitsgruppen-Stationen noch gravierende Informationsdefizite
bestanden. So fehlten zum Parkplatzbedarf belastbare Zahlen. Es ist unklar, ob und wie der Scheibelbuschweg nivelliert werden kann, so Colloseus. Wie viele der
Benutzer des Philosophenwegs sind Besucher des Zoos, lautete eine andere Frage. Zu den angeblich damit verbundenen Problemen fehlen noch Daten und Fakten, obwohl die
Stadtverwaltungen und der Opel-Zoo inzwischen vier Wochen Zeit hatten, diese zu liefern.
Geheimniskrämerei um die Vandalismusliste des Zoos
Kritisiert wurde von Bürgern auch die Geheimniskrämerei um die Vandalismusliste des Zoos, die nicht einmal den Gremien der Stadt Königstein vorliegt. Hier zeigte
sich der 1. Stadtrat von Kronberg, Odszuck, offen, die Liste nicht öffentlich weiterzugeben. Deutlich wurde, dass bei einer über rund 20 Jahre geführten Liste es
rund 8 Vorfälle pro Jahr gab. Die Vorfälle bezogen sich auf den gesamten Bereich des Opel-Zoos und nicht nur auf den Philosophenweg. Bei vielen Vorfällen habe es sich
um Tierdiebstähle gehandelt, die sich innerhalb des Zoogeländes ereigneten (Kleintiere).
Keine neuen Erkenntnisse, für eine Schließung des Philosophenwegs
Die Veranstaltung am Samstag hat für die ALK keine wesentlichen neuen Erkenntnisse gebracht außer der Tatsache, dass es in beiden Städten viele engagierte Bürger
gibt. Insbesondere gibt es keine neuen Erkenntnisse, die für eine Schließung des Philosophenwegs gesprochen hätten, resümierte Colloseus.
Bürgerbegehren angesprochen
Eine Bürgerin sprach das Thema Bürgerbegehren an. Es wäre interessant, wenn die Befürworter der Schließung des Philosophenwegs ein solches Begehren starten würden.
Dies werde aber wahrscheinlich nicht geschehen, weil die Befürworter dieser Veränderung Schwierigkeiten haben dürften, für die erste Hürde eines Bürgerbegehrens die
erforderlichen 10 Prozent Unterschriften aller Wahlberechtigten zusammenzubekommen, schätzte der ALK-Stadtverordnete die Situation ein.
Breiter Konsens: Parken auf den Wiesen soll grundsätzlich vermieden werden
Immerhin, so die ALK, kam in einem Punkt so etwas wie ein breiter Konsens heraus: Das Parken auf den Wiesen solle grundsätzlich vermieden werden. Sinnvoll
erscheine, dem Opel-Zoo die baurechtliche Möglichkeit zur Errichtung eines Parkdecks auf einem Teil der jetzigen Parkfläche einzuräumen, damit keine Autos mehr auf
den schützenswerten Wiesen abgestellt werden. Zudem wurde eine bessere Einbindung des ÖPNV mit möglichst eigenem Erlebniswert „Safaribus“ allgemein begrüßt.
(25.11.2013)