Allen bekannt steht der große Brunnen vor dem Alten Rathaus zentral in Königstein. Die Wenigsten wissen jedoch,
dass sein Relief die Entstehung der Königsteiner Altstadt erzählt. Ursprünglich stammt der Brunnen vom Stolbergischen
Schloss, er wurde jedoch mehrfach versetzt. Dieses Detail und noch viel mehr erfuhren knapp 30 Bürgerinnen und Bürger
in rund zwei Stunden beim wALK & tALK der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein.
Das Relief am Brunnen vor dem Alten Rathaus erzählt die Entstehung der Königsteiner Altstadt
|
Geführt durch die Altstadt wurden die Neu- und Altbürger Königsteins von Ellengard Jung vom Denkmalverein
Königstein sowie von der ALK-Stadtverordneten Susanne Althans-Edmaier. Die ALK-Bauexpertin verteilte gleich
zu Beginn Pläne aus dem Denkmalverzeichnis des Hochtaunuskreises mit den Einzeldenkmälern und erläuterte den
umfassenden Geltungsbereich der Altstadtsatzung.
Vom Anwesen der Kugelherren ist nur das Kellergewölbe erhalten
Wissenswertes gab es auch über das Anwesen der Kugelherren in der Woogtalstraße. „Von hier aus verwalteten
die Kugelherren das Stiftungsgut und die Stiftungsgelder des Klosters. Es wurde 1465 von Eberhard II. von
Eppstein-Königstein gestiftet. Erhalten ist noch das Kellergewölbe, das unter Denkmalschutz steht,“ berichtete
Ellengard Jung aus ihrem großen Wissen zur Geschichte der Stadt. Fragen zur Namensgebung der Straßen kamen bei
dieser Erklärung auf, denn die Kugelherrenstraße ist in der Altstadt an anderer Stelle zu finden.
Wie kann das historische Stadtbild erhalten werden?
„Zwar gilt seit 1986 eine Altstadtgestaltungssatzung, jedoch
werden in mehreren Gebäude Bauteile genutzt, die der Satzung widersprechen, wie zum Beispiel Metallfenster“,
kritisierte Althans-Edmaier. Daraufhin entstand vor dem St. Joseph Krankenhaus eine lebhafte Diskussion unter
den Teilnehmern, welche gestalterischen Anforderungen an Neubauten oder Umbauten, an Baukörper, Dachform und
Baumaterialien zu stellen seien, damit das historische Stadtbild erhalten werden könne.
Die alte Schule in der Karlstraße diente auch als Rathaus
Die beiden Leiterinnen führten die Gruppe in die Karlstraße. Dort befindet sich ein Fachwerkhaus, das bereits
im 15. Jahrhundert Standort der Schule des Stifts gewesen sei. „Es trägt daher die Bezeichnung „Alte Schule“ und
diente Ende des 16. und im 17. Jahrhundert auch als Rathaus“, erläuterte Jung. In der kopfsteingepflasterten Straße
bewunderten die Teilnehmer auch die Fassade eines jüngst liebevoll restaurierten Wohnhauses.
Weiter ging es in die Kugelherrenstraße, in der einst noch die Stiftkirche der Namensgeber stand. Seit dem
17. Jahrhundert ist an dieser Stelle ein Wohnhaus, das mittlerweile unter Denkmalschutz steht.
„Burghuislein“ war zeitweilig Sitz der Kugelherren
Der Weg führte nun entlang der Kugelherrenstraße hinauf zum „Burghuislein“, das zeitweilig Sitz der Kugelherren
war und vorübergehend die Kapuzinermönche beherbergte. Auffallend war hier der Korbbogenfries, den ein benachbarter
Neubau als Gestaltungselement im Sichtmauerwerk übernommen hat. Eine Teilnehmerin lud die Gruppe spontan auf die
Dachterrasse ihres Hauses im oberen Teil der Kugelherrenstraße ein. Alle waren begeistert von dem wunderbaren
Rundblick über die Altstadt bis hinüber zur Villa Andreae.
Überarbeitung der Altstadtgestaltungssatzung ist unbedingt nötig
Der Rundgang endete mit der Besichtigung der schmalen Gasse zwischen Woogtalstraße und Karlstraße,
die keinen Namen trägt. „Eine Überarbeitung der Altstadtgestaltungssatzung ist unbedingt nötig“, betonte
Althans-Edmaier zum Schluss. „Nur so kann man dem Erhalt der historisch wertvollen Altstadt gerecht werden.“
Teilnehmer regten an, historische Gebäude mit Informationstafeln zu versehen.
Mit der Gestaltung der Altstadt beschäftigt sich schon die Königsteiner Baufibel von 1987
[Anklicken zum Öffnen]
|
(10.05.2019)