Am Samstag, dem 6. Juli 2019 fand in der Reihe wALK & tALK der Aktionsgemeinschaft
Lebenswertes Königstein eine Begehung des Philosophenweges statt. Der öffentliche Verbindungsweg zwischen Königstein
und Kronberg soll nach dem Votum der Mehrheit der Stadtverordneten beider Städte über vertragliche Regelungen zwischen
den Kommunen und dem Opel-Zoo ein Privatweg werden. Die Nutzung des Weges würde dem Opel-Zoo überlassen.
Der Waldparkplatz bietet einen guten Überblick auf das Gelände und den Wegeverlauf
|
Nur noch Kronberger und Königsteiner Bürger sollen den Weg zu den Öffnungszeiten des Tierparks für 60 Minuten passieren
dürfen. Deshalb hat sich in Königstein die Initiative
„Philosophenweg für Alle“ gegründet, die ein Bürgerbegehren
auf den Weg gebracht hat, um diesen Mehrheitsbeschluss des Königsteiner Stadtparlaments aufzuheben.
ALK-Fraktionsvorsitzende Runa Hammerschmitt, begrüßte rund 40 interessierte Bürger, die sich ein Bild von den Gegebenheiten
machen wollten. Darunter befanden sich auch der Direktor des Opel-Zoos, Dr. Thomas Kauffels und zwei Vertrauensleute der
Initiative „Philosophenweg für Alle“.
Die beiden Experten der ALK, Andreas Colloseus und Günther Ostermann, hatten auf dem Weg, der von dem Waldparkplatz zum
Eingang des Zoos am Kamelgehege über den Philosophenweg durch den Zoo und über den Scheibelbuschweg wieder zum Ausgangspunkt
zurückführte, einige Stationen mit Detailinformationen eingeplant.
Bebauungsplan aus 2004 ist der bestehende Kompromiss
So erfuhren die Teilnehmer, dass der Opel-Zoo im Jahre 1956 von Georg von Opel gegründet wurde und sich im Laufe der Jahrzehnte
entlang des öffentlichen Philosophenwegs immer weiter entwickelt habe. Ein Bebauungsplan aus dem Jahre 2004, der heute noch
rechtskräftig sei, habe dem Zoo erhebliche Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet, so unter anderem den Neubau eines Elefantenhauses
mit Restaurant, eines Giraffenhauses, des Eingangsgebäudes mit Souvenirladen, sowie des Restaurants „Lodge“. Dieser Bebauungsplan
wurde von Kronberg und Königstein gemeinsam auf den Weg gebracht.
Wesentlicher Bestandteil ist der öffentliche Philosophenweg
Wesentlicher Bestandteil des Bebauungsplans ist, dass der Philosophenweg als öffentlicher Weg bestehen bleibt. Königstein
stimmte dem Plan nur unter dieser Bedingung zu. Der Bebauungsplan sah Brücken über den Philosophenweg vor, die beide Hälften
des Zoos links und rechts des öffentlichen Weges verbinden sollten. Die Realisierung wurde nie ernsthaft verfolgt, nach Aussage
von Dr. Kauffels während des Rundgangs seien noch nicht einmal die Kosten ermittelt worden.
Ein Verbindungsweg ist keine Frage der Gemarkung
Auf Nachfrage eines Teilnehmers wurde auch erläutert, dass es für die Eigenschaft eines Verbindungswegs nicht entscheidend
sei, auf welcher Gemarkung dieser überwiegend liegt. Eine von Kronberg im Jahr 2007 betriebende Einziehung
sei daran gescheitert, dass es eben nur möglich ist, einen Weg einzuziehen, wenn kein Verkehrsbedürfnis mehr daran besteht oder
das Wohl der Öffentlichkeit dies erfordere, was beides aber für den Philosophenweg nicht zutreffe.
Ablehnung eines Königsteiner Zugangs steht Einigung im Wege
Weiter ging es dann zum unteren Kassenhäuschen des Zoos. Andreas Colloseus erläuterte, dass die Städte Kronberg und Königstein
und die Stiftung des Opel-Zoos nunmehr einen Vertrag vorbereitet hätten, wonach der Philosophenweg als öffentlicher Weg eingezogen
werden solle. Neben dem Durchgangsrecht während der Zoo-Öffnungszeiten könnten Kronberger und Königsteiner Bürger Jahreskarten zum
halben Preis erwerben. Kronberg habe diesem Vertrag bereits zugestimmt, während Königstein seine Zustimmung daran geknüpft habe,
dass am Königsteiner Zugang zum Zoo, also am westlichen Ende im Bereich des Kamelgeheges ein zweiter Eingang eingerichtet werde.
Dies habe der Direktor des Zoos in der Presse sofort abgelehnt.
Zoodirektor Dr. Kauffels erklärte, dass diese Option nicht verhandelt worden sei. Bisher ist auf Königsteiner Seite lediglich
ein Ausgang vorgesehen. Wenn Bürger von Königstein kommend den Philosophenweg nutzen wollen, müssen sie nach den derzeitigen Planungen
über die Hauptkasse gehen.
Ungenügende Markierung des kostenpflichtigen Zoo-Geländes
Colloseus erläuterte, wo der öffentliche Bereich ende und der kostenpflichtige Teil des Opel-Zoos beginne. Er bemängelte, dass
der Übergang in den kostenpflichten Bereich des Opel-Zoos nicht deutlich zu erkennen sei und regte an, hier größere Schilder oder
bessere Hinweise, beispielweise mit begrünten Portalen, anzubringen.
Rückweg über den sehr steilen Scheibelbuschweg
Die Gruppe setzte ihren Weg bis zum Ende des Zoos in Richtung Kronberg fort. Von hier aus ging es über den Scheibelbuschweg auf
der Nordseite des Zoos entlang. Günther Ostermann führte aus, dass der Scheibelbuschweg früher auf einer flacheren Strecke durchs
Gelände geführt habe, das heute zum Zoo gehöre. Das habe dazu geführt, dass der jetzige Weg durch sehr steiles Gelände führe.
Bereitschaft zu weiteren Zugeständnissen
Wieder am Ausgangspunkt angekommen, fasste Colloseus noch einmal den Standpunkt der ALK zu dem Thema zusammen. Für die ALK, so
führte er aus, stelle der Bebauungsplan von 2014 den geltenden Kompromiss dar, man sei in der Frage des Philosophenweges jedoch
durchaus zu weiteren Zugeständnissen bereit. So könne man sich vorstellen, den Weg nachts, zwischen 22 und 6 Uhr, zu schließen.
Unverzichtbare Standpunkte der ALK
Wichtig sei die Beibehaltung der freien Nutzbarkeit des öffentlichen Philosophenwegs für jede Person unabhängig von Alter und Wohnort
zu den üblichen Tageszeiten für einen Verbindungs-, Spazier- und Wanderweg.
Die Zugangsregelung könne mit modernen Mitteln so gestaltet werden, dass alle Bürger den Weg weiterhin wie bisher benutzen könnten,
nicht nur Königsteiner und Kronberger. Es sei schwer vorstellbar, dass bei einem Familienausflug die Königsteiner Familienmitglieder
den Weg kostenlos benutzen dürften, während die auswärtigen Gäste den vollen Eintritt bezahlten müssten.
Zuversichtlich für Bürgerbegehren „Philosophenweg für Alle“
Trotz des emotional aufgeladenen Themas verlief der Rundgang in sachlicher Atmosphäre. Hammerschmitt wies darauf hin, dass
man für das Bürgerbegehren „Philosophenweg für Alle“ bereits über 1.200 Unterschriften gesammelt habe und guten Mutes sei,
die erforderliche Anzahl von Unterschriften innerhalb der Frist, die am
24. Juli 2019 ablaufe, zu erreichen.
(8.7.2019)