Nach den jüngsten Entscheidungen der Königsteiner Stadtverordneten am
25. April scheint die Zukunft des
Philosophenweges als öffentlicher Weg durch den Opelzoo in Gefahr. Mit 20 zu 15 Stimmen entschied das Stadtparlament, den
2003 beschlossenen Bebauungsplan M9 zu ändern und zu erweitern.
Der Philosophenweg ist seit jeher ein öffentlicher Verbindungsweg zwischen Kronberg und Königstein
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In ihrer ablehnenden Haltung wurde die ALK lediglich von den Grünen, dem FDP-Fraktionsvorsitzenden Klaus-Michael Otto und
dem SPD-Stadtverordneten Stefan Kilb unterstützt. Die von der ALK beantragte Zurückstellung des Aufstellungsbeschlusses, um
die Ergebnisse einer Bürgerversammlung abzuwarten, fand ebenso keine Mehrheit wie der Vorstoß, die kostenfreie Nutzung des
Philosophenwegs festzuschreiben.
Die Mehrheit der Stadtverordneten kann sich zudem den Neubau eines Weges vom Opelzoo über die nach Ansicht der ALK
schützenswerten Wiesen bis zum Gebiet Kaltenborn vorstellen. Lediglich die ALK-Forderung nach einem Verkehrskonzept für den
Zoo hatte im Bauausschuss eine knappe Mehrheit von 6 zu 5 gefunden.
Nachstehend die Rede des ALK-Stadtverordneten Günther Ostermann in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, die
allerdings keinen Meinungsumschwung auslöste:
Historie: Georg von Opel, ein begeisterter Jäger, hatte schon vor dem 2. Weltkrieg mit 15 Hektar und Rotwild begonnen.
Später kam weiteres Hirschwild dazu. Die Tiere wurden nach Kriegsende von Soldaten der Alliierten abgeschossen.
Nach dem Krieg mit Haltung von Tieren zur Ernährung, dann der schnelle Aufstieg des Zoos, als Georg von Opel Wildtiere
aus Afrika mitbrachte.
Das Gelände des heutigen Zoos stand schon damals unter Landschaftsschutz und nur durch lange Verhandlungen gab es ein
„freundschaftliches“ Übereinkommen = Duldung des Zoos.
1967 wurde der sog. Taunuswildpark eingerichtet, der unter Nutzung der Wälder in der Gemarkung Mammolshain bis an die
Landesstraße reichte. In den 50er Jahren marschierten Elefanten durch Mammolshain, Gibbons streiften mal durch die Gemarkung
und ausgebüchste Warzenschweine begegneten mir persönlich am Wacholderberg.
Es wurde dem Opelzoo ermöglicht, sich sicher zu etablieren
Erst mit der Aufstellung des übereinstimmenden B-Plans 123 (Kronberg) und M9 (Königstein) im Jahr 2003 wurde es dem
Opelzoo ermöglicht, sich sicher zu etablieren und mit Neubauten so zu erweitern und zu verbessern, wie er sich heute als
Publikumsmagnet im Taunus präsentiert.
Früher waren die Bauten des Zoos im Prinzip "schwarz" errichtet worden. Der heutige Opel-Zoo-Direktor Dr. Kauffels weist
darauf hin, dass der Magistrat der Stadt Kronberg im März 1974 den Zoo in seinem damaligen Zustand genehmigt habe. Im
Umkehrschluss heißt dies wohl, dass in den Jahrzehnten zuvor nichts genehmigt war. Nach 1974 seien "alle baulichen
Veränderungen mit Baugenehmigungen durchgeführt worden", so Kauffels weiter. Als Beleg für die Richtigkeit dieser
Äußerungen wird ein Buch des Zoos aus dem Jahr 2008 als vermeintlich objektive historische Quelle angegeben.
Im B-Plan wurden die Grundzüge der Planung wie Wege, Baufenster, die Erhaltung und Pflege der angrenzenden Wiesen und
Extensivweiden und vor allem die Erhaltung des Philosophenweges als öffentlicher Weg festgeschrieben. Dieser sollte durch
Brückenbauwerke überspannt werden, um dem Opelzoo zu ermöglichen, trotz des öffentlichen Weges ein abgeschlossenes Gelände
zu unterhalten.
Vorstöße, um den Philosophenweg zu einem Teil des Zoos zu machen
Wie wir alle wissen wurden schon wenige Jahre nach dem in Kraft treten der B-Pläne seitens des Opelzoos Vorstöße
unternommen, um den Philosophenweg zu einem Teil des Zoos zu machen und für die Öffentlichkeit zu schließen. Die Stadt
Kronberg hat sich, so unser Bürgermeister, vertraglich gebunden, diesen Vorstoß des Opelzoos umzusetzen. Damals scheiterte
das Vorhaben nicht nur an einem Dringlichkeitsantrag der FDP im Königsteiner Stadtparlament, sondern vorwiegend am Druck
vieler Bürger in Kronberg und Königstein. Deshalb ist es heute um so verwunderlicher, dass auch die FDP den
Änderungsvorschlag zum B-Plan M9 unterstützt. Da fragen wir uns, welche Voraussetzungen sich aus Königsteiner Sicht seit
2006 geändert haben, dass heute die Einziehung des Philosophenweges akzeptiert werden könnte.
Bürgermeister Helm als größten Verfechter eines alternativen Wegekonzeptes
Damals erhielt der Bürgermeister vom Stadtparlament Königstein den Auftrag, sich mit Kronberg und Opelzoo in Verbindung
zu setzen und die Erhaltung des Philosophenweges als öffentlichen Weg durchzusetzen. Der Auftrag wurde damals mit großer
Mehrheit erteilt.
Heute stellen wir mit Verwunderung fest, dass Bürgermeister Helm einer der größten Verfechter eines alternativen
Wegekonzeptes ist und bedauernd mitteilt, dass man wohl mit einem Ziel in Verhandlungen geht, dieses aber nicht erreicht
wurde. Das kann nicht im Sinne des B-Planes sein.
ALK Antrag auf weitgefasste Bürgerbeteiligung
Daher sind wir als ALK für eine weitgefasste Bürgerbeteiligung, die ergebnisoffen moderiert werden muss, bevor Konzepte
durch ein B-Plan-Verfahren festgeschrieben sind, das heißt der Aufstellungsbeschluss zur Änderung des B-Planes ist bis zum
Abschluss der ergebnisoffenen Bürgebeteiligung zurückzustellen. Hierzu haben wir einen Antrag vorbereitet.
Wir als ALK sehen keinen Grund für Königstein, eine Änderung des B-Planes im Bereich des M9 durchzuführen. Zunächst
sollten die bisherigen Festlegungen des B-Planes vollständig umgesetzt werden.
Angeblich bedingt durch den Bau des Elefantenhauses wurden entgegen den Festlegungen des B-Planes
asphaltierte Wege über die als Wiese und Extensivweide mit Pflegeauflagen für den Opelzoo
angelegt. Der B-Plan sieht dagegen lediglich wassergebunden Decken vor. Eine Mäandrierung der Wege wurde nicht umgesetzt.
Die steile und gerade Wegeführung mit Asphalt führt zu einem schnellem Ableiten von Wasser, was gerade durch die
mäanderförmige Wegeführung verhindert werden sollte.
Wegeverbindung zwischen Parkplatz an der B 455 und Waldparkplatz
Die Wege sollen, so die Erläuterungen von Kronberg und Bürgermeister, nach der Baumaßnahme wieder zurückgebaut werden.
Heute finden wir jedoch in dem ersten Wegekonzept genau diese Wegeführungen wieder. Von einem Zurückbau ist daher nicht
mehr auszugehen. Auch wurde uns versichert, dass die Wegeverbindung zwischen dem Parkplatz an der B 455 und dem
Waldparkplatz lediglich dem Baustellenverkehr dienen und nicht eine Verbindung zwischen dem Parkplätzen für Besucher sein
soll. Die Schranke solle außerhalb der Bauzeiten geschlossen sein.
Schranke weder geschlossen, noch Ordner des Zoos zu sehen
Die vergangenen Wochenenden zeigten aber deutlich, dass heute die Straße sehr wohl sowohl als
Verbindungsstraße und Parkplatz an besucherstarken Tagen genutzt wird, da weder die
Schranke geschlossen ist noch, zumindest am Nachmittag, Ordner des Zoos für die Parkplatzeinweisung nicht zu sehen waren.
So wird dem wilden Parken auf den geschützten Wiesen und Extensivweiden ungehinderten Vorschub geleistet. Speziell an
solchen Tagen wie am Wochenende vor 14 Tagen besteht ein Parkdruck, der kanalisiert werden muss. Hierzu ist die Entwicklung
eines Verkehrskonzepts erforderlich, das wir im Bauausschuss beantragt haben und das einstimmig angenommen wurde.
Bürgermeister hatte Auftrag für öffentlichen Philosophenweg
Der Bürgermeister hatte den Auftrag, sich für die Erhaltung des öffentlichen
Philosophenweges einzusetzen. Mit der Vorlage des Entwurfs des Wegekonzeptes wird das Konzept des öffentlichen Weges
verlassen. Die Alternativen sind nicht akzeptabel:
Die vermeintlichen Alternativrouten entlang der B 455 und der Scheibelbuschweg sind keine wahren Alternativen.
Die B 455 ist viel befahren, der Zugang steil und asphaltiert.
Der Scheibelbuschweg ist, sehr steil, die prognostizierte Blickbeziehung zur Falkensteiner Burg müsste durch das Fällen
von Bäumen erst geschaffen werden. Die Aussichtsplattform zum Elefantengehege birgt in der Logik des Zoos wieder Gefahren,
die wieder zu Problemen mit der Sicherheit der Tiere führen können.
Deshalb beantragen wir die Erhaltung der Wegebeziehung über den Philosophenweg mit Drehkreuzen, die den Ein- und Ausgang
in beide Richtungen ermöglichen. (Derzeit ist in Richtung Königstein nur der Ausgang, nicht aber ein Eingang eingeplant).
Von Bürgermeister Helm vorgesehene Erweiterung ist überflüssig
Nun zum letzten Punkt: Die von Bürgermeister Helm vorgesehene Erweiterung des B-Planes auf der Königsteiner Gemarkung
ist unseres Erachtens völlig überflüssig. Um die wertvollen Wiesen zu schützen, braucht es auf Grund des bereits
bestehenden Naturschutzes keinen B-Plan. Um einen Weg geordnet anzulegen, ist ebenfalls kein B-Plan erforderlich.
Zusätzlicher Verkehr von Parkplatzsuchenden in das Gebiet Kaltenborn
Wir befürchten dagegen, dass durch die Anlage eines Weges bei entsprechendem Parkdruck auch dieser als Parkplatz und
Zufahrt genutzt wird. Ist diese Wegebeziehung erst einmal bekannt, wird zudem zusätzlicher Verkehr von Parkplatzsuchenden
in das Gebiet Kaltenborn gezogen und führt dort zu Problemen.
Der Weg führt durch eine empfindliche montane Wiese, die in einem weitaus größeren Bereich als nur auf der Fläche des
Weges zum Austrocknen und damit zu einer Zerstörung der Flora führt. (28.4.2012)